Lange schon stand das Thema eines neuen Probelokals für die Bräunlinger Stadtkapelle auf deren Tagesordnung. Viele Überlegungen hat es gegeben, wie die Problematik zu lösen sei: von einer Nutzung des alten Hallenbades bis hin zu einem Neubau auf der grünen Wiese. Jetzt ist ein Konzept gefunden, dem der Gemeinderat nun seinen Segen erteilt hat: Ein Haus der Musik, das in der evangelischen Auferstehungskirche entstehen soll.
Bei wenigen Enthaltungen haben die Stadträte mehrheitlich dafür gestimmt, das Projekt zu unterstützen. „Es wurde ein fast einstimmiger Beschluss gefasst. Ich denke es ist deutlich geworden, dass die Stadt Bräunlingen und der Gemeinderat die Stadtkapelle hier unterstützen wollen“, erklärte Bürgermeister Micha Bächle. Die Unterstützung ist in mehrere Bausteine gegliedert.
Diskussionen
Der Entscheidung vorausgegangen waren indes einige Diskussionen unter den Räten. „Die Parkplätze sollten der Stadt gehören“, sagte SPD-Fraktionssprecher Clemens Fahl. Er sprach sich dafür aus, auf eine Weitergabe der Nebenkosten des früheren Probelokals zu verzichten: „Ich würde lieber einen höheren Beitrag als Förderung machen.“ Bei der Jugendförderung sprach er sich dafür aus, keine Erhöhung vorzunehmen: „Wir sollten lieber ein zinsloses Darlehen geben, damit wir nicht jedes Jahr Kosten haben.“ Die Parkplätze brauche man allerdings dringend, so Bürgermeister Bächle: „Sie müssen für das Haus der Musik zugeordnet werden, wir können sie nicht abtrennen.“ Man habe jedoch mit der Stadtkapelle die Vereinbarung dass, wenn die Plätze nicht genutzt werden, eine Nutzung wie bei öffentlichen Parkplätzen erfolge.
„Verein erwirbt Vermögen“
„Es handelt sich um eine Menge Geld – und dafür erwirbt der Verein Vermögen“, so SPD-Stadtrat Peter Ebnet. „Ich habe Bauchweh, das als Zuschuss zu geben.“ Ebnet unterstrich den Vorschlag eines zinslosen Darlehens: „Was ist, wenn die Stadtkapelle in zehn Jahren zu Vermögen kommt und mit Gewinn verkauft?“ Die Sache habe eine andere Außenwirkung, wenn sie als Darlehen gemacht werde: „Wir wecken Begehrlichkeiten und sind in Zeiten der knappen Kasse“, so Ebnet.
Starthilfe für das Projekt
Es gebe andere Vereine mit Probelokalen, die sich jedoch alle auf städtischem Grund befinden, „hier ist der erste Verein, der das erwirbt. Das ist eine andere Sachlage“, sagte Berthold Geyer, Fraktionssprecher der Gruppe 84. Prinzipiell sei das Vorhaben toll, auch für die evangelische Kirchengemeinde: „Das Gebäude bleibt und gehört ja auch zur Geschichte Bräunlingens.“ Man stehe hinter dem Kauf und es sei mutig, dass der Verein gerade in der Pandemie solch ein Projekt aufnehme. „Wir können dem Investitionszuschuss komplett zustimmen, die Stadt in der gGmbH hätte eine falsche Signalwirkung für die anderen Vereine.“ Geyer regte an, die Nebenkosten anders zu bezeichnen: „Wir sehen das eher als Starthilfe für das Projekt.“ Man könne das ja in fünf bis zehn Jahren noch mal überprüfen und dann erneut abstimmen.
„Ich kann mit dem Verwaltungsvorschlag gut umgehen“, erklärte FDP-Fraktionssprecher Armin Ewald. „Die Stadtkapelle ist sicher einige Stunden zusammen gesessen, um solch einen Vorschlag zu erarbeiten.“ Wichtig sei allerdings, dass die Stadt Vorkaufsrecht habe: „Da sollten wir immer die Finger drauf haben.“
„Hervorragende Idee“
Äußerst positiv sieht die evangelische Kirche das Vorhaben der Stadtkapelle: „Das ist eine hervorragende Idee für die Stadt insgesamt“, so Pfarrerin Dagmar Kreider. Mit dieser Idee biete sich eine Bereicherung „für Kinder, die Jugend und Familien.“ Gerade für Vereine sei es immer ein Anliegen, Jugendliche für sich gewinnen zu können. Das Haus der Musik „kann eine absolute Bereicherung sein.“
Chance nutzen
„Nach vielen Jahren der Suche ist es nun endlich soweit. Es geht hier um eine Chance, die die Stadtkapelle erkannt hat und ernst meint“, sagte CDU-Stadtrat Michael Hall. Viele Stunden seien investiert worden und man könne hier mit einem „überschaubaren Aufwand einem Verein helfen, der momentan ohne Probelokal dasteht.“ Das erfülle nicht mehr die Anforderungen. Es sei trotz der schwierigen finanziellen Situation eine „super Gelegenheit“, so Hall weiter. Zudem sei der Zuschussbedarf im Vergleich zu manch anderen Vorhaben überschaubar.
Was sagt die Stadtkapelle?
Martin Hornung und Ralf Wolf, die für die Stadtkapelle in der Sitzung mit dabei waren, unterstrichen ihre Absichten: „Wir wollen uns an dem Projekt nicht bereichern“, so Hornung. So verkaufe auch die Kirche das Grundstück, nicht die Stadtkapelle. Die sei lediglich im Dialog involviert. Unterstellungen zu hören sei ein „Nackenschlag“ für den ehrenamtlichen Einsatz. „Nach 50 Jahren im dritten Stock der Schule befinden wir uns jetzt auf der Zielgeraden. Wir haben viele Gespräche geführt, um das machbar werden zu lassen“, so Wolf. Man sei hier auf die Unterstützung der Stadt angewiesen. Und die gibt es nun. Jetzt muss innerhalb der Stadtkapelle noch über das Vorhaben abgestimmt werden.
Wie sieht die Förderung nun aus?
- Die Stadtkapelle erhält einen Investitionszuschuss in Höhe von 20 Prozent analog zu den Richtlinien der Stadt. Die Zahlung von 55.000 Euro soll in drei Tranchen erfolgen.
- Die Stadt beteiligt sich nicht an einer gGmbh. Sie ist jedoch bereit für die
Aufrechterhaltung der Parkplätze einen einmaligen Zuschuss von 7500 Euro zu
gewähren. - Das städtische Grundstück müsse bei der Vermarktung mit berücksichtigt werden. Die Stadtkapelle erhält 20 Prozent des Verkaufserlöses. Das werden knapp 4000 Euro sein.
- Der Deckel für die Jugendausbildung wird auf maximal 8000 Euro im Jahr angehoben.
- Die Einsparung der Nebenkosten soll als „Starthilfe“ in Höhe von 2000 Euro pro Jahr durch den Wegfall des Musikunterrichts im Vereinshaus erfolgen. Sie wird an die Stadtkapelle nach dem Bezug des Hauses der Musik weitergegeben.