„Wenn ich den Vertrag sehe, dann muss ich der Eingliederung zustimmen. Ich möchte mir nicht den Vorwurf machen lassen, vielleicht eine Chance verpasst zu haben. Auch wenn ich zunächst ein Gegner von Eingemeindungen gewesen bin“: Das erklärte Riedböhringens Bürgermeister Martin Buri nach den langwierigen und zähen Verhandlungen mit der Stadt Blumberg.
Eine erste Bürgerversammlung am 17. November 1970 hatte noch mit einem klaren Nein für Anschlussverhandlungen geendet. Im zweiten Anlauf stimmten von 519 Stimmberechtigten 201 gegen einen Anschluss und 161 dafür, 150 Einwohner gaben ihre Stimme nicht ab. Trotzdem stimmte der Gemeinderat dann mit 5:4 Stimmen für den Anschluss.
Riedböhringen stand gut da, von seiner 1315 Hektar großen Gemarkung waren allein 360 Hektar Wald. Im Eingemeindungsvertrag verpflichtete sich die Stadt Blumberg unter anderem zum Bau der Ortskanalisation, der Vollendung der bereits im Bau befindlichen Mehrzweckhalle, der Ortsumfahrung mit Flurbereinigung, dem Neubaugebiet Fronwiesen sowie Gelände für einen Kindergartenneubau.
Am Herzen lag den Verantwortlichen auch der Erhalt des Schulstandortes, war doch die Grundschule nach Kardinal Bea, dem großen Riedböhringer Heimatsohn, benannt und vom Kardinal auch eingeweiht worden. Am Herzen lag den Riedböhringern auch die freie und ungehinderte Entfaltung des örtlichen Brauchtums und des örtlichen Eigenlebens.
Zu sagen ist, dass alles erfüllt wurde, und mehr. Das Baugebiet Aitental boomte, das neue Gebewerbegebiet an der B 27 boomt ebenfalls, und die Vereine sind lebendig.
Zeitzeuge Alfred Bausch: „Die Eingemeindung war richtig“

„Die Eingemeindung war am Anfang umstritten, die erste Abstimmung lautete 4:4, Ausschlag gab dann die Stimme von Bürgermeister Martin Buri. Im nachhinein hat sich die Entscheidung als richtig erwiesen. Befürchtungen, dass der Vorteil vor allem bei der Stad Blumberg liege, haben sich nicht bewahrheitet.
Ortskanalisation gebaut
Als einen der ersten Punkte hat die Stadt die Ortskanalisation gebaut. Das war die Voraussetzung für bauliche Entwicklung. Es folgten die Ausweisung der Neubaugebiete Fronwiesen und Bit und danach das Gebiet Aitental, das sich ansprechend entwickelt hat und den Ort sinnvoll abrundet.
Die Stadt hat die Fertigstellung der bereits im Bau befindlichen Mehrzweckhalle übernommen, wichtig für den Vereins- und Schulsport. Außerdem Gelände für eine Kindergartenbau zur Verfügung gestellt, mit der Kirchengemeinde als Bauherr und Träger.
Neben der Infrastruktur hat sich auch das Vereinsleben gut entwickelt, etwa im sportlichen und musikalischen Bereich. So wurde neben der Mehrzweckhalle der neue Sportplatz gebaut. Und die St. Genesius-Kirche wurde zum 100. Geburtstag von Kardinal Bea renoviert.
Ortsvorsteher Gerhard Fricker: „Riedböhringen ist meine Heimat“

„Riedböhringen ist meine Heimat. Hier bin ich aufgewachsen, hier wohne ich und fühle mich wohl. Wichtig sind mir Harmonie und Gemeinschaft. Mir kommt es nicht darauf an, woher ein Mensch kommt, ich bin neugierig, was er denkt, fühlt und wie er handelt. Wenn man mit mehreren Menschen zusammen etwas macht, erreicht man viel mehr als alleine.
Zum Zeitpunkt der Eingemeindung hätte es keinen Sinn mehr gemacht, eine Verwaltung mit allen Dienstleistungen in Riedböhringen zu haben. Das Zusammenlegen brachte viele Synergien. Wichtig ist ein offener und fairer Umgang.
Riedböhringen hat auch etwas Glück mit der vorhandenen Infrastruktur mit Kindergarten, Schule, einer Metzgerei und dem Gewerbegebiet. Das Gewerbegebiet hier macht Sinn, weil es direkt an der B 27 liegt mit einem Einzugsgebiet bis Villingen und mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar ist.“
Musikvereinsvorsitzender Simon Münzer: „Die Vereine sind ein Grundpfeiler im Ort“

