In Nordhalden war die Tendenz bei der Eingemeindung klar. Auf der Bürgeranhörung am 29. November 1970 sprachen sich von 152 Stimmberechtigten 118 für den Zusammenschluss mit Blumberg aus, acht waren dagegen. Bei der Unterzeichnung des Eingliederungsvertrags wies Nordhaldens Bürgermeister Adolf Sauter Vorwürfe zurück, er habe den Landkreis Konstanz verlassen, obwohl sich dieser mit dem Bau von Kreisstraßen um Nordhalden verdient gemacht habe.

Den Zusammenschluss fand Sauter richtig, weil Blumberg 30 Pendlern den Arbeitsplatz sichere und dort ein Großteil der landwirtschaftlichen Produktion abgenommen werde. Und die Nordhalder Kinder besuchten seit dem Vorjahr auch die Schulen in Blumberg. Am 1. Januar 1971 war Nordhalden ein Stadtteil von Blumberg.
In einem Zusatzvertrag verpflichtete sich die Stadt Blumberg, zu erheblichen Investitionen in Nordhalden. In acht Jahren waren dies 20.000 D-Mark für die Restfinanzierung der Friedhofskapelle, 150.000 Mark für Feldwege, 15.000 Mark für Schlachtraum, 15.000 Mark für das Vermessen von Feldwegen, 10.000 Mark für das Einrichten eines Kindergartens und 60.000 Mark für den Bau eines Mehrzweckraumes.
Nordhalden hat durch die Eingemeindung nach Blumberg profitiert, die Dorfgemeinschaft hat beim Bau des Gemeinschaftshauses und Umbau zur Dorferlebnisscheune ihre Stärke bewiesen, das Vereinsleben blüht, das zeigte sich aktuell wieder bei der Fasnacht. Die Ortsdurchfahrt wurde ausgebaut, und durch den Bau der Ortskanalisation mit Anschluss an das Klärwerk Oberes Bibertal wurde das Neubaugebiet Kirchacker ermöglicht.
„Mit Blumberg sind wir gut gefahren“
Arthur Giner (84) war nach der Eingemeindung seit 1971 im Ortschaftsrat, von 1976 bis 1984 Ortsvorsteher. Der Landwirtschaftsmeister wuchs in Nordhalden auf und zog dann nach Neuhaus auf den Siedlerhof.

„Ich fand es richtig, dass Nordhalden zu Blumberg kam. Die älteren Schüler gingen dorthin zur Schule, diese Eingemeindung haben sich auch die Eltern gewünscht. Mit der Stadt Blumberg sind wir in Nordhalden und Neuhaus gut gefahren. Kurz nach der Eingemeindung haben wir das Gemeinschaftshaus gebaut. Fertigstellen mussten wir auch noch die Ortschronik, weil Chronist Gottfried Sauter verstorben war. Als Ortsvorsteher habe ich zusammen mit dem Blumberger Ratsschreiber Ewald Schuler die Chronik vollendet, meine Frau hat dafür noch Bilder gesammelt. Die Blumberger Verwaltung und der Gemeinderat bemühen sich um die Ortsteile. Uns war wichtig, dass die unechte Teilortswahl stattfindet. Zur Zeit der Eingemeindung wurde auch das neue Zollamt gebaut. Ich fühle mich hier wohl, wir haben eine gute Dorfgemeinschaft.“
„Nordhalden heißt für mich Zuhause“
Dirk Steuer ist seit 2014 Ortsvorsteher von Nordhalden.
„Nordhalden heißt für mich Familie, Freunde, Zuhause. Eine tolle Gemeinschaft, in der jeder jedem gerne hilft. Das zeigt sich auch in dem intensiven Vereinsleben, wo auch immer wieder Leuchtturm-Projekte durchgeführt werden. Dies kann natürlich nur im Team gestemmt werden. Dazu braucht es viel Toleranz, weil jeder weiß, dass in so einem kleinen Dorf nur mit vereinten Kräften Dinge zu bewegen sind. Man kann schon in jungen Jahren Verantwortung übernehmen und erfährt von den älteren Generationen volle Unterstützung. Mit der Entwicklung des Dorfes bin ich sehr zufrieden. Blumberg investiert viel in die Infrastruktur. Sei es die Ortsdurchfahrt mit Kanalanschluss, den Bau der Dorferlebnisscheune oder vor kurzem erst der Glasfaseranschluss. Nur mit dieser guten Infrastruktur und der tollen Gemeinschaft können wir dem allgemeinen Trend der Landflucht entgegenstehen. Ich persönlich bin daher sehr glücklich mit der damaligen Eingemeindung. Ich könnte mir nichts anderes mehr vorstellen.“
„Die Gemeinschaft wird weiter gelebt“
Heidrun Suchalla ist bei den Landfrauen Neuhaus-Nordhalden.
„Bei der Eingemeindung war ich zwölf Jahre alt. Ich habe erst später über die Veränderungen nachgedacht. Die Generation meiner Eltern hat eine gute Entscheidung getroffen. Die Investitionsmaßnahmen, die anstanden, waren für die kleinen Gemeinden schwierig zu finanzieren. Durch den Zusammenschluss der kleinen Orte mit Blumberg war das Steueraufkommen größer, und so konnten große Projekte umgesetzt werden. Es gab für eine Zukunft nur diese Entscheidung.
In Neuhaus-Nordhalden wird die Gemeinschaft in den Vereinen nach wie vor gelebt. Der Umbau unseres früheren Gemeinschaftshauses mit Rathaus in die Dorferlebnisscheune ist ein Zeugnis davon. Die Landfrauen, die Feuerwehr, der Gesangverein und der Skiclub sind tolle Vereine mit einem großen Gemeinschaftssinn. Wir haben seit der Eingemeindung mehr Möglichkeiten nach außen, und trotzdem unsere eigene Dorfgemeinschaft. Dankbar bin ich Bürgermeister Markus Keller und dem Gemeinderat in Blumberg, dass wir auch in Nordhalden und im Ortsteil Neuhaus das Breitband erhalten haben. So können wir auch hier das schnelle Internet nutzen. Für uns bedeutet das eine spürbare Erleichterung und Entlastung im Alltag. Dadurch kann ich im Homeoffice arbeiten und meinen Mann betreuen.“
„Mit Blumberg haben wir viel erreicht“
Günter Heer (53) ist der letzte Vollerwerbslandwirt in Nordhalden. Er ist der zweitletzte Bewohner, der in Nordhalden geboren wurde.

