Als in den Jahren 2006/07 über ein Flusskraftwerk am Achdorfer Wehr diskutiert wurde, schlugen die Wogen hoch. Eine Bürgerinitiative gründete sich, bei vielen Menschen im Tal entstand die Angst, dass der Wasserfall kaum mehr Wasser haben könnte, eine Bürgerinitiative gründete sich, am 30. September 2007 kam es zum Bürgerentscheid.

Zwei Investoren sprangen ab

Zwar stimmten mehr Bürger für den Erhalt des Wehrs als für das Flusskraftwerk, doch das Quorum wurde nicht erreicht. Doch das Flusskraftwerk wurde nicht gebaut, zwei der drei Investoren sprangen ab.

Bei der Diskussion über ein Flusskraftwerk am Achdorfer Wutachwehr im Jahr 2007 (Bild) hatten viele Talbewohner die Sorge, dass der ...
Bei der Diskussion über ein Flusskraftwerk am Achdorfer Wutachwehr im Jahr 2007 (Bild) hatten viele Talbewohner die Sorge, dass der Wasserfall an rund 270 Tagen im Jahr kein Wasser mehr hätte. | Bild: Lutz, Bernhard

Nun ist das Flusskraftwerk am Achdorfer Wehr wieder Thema. Der aus Achdorf stammende Arzt Adalbert Scherzinger hat eine Umfrage in Achdorf getätigt. Dabei ging es um die Frage, ob die Achdorfer am Wutachwehr zwischen Achdorf und Aselfingen lieber die von Stadt und Gemeinderat favorisierte Raue Rampe wollten, bei der das Wehr mit Steinen aufgeschüttet wird, oder ob sie lieber ein Flusskraftwerk wollten. Das Ergebnis: Von rund hundert befragten Wahlberechtigten wollten 76 Bürger ein Flusskraftwerk und 13 eine Raue Rampe.

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Die Umfrage hatte Scherzinger schon vor einiger Zeit gemacht und das Ergebnis dann auch den Fraktionen im Gemeinderat und dem Bürgermeister mitgeteilt. Dem Schreiben legte er auch eine Stellungnahme des Unternehmers Bernhard Ernst aus Baden-Baden bei, worin Ernst, der auch das Flusskraftwerk vor der Wutachmühle gebaut hat und betreibt, sein Interesse bekundet, auch am Achdorfer Wehr ein Flusskraftwerk zu bauen und so einen „positiven und sinnvollen Beitrag für die Energiewende„ zu leisten. Jetzt wandte Scherzinger sich an den SÜDKURIER.

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Den Grund für die Umfrage schildert der Initiator so: „Ich bin klar für die Energiewende und regenerative Energien.“ Er hätte gerne ein Flusskraftwerk. Die Umfrage sei keine Kritik, sie solle lediglich der politischen Willensbildung dienen.

In ganz Achdorf unterwegs

Er sei in ganz Achdorf unterwegs gewesen, und habe versucht, alle Wahlberechtigten zu erreichen. „Ich rede mit vielen Leuten und ich konnte bisher nie nachvollziehen, dass so viele Leute gegen ein Kraftwerk sind.“ Er höre meist eine andere Meinung, wie ihm das Ergebnis der Umfrage jetzt bestätige.

Bürgermeister verweist an Ortsvorsteher

Bürgermeister Markus Keller verwies kürzlich auf Anfrage an Achdorfs Ortsvorsteher Hans-Peter Mess. Ortsvorsteher Mess passt die Umfrage nicht. Er kritisiert schon die Fragestellung wegen der hohen Kosten für die Raue Rampe: Er habe bei der Bürgerversammlung am 2. Januar in Achdorf erklärt, dass die Raue Rampe keine 1,2 Millionen Euro kosten dürfe, wovon die Rede war. Ursprünglich sei von 600 000 Euro Kosten die Rede gewesen, er habe gesagt, diese Kostenexplosion dürfe nicht sein.

Initiator Adalbert Scherzinger kann die Entwicklung nicht nachvollziehen. Mit der Rauen Rampe ginge der Wasserfall, das zentrale Argument der Bürgerinitiative, ganz verloren.

Die Umfrage im Wortlaut

Bei der Umfrage wollte Initiator Adalbert Scherzinger von den Achdorfern folgendes wissen:

Erste Alternative: „Von Gemeinderat und Verwaltung wurde als kostengünstigste Lösung letztes Jahr geplant, die Wasserdurchgängigkeit des Wehrs mittels einer rauen Rampe, welche beinhaltet, dass der Wasserfall aufgeschüttet wird, zu realisieren. Mittlerweile liegen neue Kostenschätzungen vor, die sich auf circa eine Million Euro belaufen. Ein Bruchteil dieser Kosten müsste die Gemeinde übernehmen, auch wäre die Gemeinde zukünftig für die Unterhaltung zuständig. Der Wasserfall in der bisherigen Form ist dann Geschichte.“

Zweite Alternative: „Nach einem Telefonat mit dem Kraftwerksbetreiber an der Wutachmühle ist dieser nach wie vor bereit, ein Flusskraftwerk zu erstellen, mit Auflage eine Fischtreppe zu realisieren und auch die Einspeisung des Mühlenkanals zu gewährleisten. Dadurch könnte ein sinnvoller Beitrag für die Energiewende geleistet werden und auch die Gemeinde würde finanziell entlastet werden.“

Das Ergebnis: 76 Bürger stimmten für ein Flusskraftwerk; 13 Bürger wollen die Raue Rampe; zwölf Wahlberechtigte wollen weder noch Flusskraftwerk oder eine Raue Rampe. Drei Haushalte wollten sich nicht mit einer Unterschrift festlegen. (blu)