„Der Artikel zur Umfrage von Dr. Adalbert Scherzinger zum Thema Wasserkraftnutzung am Achdorfer Wehr ist sehr eindimensional. Sicherlich ist die Nutzung von regenerativen Energien grundsätzlich vorteilhaft, jedoch müssen auch die negativen Folgen betrachtet werden und diese sind im konkreten Fall am Achdorfer Wehr beträchtlich.

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Die bisher bekannten Begleiterscheinungen der Wasserkraft sind: a) Negative Veränderung der chemischen und physikalischen Eigenschaften des Wassers; b) Negative Veränderung der Gewässerdynamik und -struktur; c) Unterbrechung und negative Veränderung von Geschiebe- und Stoffhaushalten; d) Wanderhindernis und Gefahren für den Lebensraum von Fischen und wirbellosen Tieren. Die Wutach ist heute einer der letzten Naturflüsse in Baden-Württemberg und durch ein weitestgehend intaktes Ökosystem gekennzeichnet.

Abwässer eingeleitet

Während in den 1950er, 60er und 70er Jahren die Wasserqualität und der natürliche Fischreichtum der Wutach durch das Einleiten von Abwässern und durch mehrere Fischsterben stark beeinträchtigt waren, konnten diese in den 1980er Jahren schrittweise verbessert werden. Auf Initiative der Fischereiforschungsstelle des Landes Baden-Württemberg in Langenargen in Zusammenarbeit mit den lokalen Angelvereinen wurde im Jahr 2001 entschieden, im oberen Wutachtal keine Besatzmaßnahmen mit Fischen mehr durchzuführen.

Nullbesatzpolitik ein Erfolg

Die sogenannte “Nullbesatzpolitik“ ist aufgrund des großen Erfolges über die Grenzen des Landes hinaus bekannt geworden und wird mittlerweile auch an anderen Flüssen praktiziert. Jede Forelle, die heute in der Wutach schwimmt, stammt von natürlich abgelaichten Elterntieren ab, die wiederum seit nun fast zwei Jahrzehnten einen von Menschen unbeeinflussten, an die natürlichen Gegebenheiten angepassten Bachforellenstamm ausgebildet haben.

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Mit dem Bau von weiteren Wasserkraftanlagen ist die Fortführung dieser einzigartigen Initiative zum Schutz bedrohter Insekten und Fische stark gefährdet. Bereits heute ist die Qualität des Ökosystems durch bestehende Wasserkraftanlagen stark in Mitleidenschaft gezogen und eine weitere Wasserkraftanlage würde den negativen Einfluss weiter erhöhen.

Nutzen und Schaden abwägen

Vor diesem Hintergrund bitten wir, den Nutzen der regenerativen Energie einer Wasserkraftanlage am Achdorfer Wehr dem Schaden an der Natur gegenüberzustellen. Der Bau eines Kraftwerkes in Achdorf wäre ein nachhaltig negativer Eingriff in das heute noch weitestgehend intakte Ökosystem Wutach und aus unserer Sicht nicht vertretbar.“

Rainer Frei, Vorsitzender der Fliegenfischervereinigung 1966 Wutachflühen