„In Riedböhringen bin ich aufgewachsen, wir hatten eine schöne Kindheit mit dem Kindergarten und der Schule im Ort. Dadurch hatte ich kurze Wege und wir hatten viel Kontakt miteinander. Bereits als Grundschüler trat ich in den Musikverein ein und lernte dort in Kooperation mit der Musikschule Blumberg Trompete. Die Kooperation unseres Vereins mit der Musikschule hat sich bis heute bewährt und wurde intensiviert.
Für die Menschen im Ort sind die Vereine wichtig, dort findet man Anschluss und lernt neue Leute kennen. Riedböhringen hat sich positiv entwickelt, die Erschließung des Baugebiets Aitental und des Gewerbegebiets an der B 27 habe ich selbst erlebt und die positive Entwicklung mitverfolgt.
Als Vorsitzender des Musikvereins versuche ich mit unserem Team, die musikalische Entwicklung und die Gemeinschaft weiter zu fördern. Ich stamme aus einer Familie mit einer Nebenerwerbslandwirtschaft, da bin ich viel auf den Feldern und sehe unseren schönen Ort.“
Die Landfrauenvorsitzende Roswitha Fehrenbach: „Wir haben eine intakte Dorfgemeinschaft“

„An meinem Heimatort Riedböhringen schätze ich, dass wir eine intakte Dorfgemeinschaft sind, dass wir uns in der Nachbarschaft und auch vereinsübergreifend aushelfen. Ich finde es gut, dass wir noch eine Dorfschule und einen Kindergarten haben, der zeitgemäß modernisiert wurde und jetzt sogar eine Kleinkindbetreuung anbietet.
Ich finde es auch gut, dass die Kinder, Jugendlichen und auch die Erwachsenen in Riedböhringen viele Möglichkeiten haben, ihre Freizeit zu gestalten. Wichtig fände ich, dass den Jugendlichen ein Raum angeboten wird um sich zu treffen. Ich schätze unsere zentrale Lage, wir sind schnell am Bodensee oder in der Schweiz.
Ich schätze es, dass wir schöne Rundwanderwege gehen können wie auf den Walliberg oder auf den Billibuck. Gerne sitze ich auch im Garten und genieße die Ruhe. Etwas ganz besonderes ist unser Dorffest, dass alle zwei Jahre stattfindet. Am Herzen liegt mir die längst überfällige Sanierung der Mehrzweckhalle.
Tamara Steffen: „Ich bräuchte ein schnelleres Internet“

„Riedböhringen ist für mich ein Ort mit einer gut funktionierenden Dorfgemeinschaft. Jeder kennt jeden. Und jeder, der sich im Ort einbringt, in den Vereinen oder im Ortschaftsrat, wird herzlich aufgenommen und bekommt etwas zurück. Durch das Aufwachsen in Riedböhringen habe ich früh gelernt wie das Zusammenleben in einer Gemeinschaft funktioniert.
In den Vereinen lernt man schnell, teamfähig zu sein. Auch kann ich die Erfahrungen im Umgang mit Menschen für meine berufliche Zukunft nutzen. Wir Riedböhringer sind stolz, aus diesem Dorf zu kommen. Hier wird für jeden etwas geboten. Ich spiele zum Beispiel gerne Theater und wiederum andere Fußball oder Tischtennis. Und auch die Fasnet ist ein Höhepunkt im Jahr.
Durch das Angebot im Ort wie den Hofladen der Familie Merz lernt man auch regionale Produkte und die Arbeit der Landwirte zu schätzen. Einziger Nachteil ist das Internet. Für das Online Studium oder auch die Arbeit im Home Office braucht es schnelleres Internet. Das Arbeiten mit mehreren Endgeräten gleichzeitig ist sonst nicht möglich.“