„Die Geschichte der Eingemeindung haben mir meine Eltern Gottfried und Renate Heer erzählt. Damals gingen die Kinder der weiterführenden Schulen schon nach Blumberg. Ich habe die Grundschule Riedöschingen besucht und dann die Hauptschule in Blumberg. Wir waren die letzte Klasse, die den Hauptschulabschluss an der Eichbergschule machen konnte. Für mich war schon als sechsjähriger Bub klar, ich werde Landwirt. Prägend für Nordhalden ist die Dorf- und Vereinsgemeinschaft. Stolz sind wir auf die Dorferlebnisscheune, die wir in viel Eigenarbeit aufgebaut haben. Einen Sommer lang hat jede Familie viele Stunden dafür reingesteckt. Jeder Bürger aus dem Dorf, der in die Halle kommt, sorgt für sie. Die Eingemeindung nach Blumberg war sehr gut. Wir hätten mit Tengen nie das erreicht, was wir mit Blumberg erreicht haben, zum Beispiel den Glasfaserausbau und die Ortskanalisation, die das Neubaugebiet Kirchacker ermöglichte.“
„Nordhalden ist meine Heimat“
Anja Fluk (31) engagiert sich gleich mehrfach in den Vereinen. Sie ist Zunftmeisterin der Randenwölfe Nordhalden, Jugendwartin des Ski-Clubs Nordhalden und Mitglied im Gesangverein „Eintracht“ Nordhalden und bei den Landfrauen.
„Nordhalden ist für mich Heimat. Hier sind meine Wurzeln, meine Familie. In Nordhalden aufgewachsen zu sein heißt, eine unbeschwerte Kindheit genossen zu haben. Hier schloss ich Freundschaften, die hoffentlich lebenslang dauern. Für mich war das Vereinsleben, wie es in Nordhalden gelebt wird, immer selbstverständlich. Doch das ist es keineswegs. Dieser Zusammenhalt auch zwischen den Vereinen und Bürgern ist einmalig. Alleingänge gibt es nicht. Wenn es ein Fest zu stemmen gibt, packen alle mit an. Zusammen ist dieser kleine Ort unglaublich stark und schafft so viel. Ich bin stolz, dieser Gemeinschaft anzugehören und mit meinen Vereinstätigkeiten auch etwas bewirken und gestalten zu können. Nordhalden war für mich schon immer Teil von Blumberg, dort ging ich zur Schule, dort habe ich meine Freundschaften geknüpft.“