Schon geraume Zeit ist die Bräunlinger Stadtkapelle auf der Suche nach einem neuen Probelokal. Die Räume im Dachgeschoss der Schule sind in die Jahre gekommen, die Stadtkapelle gewachsen. Zudem sind dort oben nach der vergangenen Brandverhütungsschau maximal 40 Personen erlaubt. Eine Gesamtprobe wäre also nach Corona für die Kapelle dort nicht mehr möglich.

Und eine Alternative?

Lange haben sich die Musiker nach einer Alternative umgesehen: das alte Schwimmbad, oder vielleicht doch ein Neubau auf der grünen Wiese? Dann bahnte sich eine Lösung an, die jetzt vielleicht auch zur Umsetzung gelangt: die Auferstehungskirche als Probelokal für die Stadtkapelle. Entsprechende Gespräche zwischen evangelischer Kirche, der Kapelle und der Stadt hat es schon gegeben.

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Der ursprüngliche Plan

„Wir haben mit der Stadt gesprochen, dass sie das erwirbt und die Kirche umgebaut wird“, erklärt Martin Hornung, Vorsitzender der Bräunlinger Stadtkapelle. Corona wurde indes zu einer immer größeren Herausforderung für die Gemeinden. So auch für Bräunlingen. Geringere Einnahmen, eine schlechtere finanzielle Situation und ein eingeschlagener Sparkurs führten schließlich dazu, dass der Gemeinderat signalisierte, dass der Plan so nicht umsetzbar sei.

Was nun?

Nun bahnt sich doch eine Lösung an, die in der kommenden Gemeinderatssitzung am Donnerstag, 29. April, auf den Weg gebracht werden könnte: Die Stadtkapelle hat sich mit der Bitte um Unterstützung an die Architekten Sarah Schmid und Michael Huber gewandt: „Sie haben sich das angehört und waren begeistert von dem Thema“, sagt Hornung.

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Und das ist herausgekommen

Ein Konzept, wie die Kirche genutzt werden kann: Die Idee, eine gemeinnützige GmbH zu gründen, die das evangelische Kirchengebäude samt des Geländes mit einer Käufergemeinschaft erwirbt. Damit soll das Objekt mit einer neuen sinnvollen Nutzung bereichert werden. Hier sieht die Stadtkapelle eine Umnutzung der Kirche, hin zu einem „Haus der Musik“. Sie soll ein Probelokal für die Stadtkapelle werden und ausreichend Platz bieten, um dem musikalischen Nachwuchs eine Aus- und Weiterbildung zu ermöglichen.

Wie soll das funktionieren?

Von den rund 2500 Quadratmetern des Grundstücks sollen Teile abgespalten und separat verkauft werden, um Teil einer Querfinanzierung für das Projekt zu werden. „Der mittlere Teil mit der Kirche soll für die gGmbH genutzt werden“, so Hornung. Hier sieht die Stadtkapelle jedoch auch eine Öffnung für die Stadt, andere Verein oder auch Privatpersonen: „Die Stadtkapelle wäre der hauptsächliche Nutzer, das Konzept soll aber offen sein.“ Mehrere Personen sollen mitwirken. Und mit Einsatz von etwas Kapital könne man so auch Gesellschafter werden und an den Versammlungen teilnehmen.

Sinnvolle Nutzung

Das Gebäude soll eine eigene juristische Person werden, um die Haftung für die Stadtkapelle zu begrenzen. Sie wird Hauptgesellschafter mit einem mittleren fünfstelligen Betrag sein. „Sollte das Projekt scheiten, wovon wir nicht ausgehen, wäre das Grundstück noch da. Und dafür gibt es Interessenten“, erklärt Hornung. Der evangelischen Kirche sei allerdings nicht nur der finanzielle Aspekt wichtig, sondern auch, dass eine sinnvolle Nutzung erfolge.

