Tui-Reisen an sonnige Strände und in ferne Länder sowie Kreuzfahrten nach St. Petersburg wird es bei der Reiseagentur Holiday-Land aus Blumberg künftig nicht mehr geben. Denn Inhaber Reinhold Strecker möchte nach dem russischen Angriff auf die Ukraine ein Zeichen setzen – und streicht alle Tui-Angebote. Der Grund: Einer der Tui-Hauptaktionäre ist der russische Industrielle Alexey Mordashov.

Tui-Hauptaktionär von EU-Sanktionen betroffen

Bereits kurz nach Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine hatte die Europäische Union den Milliardär, der zu den reichsten Menschen der Welt zählt, sanktioniert. Mordashov hält über Beteiligungen etwa ein Drittel des Tui-Eigenkapitals und soll enge Beziehungen zum Putin-Regime pflegen.

„Wir können ein Angebot von Tui-Reisen nicht mehr mit unserem gewissen Vereinbaren.“
Reinhold Strecker

Nachdem bereits die EU Sanktionen gegen den Oligarchen verhängt hat, erklärt Reinhold Strecker, „wollen auch wir uns mit der Ukraine solidarisch zeigen und bieten ab sofort keine Buchungen mehr für den Reiseveranstalter Tui und dessen weitere Marken an“.

Inhaber: Tui-Reisen nicht mit Gewissen zu vereinbaren

Es sei seine persönliche Entscheidung. „Wir können ein Angebot von Tui-Reisen nicht mehr mit unserem Gewissen vereinbaren“, begründet er die Entscheidung mit großer Betroffenheit über den Krieg.

Zwar schied Mordashov nach den Sanktionen der EU mit sofortiger Wirkung aus dem Tui-Aufsichtsrat aus. Doch trotz dieser Entwicklung bleibt der Inhaber des Blumberger Reisebüros bei seiner Entscheidung. „Wir verfolgen den Überfall von Putin auf die Ukraine mit großer Fassungslosigkeit“, erklärt Strecker. Gleichzeitig, so gibt Strecker zu, hoffe er, dass dieses Zeichen nur wenig Einfluss auf sein Unternehmen haben wird.

Darum bleibt Strecker optimistisch

Seine Agentur, in der auch seine Ehefrau Alexandra mitarbeitet, hatte sich vor allem mit individuellen Pauschalreisen einen treuen Kundenstamm erworben. „Nach der Insolvenz von Thomas Cook im Jahr 2019, der Corona-Pandemie sowie nun dem Ukraine-Krieg schlingern wir von einer Krise in die andere“, beschreibt Strecker seine problematische Lage.

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„Mit zehn bis 15 Prozent hielt sich der Anteil von Tui bei uns im Grenzen. Als freier Anbieter können wir hier mit entsprechenden Alternativen operieren,“ gibt er sich optimistisch.

Auch Kreuzfahrten fallen weg

Ein weiterer Schlag für ihn: Auch bei den bisher angebotenen Aida-Kreuzfahrten muss Strecker künftig Abstriche machen. „Auf der beliebten Ostseeroute mit Stockholm und Helsinki wurde die Anlaufstation St. Petersburg gestrichen“, erklärt er.

Er selbst bedauere den Wegfall der Reisen. Denn er habe dort bislang nur positive Erfahrungen mit den russischen Menschen und dem freundlichen Service gemacht.

Mehr USA-Reisen und Segway-Touren als Ausgleich

Kompensieren könne er das möglicherweise durch die gestiegene Nachfrage nach Reisen in die USA. Ob New York, Florida oder Rundreisen durch Kalifornien, sagt er, seit dem Regierungswechsel würden viele Menschen wieder dorthin wollen. Auch für Ziele in Europa stelle er einen Aufschwung fest.

Mit der Wartung seiner insgesamt 35 Segways bereitet Reinhold Strecker seine Segway-Touren ab Mai vor. Sie sollen helfen, die Ausfälle ...
Mit der Wartung seiner insgesamt 35 Segways bereitet Reinhold Strecker seine Segway-Touren ab Mai vor. Sie sollen helfen, die Ausfälle durch den Tui-Rauswurf teilweise zu kompensieren. | Bild: Hans Herrmann

Dazu will Strecker nach zweijährigem Pandemieausfall ab Mai auch wieder geführte Segway-Touren in Baden-Württemberg anbieten – bis zu zehn Streckenführer seien künftig im Einsatz.