Kindergärten und Elternbeiträge: Diese Begriffe finden alljährlich im Gemeinderat zusammen. Um drei Prozent mehr werden die Eltern ab Herbst belangt.Ein Blick auf die häufig genutzten Betreuungsangebote zeigt das Ausmaß der aktuell beschlossenen Steigerungen, die für den städtischen wie die beiden kirchlichen Einrichtungen gelten: So kostete die Betreuung in der Regelgruppe für eine Einkindfamilie monatlich 132 Euro (bisher 128 Euro) die kleinste Steigerung, die sich aufs Jahr auf 48 Euro addiert.
Wo zwei Geschwister im Haushalt leben, werden 101 Euro (98) fällig. Der Trend, so Bertsche, gehe aber klar in Richtung in eine Betreuung, die über 6,5 Stunden hinaus geht. 32 Stunden Verlängerte Öffnungszeiten bietet das Modell „VÖ Flex 6,5“ zu 160 Euro (bisher 155 Euro). Bei der Kleinkindbetreuung regle die Nachfrage das Angebot, sagte Bertsche. Beim umfänglichsten Angebot findet sich die größte Kostenspreizung. Wer sein Kind fünf Tage in der Woche zehn Stunden pro Tag in der Krippe betreuen lässt, zahlt künftig statt 608 Euro 18 Euro je Monat mehr. Oder eben 216 Euro pro Jahr.
Die drei Prozent plus, sind der jährliche Erhöhungssatz, der seit 2015 durchgehend im Rat beschlossen wird. Und trotzdem reicht er nicht aus, wollte man sich an die Empfehlungen der Trägerverbände orientieren. Ein Fünftel der Gesamtkosten sollten demnach die Eltern aufbringen, so eine Regel, die Hauptamtsleiter Jürgen Bertsche mit Zweifeln versieht. „Das ist eine reine Absichtserklärung, das schafft keine Kommune wirklich“, sagt er. In Bräunlingen pendelt der Elternanteil um 16 Prozent. Um die 20 Prozent eingehalten, müssten die in der jüngsten Sitzung erhöhten Elternbeiträge um weitere 40 Prozent erhöht werden: weder gewollt, noch politisch vermittelbar.
Aber sind denn selbst die von Bertsche moderat genannten automatischen jährlichen Steigerungen den Eltern zu vermitteln? Bezüglich der Erhöhungsansätze wurden die Elternbeiräte angehört. „Wir hatten bis auf eine Ausnahme durchgängig Zustimmung“, sah sich Bertsche überwiegend Verständnis gegenüber. Gleichwohl ploppte nach der SÜDKURIER-Berichterstattung am vergangenen Samstag Kritik bezüglich der Gesamtsteigerung auf. 16 Prozent Steigerung der Elternbeiträge in fünf Jahren überstiegen im realen Leben Inflationsrate wie Lohnentwicklung.
Jürgen Bertsche hält diesen Einwand für überzogen. Es seien letztlich die – von den Elternbeiräten durchgängig gelobte – Betreuungsqualität und die enorme Flexibilität in Betreuungsformen und -zeiten, die zur Kostenentwicklung führten. „Wir halten unser Personal zwischen 7 und 17 Uhr vor.“ Und dabei könnten die Eltern ganz frei definieren, zu welchen Zeiten sie den gebuchten Betreuungsanspruch ausschöpften. Überdies, so der Hauptamtsleiter, strebe man an, die Beitragserhöhungen künftig in einem zweijährigen Rhythmus zu beschließen.
Zum 1. Septemberr geht im städtischen Kindergarten die neue, fünfte Betreuungsgruppe in Betrieb. Die drei zugehörigen Erzieherinnen sind bereits verpflichtet. 160 000 Euro kostete der Umbau der Einrichtung unter laufendem Betrieb. Bis zu 70 000 Euro Zuschüsse erhofft sich die Stadt aus der Kinderbetreuungsfinanzierung des Bundes. „Die gibt es nur, wenn neue Plätze geschaffen werden“, erläuterte Bertsche.
Mit der neuen Gruppe kann der städtische Kindergarten 125 Kindergarten- und 30 Krippenplätze anbieten. Der katholische Kindergarten St. Vinzenz in der Kernstadt ist auf 75 Kiga- und 20 Kleinkindplätze ausgelegt und im Kiga St. Marien in Döggingen reicht die Kapazität für 50 Kindergarten- und zehn Kleinkinder.
Ein Erfolgsmodell, das Eltern in den Schulferien hilft
Leicht angehoben hat der Gemeinderat die Gebühren für die Schulkindbetreuung
- Das Angebot: Derzeit nehmen 93 Kinder in Bräunlingen und 30 in Döggingen an der Schulkindbetreuung teil. Sie bietet den Eltern von 7.15 bis 16.30 Uhr (in Döggingen 14 Uhr) den Eltern die Gewissheit, dass der Nachwuchs betreut und beschäftigt ist. Die Schulkindbetreuung wurde 2012 eingeführt, als Bräunlingen die weiterführende Schule aufgeben musste. Das Angebot wird von sechs festen Mitarbeitern und zwei FSJ-Kräften am Laufen gehalten.
- Die Kosten: Je Kind kosten die verlängerten Öffnungszeiten 36 Euro (bisher 30 Euro) oder 72 Euro (60) in der Ganztagsbetreuung pro Monat. Geschwisterkinder kommen günstiger. Die Gebührensätze waren seit 2012 unverändert.
- Der Bonus: Zusätzlich zur Schulkindbetreuung können Eltern eine Ferienbetreuung buchen. Diese umfasst 38 Tage im Schuljahr, geht also über den Zeitrahmen Sommerferien hinaus: eine wichtige Unterstützung für Eltern mit definiertem Urlaubstage-Budget. Die Kosten steigen von 150 auf 162 Euro pro Jahr. Sowohl die Schulkindbetreuung als auch die Ferienbetreuung mit derzeit 65 Anmeldungen erfreuen sich wachsender Nachfrage, so Hauptamtsleiter Jürgen Bertsche.
- Die Diskussion: Clemens Fahl (SPD) lenkte die Diskussion im Rat in Richtung Ganztagesschule. Ihm widersprachen die die CDU-Räte Rolf Schütz und Michael Gut. Das Modell Schulkindbetreuung sei von den Eltern gewünscht und maßgeschneidert. Zudem wäre eine Ganztagsschule deutlich mehr als lediglich Hausaufgabenbetreuung und keinenfalls so günstig anzubieten wie die Schulkindbetreuung, ergänzte die CDU-Rätin Martina Losch. So ein flexibles Angebot, wie wir es haben, könnte keine Ganztagesschule schaffen“, sagte abschließend der Hauptamtsleiter. (wur)