Um die Energiewende hinzubekommen, ist der Einsatz erneuerbarer Energien ein wichtiger Baustein: Windräder, Wasserkraftwerke und Photovoltaik(PV)-Anlagen. Doch die Errichtung solcher Sonnen-Parks trifft nicht nur auf Wohlwollen. Geht es doch zumeist um die Nutzung der Flächen. Wird sie weiter für die Landwirtschaft genutzt, entstehen dort PV-Anlagen oder ist eventuell eine Hybrid-Lösung möglich?

Entscheidung getroffen

Das Thema wird aktuell in Bräunlingen diskutiert. Dort gehen bei der Stadtverwaltung immer mehr Anfragen von Investoren ein, die sich vorstellen können, PV-Parks aufzustellen. Also hat man sich dazu entschlossen, vor der Entscheidung über Ja und Nein, der Stadt eine Richtlinie zur Orientierung vorzugeben: Wo im Gebiet der Gemeinde dürfen entsprechende Anlagen überhaupt aufgestellt werden? Damit hat sich Gerhard Bronner vom Umweltbüro des Gemeindeverwaltungsverbandes beschäftigt und den Stadträten eine Potenzial-Planung für die Nutzung der Freiflächen präsentiert. Der Gemeinderat hat dieser auch zugestimmt. Mit aufgenommen wurde auch der Passus, dass die Planungs-Karte von der Stadt als Selbstbindung betrachtet wird. „Zudem erwarten wir als Kommune einen Mehrwert davon“, so Bürgermeister Micha Bächle. Auch soll es eine Obergrenze pro Ortsteil geben. Die Räte entschieden sich allerdings gegen den Verwaltungsvorschlag, die Planung der Potenzialflächen auf der städtischen Homepage zu veröffentlichen.

Das könnte Sie auch interessieren

„Wir haben mehrfach überlegt. Und wir wollen eine Steuerung mit den Punkten, die uns in dieser Sache wichtig wären“, erklärte Bächle. Entstanden sei eine Karte, die die jeweiligen Flächen aufzeige. „Es ist dennoch jedes Mal eine Einzelfall-Entscheidung“, betonte Bächle. Man wolle sich in der Stadt dem Thema Energiewende stellen und dieser Sache „einen Leitfaden geben“.

Was ist ausgeschlossen?

Gerhard Bronner erläuterte schließlich, wie die Planung sich genau aufstellt: „Zuerst haben wir Wald- und Siedlungsflächen rausgenommen. Dann jene, die unter Naturschutz stehen und schließlich auch jene, die bei landwirtschaftlichen Belangen zur Vorrangstufe 1 gehören.“ Hinzugekommen sei auch eine Sichtbarkeitsanalyse: „Man will nicht, dass die Geräte von Siedlungen aus zu arg sichtbar sind. Hier haben wir einen Abstand von 1000 Metern zugrunde gelegt.“ Das gelte auch in Gebieten der Naherholung und des Tourismus.

Wie viel Potenzial?

Die so entstandenen Flächen habe man schließlich so angepasst, dass „sie ganze Flurstücke umfassen“, so Bronner. Damit habe man insgesamt etwa 272 Hektar als Potenzial, rund 18 Prozent davon seien landwirtschaftliche Nutzfläche. „Bereits mit einem Prozent der landwirtschaftlichen Fläche könnte man den Bedarf von 16.000 Haushalten abdecken“, erklärte Bronner. Bei einem Prozent rede man von einer Fläche von 20 Hektar, die genutzt werden könne.

Das könnte Sie auch interessieren

Viele Fragen

Die Ausführungen des Umweltplaners zogen schließlich viele Fragen aus den Reihen der Stadträte nach sich: „18 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen – das ist ein Wort“, sagt CDU-Fraktionssprecher Michael Gut. Ein bis zwei Prozent schließlich effektiv zu nutzen, „das könnte eine Richtung vorgeben“. Ein wichtiger Punkt sei jedoch die Einsehbarkeit: „Das Potenzial ist gut und gibt uns den entsprechenden Raum. Wir müssen aber berücksichtigen, dass wir keine Mega-Flächen zulassen. Es sei denn, es handelt sich um kein einsehbares Gebiet.“ Bronner gab jedoch zu bedenken, dass mit einer strengeren Handhabung der Einsehbarkeit auch die Anlage in Döggingen nicht möglich sei: „Wir können sicher sagen, dass wir noch mal filtern, aber Kriterien innerhalb der Flächen zu erstellen, macht es zu kompliziert.“

Nicht zu viel

Auch Döggingens Ortsvorsteher Dieter Fehrenbacher sprach sich dagegen aus, die Einsehbarkeit zu verschärfen: „Wenn wir das auf 1500 Meter erhöhen, dann bleiben nur wenige Flächen und es ist nicht mehr sinnhaft. Er sprach sich stattdessen für eine maximale Anzahl von Anlagen pro Ortsteil aus: „Wir sind in Döggingen offen für Photovoltaik. Alle Anfragen beziehen sich bislang auf Flächen auf Dögginger Gemarkung.“ Man habe auch über eine Obergrenze gesprochen: „Das ist ein Ziel für Döggingen„, so Fehrenbacher weiter.

SPD-Stadtrat Peter Ebnet sprach sich gar dafür aus, die Beschluss-Formulierung dahingehend zu gestalten, „dass auf ausgeschlossenen Flächen nichts geht“. Außerdem erkundigte er sich, ob es denn auch möglich wäre, die Photovoltaik-Module höher zu setzen und unterhalb noch eine landwirtschaftliche Nutzung zu ermöglichen. „Solche Anlagen sind sehr teuer“, erklärte Bronner. Auf normalen offenen Flächen mache man das eigentlich nicht, sondern setze dann eher auf senkrechte Flächen, wie sie etwa entlang der Bundesstraße bei Aasen schon aufgestellt sind.

Das könnte Sie auch interessieren

Wald nicht dafür nutzbar

„Ich war vom Umfang geschockt“, sagt Gruppe 84-Stadtrat Philipp Hofacker. Er erkundigte sich, ob auch Wald nutzbar sei und warum Naturschutz-Gebiete ausgeschlossen seien. Die Landwirtschaft verliere immerhin auch Fläche, die nicht mehr genutzt werden könne. „Wenn sie den Wald roden lassen, dann muss für diese Fläche ein Ersatzwald geschaffen werden“, so Bronner. „Daimler in Immendingen hat die ganze Region danach abgegrast.“ Flächen aus dem Naturschutz seien prinzipiell tabu: „Diese Flächen sind ohnehin nicht so groß.“

Stadt entscheidet im Einzelfall

„Wir haben absolute Hoheit über die Flächen. Ich halte es für den richtigen Weg, sie drin zu lassen und dann von Fall zu Fall zu entscheiden“, so Berthold Geyer, Fraktionssprecher der Gruppe 84. „Ich würde dafür plädieren. Bei der Genehmigung können wir dann richtig bewerten, etwa für Landwirte.“

„Ich sehe die Karte als Selbstbindung für uns. Beim Gespräch mit Investoren würde ich auf die Karte verweisen. Ohne uns als Kommune geht nichts“, betonte Bürgermeister Bächle. Es seien auch schon Anfragen von Investoren da, die nicht aus Bräunlingen kommen.