Blumberg hat ihm einiges zu verdanken. Unter ihm begann in den 1990er Jahren die Erschließung des Lauffenmühle-Areals, es entstanden 19 Bebauungspläne, 60 neue Kindergartenplätze, es kam der Einstieg in die offene Jugendarbeit, und der Tourismus mit der Sauschwänzlebahn wurde salonfähig gemacht.
Ungarn war mal Hoffnungsträger
Prägend bis heute sind die Städtepartnerschaften mit Valdoie in Frankreich, die derzeit auf Eis liegt, und Kunszentmiklós in Ungarn. Clemens Stahl fühlte sich als Bürger in Europa, die aktuelle Entwicklung verfolgt er mit Sorgen: „Ich bin immer wieder erschüttert, wie die Europäer in ihre Kleinstaaterei zurückfallen, und wie in Polen oder Ungarn Regierungen ihr Demokratieverständnis ändern.“ Damals Blumberg im Jahr 2001 seine Partnerstadt mit Kunszentmiklós besiegelt habe, „war Ungarn noch ein Hoffnungsträger.“ Das Schlimme an den Entwicklungen in Polen oder Ungarn: „Die Gesellschaften werden gespalten.“
Wie sehr Europa sich dadurch selbst schwäche, schildert Stahl am Beispiel Chinas. Sein Sohn Manuel ist seit fünf Jahren an der Universität in Harbin, der Hauptstadt der Provinz Heilongjiang in der Mandschurei, Dozent für Deutsch und spreche auch fließend Chinesisch. „China gibt Gas in allen Bereichen“, schildert Clemens Stahl, „die Chinesen lernen und lernen, dieser Fleiß und diese Energie“ nötigen ihm Respekt ab.
Ein Abschied aus der Politik
Mit Giengen, wo er 2001 zum Oberbürgermeister gewählt wurde und seither dort wohnt, hat Stahl inzwischen auch seinen Seelenfrieden. Bei der Wiederwahl 2009 unterlag Stahl mit ganzen 183 Stimmen Unterschied seinem Herausforderer Gerrit Elsner von der CDU, Bürgermeister der Gemeinde Sonnenbühl bei Reutlingen, der bei der Wahl 2017 wieder abgelöst wurde. Stahl blieb zunächst im Heidenheimer Kreistag, 2114 mit dem besten Ergebnis in Giengen. 2019 kandidierte er nicht mehr. „Ich war seit dem 20. Lebensjahr in der Politik, das reicht“, sagt er. Bis vor einem Jahr war er noch Vorsitzender der IG Kaltenburg und trug maßgeblich dazu bei, dass dieses historische Burggelände, das vor dem Verfall stand, wieder aufgemöbelt wurde.
Jetzt ist er ganz Privatmann. Zuhause kümmern er und seine Gattin Waltraud Stahl sich um den 92-jährigen Schwiegervater, der bei ihnen wohnt, sowie um seine drei Autostunden entfernt lebende Mutter in Hessen. Der Jubilar ist viel in der Natur unterwegs und fotografiert, gerne fährt er mit dem E-Bike durch die Wälder, ab und zu fahren sie gemeinsam mit dem Wohnwagen weg. Den Geburtstag feiert er in der Familie, Sohn Manuel ist derzeit in Giengen, coronabedingt darf der nicht in die Volksrepublik China einreisen und unterricht seine Studenten alle per Internet.