Bad Dürrheim – Nach 20 Jahren schließt der Weltladen Karibuni endgültig seine Pforten. Der Eine-Welt-Laden im Kurpark war das örtliche Aushängeschild, was fairen Handel und damit Solidarität mit Erzeugern in Entwicklungsländern betrifft. Allerlei Schokolade, Kaffeebohnen, selbst genähte Ware und zeitweise frische Mango und Ananas konnte man dort erwerben. Inhaberin Roswitha Kneer war von Anfang an mit dabei. Die Rentnerin steckte ihre gesamte Energie in den Laden und konnte schon einige Projekte meistern.
Noch einmal ein großes Treffen
Im Rahmen des 20-jährigen Bestehens dieser Einrichtung verwandelte sich das Haus des Bürgers noch einmal in ein afrikanisches Paradies. Eine Reihe von Vorträgen, unter anderem zum Thema Regenwald, regte zum Nachdenken an. Besonders viel Andrang herrschte beim Trommel-Workshop von Karl-Heinz Wagner. Mehr als 30 Besucher trommelten pausenlos. „Wenn ich nichts gesagt hätte, hätten sie die ganze Nacht getrommelt“, scherzte Roswitha Kneer.
Die Kinderhilfe „Mali mit Herz“ kam aus Stuttgart angereist. Die Kinderhilfe aus Mali hat in den letzten Jahren eine Tanzschule sowie einen solarbetriebenen Brunnen gebaut. Die Kinder aus Mali hatten geplant, einen Tanz vorzuführen, doch die Tanzgruppe erhielt kein Visum. Der Projektleiter Basy Kouyate sprang kurzfristig ein für die Kinder. Statt einer Tanzeinlage sang der Projektleiter das Lied „Im walking away“ von Craig David.
Basy Kouyate und Roswitha Kneer verbindet eine tiefe Freundschaft. Stolz erzählte er den Besuchern, wie sehr ihm die Rentnerin ans Herz gewachsen sei: „Bad Dürrheim ist schön, aber unsere Roswitha ist viel schöner.“ Die lieben Worte rührten sie sehr.
Mehrere Händler boten internationale Produkte an. Udo Reinhardt aus Balingen hat sich auf Kosmetik spezialisiert. Die hochwertigen Öle werden aus Nüssen gepresst. Christian Molik aus München führt ein Fair-Handelshaus, das verschiedene Saucen, Toppings und Pesto herstellt. Upcyclingschmuck und Batiktaschen aus Ghana gab es bei Dagmar Gulde-Affany aus Sigmaringen. Neben einigen Schätzen aus Afrika gab es auch Produkte aus Südamerika. Mehrere Schokoladensorten aus Paraguay konnten verköstigt werden.
Ohne finanzielle Rücklagen war der Eine-Welt-Laden einst ins Leben gerufen worden. Das Karibuni hat gute Umsätze gemacht, besonders beliebt war es bei Bad Dürrheim-Besuchern aus der Schweiz und den Wohnmobilisten. Eine Zäsur war die Corona-Pandemie. Die Zahl der ehrenamtlichen Helferinnen schwand dahin. Das Ganze lief ehrenamtlich ab und nahm viel Zeit in Anspruch. Roswitha Kneer vermutet, dass genau deswegen kein Nachfolger antreten möchte.
Generell ist die Geschäftsführerin der Meinung, dass die Bad Dürrheimer wenig Interesse an dem Laden gezeigt hätten. Die fehlende Solidarität in der Gesellschaft ist aus ihrer Sicht ein großes Problem. Die wenigsten wollten Fair-Trade-Produkte kaufen, weil sie glauben, die Waren seien teurer. Laut Roswitha Kneer sind aber viele Fair-Trade-Produkte im Vergleich zu Discountern günstiger.
„Mehr Aufklärung nötig“
Um Kinder und Jugendliche für den fairen Handel zu interessieren, sei mehr Aufklärungsarbeit in den Schulen nötig, betont Kneer. Sie hofft, dass eines Tages der faire Handel in BWL-Studiengängen aufgenommen wird.
Mittlerweile ist die gelernte Kinderkrankenschwester 76 Jahre alt. Nach der Schließung des Ladens möchte Roswitha Kneer ihre neu gewonnene Freizeit genießen.