Eine italienische Studentin, die im städtischen Kindergarten ihre Deutschkenntnisse verbessern will – das ist schon etwas ungewöhnlich. Annarita Alise aus dem Raum Neapel macht derzeit genau dies. Die junge Frau, die in einer Gastfamilie lebt, fühlt sich in Bräunlingen sehr wohl und hat schon viel gelernt.
- Wie kam der Kontakt zustande? Die Verbindung zu der italienischen Studentin kam durch einen Kontakt zu einer Kindergartenmutter zustande, die selbst Italienerin ist. Sie arbeitet bei der Firma Bosch und Annaritas Vater ist ihr Arbeitskollege. So entstand die Idee, seine Tochter, Fremdsprachenstudentin an der Uni Bologna, nach Bräunlingen zu schicken, um ihre Deutschkenntnisse zu verbessern. Nach kurzer Suche und einer Annonce in den Stadtnachrichten habe sie schnell eine Bräunlinger Gastfamilie gefunden, die ein Kind im städtischen Kindergarten hat, erzählt Kindergartenleiterin Veronika Schweizer. Die Gastfamilie war ohnehin auf der Suche nach einem Aupair-Mädchen zu suchen, weshalb sie die Studentin gerne in das Familienleben mit aufnahmen. Sie finanziert ihren Aufenthalt in Deutschland aus eigener Tasche, bietet ihre Arbeitskraft im Kiga an und kann auch bei der Gastfamilie mithelfen, die Kinder zu betreuen.
Schon nach den ersten Tagen zeigte sich Annarita vom Geschehen im Kindergarten und mit dem Zusammenspiel mit den Kindern begeistert. Auch das Betriebsgrillen und der Besuch im Schosenhof fand sie sehr gut. Zwar war sie nach eigenen Angabe etwas über das Wetter überrascht, denn die in Bräunlingen manchmal kühlen Temperaturen seien mit dem Raum Neapel nicht zu vergleichen. „Deshalb war zum Teil neue Kleidung notwendig“, erzählt sie lachend.
- Wie haben die Kinder sie aufgenommen? Für die Kinder ist es spannend. Da kommt jemand aus einem anderen Land zu ihnen und sie strengen sich deswegen sehr an mit dem Reden, erzählt die Kindergartenleiterin. „Du musst das so und so machen, das ist nicht richtig“, versuchen die Kinder der Studentin in reinem Hochdeutsch zu erklären, Brilingerisch bleibt da im Hintergrund. „Man muss mit ihr noch etwas langsam sprechen, damit sie alles gut verstehen kann. Wir sind immer offen, wenn jemand zu uns kommen will, um sich weiterzubilden und es ist auch für uns eine Bereicherung. Das Ganze läuft im Rahmen eines Besuches ab“, so die Kiga-Chefin.
- Der Süden von Deutschland als Ziel: „Als Annarita Alise zu uns kam, wurden ihr die einzelnen Gruppen im Kindergarten vorgestellt und innerhalb ihrer zwei Wochen Gastbesuch wird sie überall mit dabei sein“, berichtet Veronika Schweizer. Sie wollte in den Süden von Deutschland, weil sie die Gegend hier sehr schön finde. Ihr Ziel sei es außerdem, in einen kleinen Ort zu kommen, weil man dort näher an allem dran sei. Sie ist erstmals in Deutschland, studiert Deutsch und Englisch und spricht auch Spanisch und Französisch. Das Deutschstudium an der Uni laufe in Italien in deutscher Sprache ab und es sei sehr schwierig, hier mitzukommen, sagt die junge Italienerin. Deshalb versuche sie, ihr Deutsch zu verbessern, damit sie schneller verstehen könne. Vielleicht komme sie im nächsten Jahr wieder nach Deutschland, um an eine Schule zu gehen und dort weiter ihre Deutschkenntnisse zu verbessern, plant die Studentin.
- Berufsziel Übersetzerin: Ihr Berufswunsch sei Simultanübersetzerin, da sie es gut finde, anderen Leuten aus verschiedenen Nationen zu helfen, sich besser zu verstehen, erzählt Annarita Alise. Die Natur hier im Schwarzwald gefalle ihr sehr gut. Sie war schon in Freiburg und war begeistert von der Stadt am Rande des Schwarzwaldes. Zwar war sie zu Beginn ihres Aufenthaltes etwas ängstlich, da es ihre erste Alleinreise war, doch dies habe sich sehr schnell gelegt. Die Leute hätten es ihr hier sehr einfach gemacht und sie fühle sich wohl und herzlich angenommen. Jeder gebe ihr das Gefühl, hier willkommen zu sein, so die Studentin.
Zur Person
Annarita Alise ist 20 Jahre alt und studiert an der Universität Bologna. Ihr Berufsziel ist Übersetzerin für Deutsch, Englisch und Italienisch. Sie ist aktuell im vierten Semester und will in zwei Jahren ihren Bachelor-Abschluss machen. Dann kommt noch das Masterstudium.