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Investition

„Das Kirchengebäude ist nicht schlecht, aber dennoch etwa 50 Jahre alt“, erklärt Hornung. Das bedeutet, es muss auf Vordermann gebracht und den Bedürfnissen der Stadtkapelle angepasst werden: „Wir rechnen damit, dass wir insgesamt über die nächsten Jahre verteilt rund 300.000 Euro investieren müssen.“ Was muss gerichtet werden? Die Akustik muss angepasst werden, die Fenster müssen aus Lautstärke- und Energie-Dämmungs-Gründen erneuert werden, zudem müsse das Dach neu gemacht werden. „Da gibt es noch weitere Punkte: die sanitären Anlagen, die Elektrik, eine neue Beleuchtung. Das summiert sich.“

Nebenkosten decken

Sollte alles wie geplant funktionieren, müsste die Stadtkapelle auch einige Kosten stemmen. Dafür habe man verschiedene Ideen: So habe man eine Erhöhung des Jugend-Zuschusses beantragt. „Wir haben knapp 100 Kinder im Unterricht und 50 davon regelmäßig im Einzelunterricht. 80 Prozent der Zeit sind unsere Räume von der Jugend belegt“, erklärt Hornung. Außerdem werde man einen Mitgliederbeitrag einführen, den es bisher nicht gibt. Nach einer Umfrage unter den Musikern und den Eltern der Jugend, wie eine Unterstützung für das Projekt aussehen könnte, soll zusätzliches Engagement im Förderverein erfolgen. Die Ausbildungsgebühren wolle man nicht erhöhen, sondern vorher schauen, ob nicht andere Wege möglich seien. „Dazu soll es auf dem Dach eine Solaranlage geben, die im Monat etwa 80 Euro abwirft.“ Die evangelische Kirche benötige zudem noch Räume in Bräunlingen und würde sich dann hier einmieten.

Die Entscheidung

Seitens der evangelischen Landeskirche wünscht man schnell eine Entscheidung: „Es war allerdings ein sehr unsicherer Zeitpunkt mitten in der Krise. Wir proben nicht, treffen uns nicht. Dennoch muss etwas passieren“, so Hornung. Jetzt sei man soweit, „dass wir zur Entscheidung bereit sind.“ Und wenn man nach Plan umsetzen könne, dann gebe auch die Kirche ihr Einverständnis.

Der Gemeinderat

Dessen Entscheidung steht noch aus und soll in kommender Sitzung erfolgen. Eigentlich hätte die Stadtkapelle gerne, dass auch die Stadt Teilhaber der gemeinnützigen Gesellschaft werden soll. In der Sitzungsvorlage wird das seitens der Verwaltung jedoch abgelehnt. Sie sei jedoch bereit, für die
Aufrechterhaltung der Parkplätze einen einmaligen Zuschuss von 7500 Euro zu
gewähren. Nach der Abstimmung im Rat muss auch die Stadtkapelle mit ihren Mitgliedern über Konzept und Finanzierungsplan entscheiden. „Wir sind natürlich auch offen für eine andere Nutzung, etwa wenn ein andere Verein Räume benötigt oder Ideen hat“, sagt Hornung. „Das ist ein neuer Weg und da gehört Mut dazu, auch von der Stadt. Die Chance muss jetzt genutzt werden.“ Die Lücken in der Finanzierung wolle man über Spenden schließen. Und schließlich wolle man auf die hiesigen Unternehmen zugehen und fragen, was eventuell an Material oder Leistung als Hilfe aufgebracht werden könne.

Gemeinsam

„Wir wollen hier einen Tenor erzeugen, dass das Projekt gemeinsam gestemmt wird. Es ist etwas Positives, das hier auf die Beine gestellt wird. Daher haben wir die Hoffnung, dass auch unsere Mitglieder hier mitgehen“, so Hornung. Im Vergleich zu anderen Vereinshäusern, etwa jenem in Fürstenberg, könne man hier kostengünstig umsetzen.