Bereits von außen macht die Heutrocknungsanlage der Familie Friedrich mächtig Eindruck. Mit 70 Metern Länge und 16 Metern Höhe erhebt sie sich über die Felder vor dem Bräunlinger Ortsteil Bruggen. Noch imposanter ist sie allerdings im Inneren. Dort befinden sich vier große Boxen mit einem Fassungsvermögen von 12 000 Kubikmetern. In ihnen befindet sich, 80 Zentimeter über dem Boden, das Heu. Und das bekommt das Vieh auf dem Breghof der Familie Friedrich zu futtern. Der Gedanke dahinter: Die Ernährung wirkt sich auf die Gesundheit der Tiere aus – sowie die Qualität und den Geschmack der Milch.

Die Idee: "Sie kam über einen Futtervertreter. Die Heutrocknung werde wohl besonders in der Schweiz und in Österreich sehr häufig gemacht. Das interessierte mich", erklärt der 29-jährige Mathias Friedrich, der gemeinsam mit Vater und Großvater den Hof bewirtschaftet. Das Heu als Nahrung für die Kühe sei gesünder, die Tiere leben länger und das Klima im Stall sei ein anderes, wie wenn, wie üblich, Silo verfüttert werde. "Ich habe mir daraufhin viele Betriebe im Allgäu angeschaut. Das Prinzip ist nicht nur gut für die Tiere, es kann sich auch finanziell rentieren", sagt Friedrich. Heumilch beinhalte mehr Omega-Drei-Fette und weniger Säure als etwa beim Silo. "Das ist gerade für die Herstellung von Hartkäse von Vorteil.
- Der Bau: Mithilfe eines Fachunternehmens für entsprechende Anlagen macht sich die Familie schließlich an den Bau der großen Heutrocknungsanlage. Alles abseits der speziellen Technik erledigen Handwerker aus der Region. Mit der Erschließung des Grundstücks ein Kostenfaktor von über einer Million Euro. Zuerst habe man geplant, den Bau neben den Hof zu stellen, dort befindet sich allerdings ein Überschwemmungsgebiet. Schließlich wird ein erhöhter Platz auf den Feldern gefunden, die Behörden sind einverstanden. Ein Jahr dauert der Bau. Im April 2018 wird die Ernährung des Viehs auf Heu umgestellt.

- Wie funktioniert die Anlage? Heu wird in vier großen Boxen untergebracht. In einem Vorraum befindet sich ein Ventilator mit einer Leistung von 90 Kilowatt, neben der Halle steht eine eigene Trafo-Anlage. Bei gutem Wetter können über die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach etwa 224 Kilowatt selbst generiert werden. Der Ventilator bläst nun über den vergitterten Boden Luft in die Boxen. Das allerdings in einer bestimmten Geschwindigkeit: "Etwa zwischen 1,8 und 2,3 Meter pro Sekunde, sonst wird nicht genügend Feuchtigkeit aufgenommen", erklärt der 29-Jährige. Die Luft für den Ventilator könne direkt aus der Halle, oder im Sommer direkt von draußen angesaugt werden. Sie strömt dann durch einen Entfeuchter, an dessen Lammellen Flüssigkeit kondensiert. "Am ersten Tag der Trocknung ist es hier drin wie in den Tropen", sagt Friedrich. Er kann festlegen, wie viel Feuchtigkeit in das Heu gepustet wird und misst dann, wie viel wieder hinauskommt. Aus der Differenz ergibt sich der tatsächliche Trocknungsgrad. Um 80 Hektar Heu gut trocken zu bekommen, müsse 69 Stunden lang belüftet werden. Danach folgt noch ein Nachbelüften mit etwa zwei bis drei Stunden am Tag. Die Dimensionen der Halle seien so kalkuliert, um Futterreserven für die Zukunft anlegen zu können. Eingebracht wird das Heu übrigens mit alter Technik. Die beim Silo übliche Verdichtung funktioniert hier nicht. "Es ist definitiv arbeitsintensiver als Silo. Das deckt man zu und ist fertig. Hier muss man bei der Trocknung dabei sein und das Prinzip dahinter verstehen", erklärt Friedrich.

- Barfuß: Wann das Heu in passendem Maße getrocknet ist, das entscheidet Friedrich allerdings mit seinen Füßen: "Ich bin jeden Tag zwei bis dreimal in den Boxen und laufe barfuß über das Heu. Mit der Zeit merkt man das und bekommt ein Gefühl, ob es passt."
- Brandschutz: Für die Halle in Bruggen gilt hier ein Sonderkonzept. Erst kürzlich war die Feuerwehr vor Ort, um sich die Anlage einmal anzuschauen. "Wir brauchen Notausgangsleichten mit Akkus, einen separaten Löschwassertank, Laufwege und vom Kran kann ich mich im Notfall abseilen", sagt der Landwirt.