Brigachtal - Dass eine Schultheateraufführung Grundschüler der Klassen drei und vier von der ersten bis zu letzten Sekunde fesseln kann, bewiesen die Protagonisten von „Ed und ich“ , die als Leo (Cleo Lewe) und Paul (Nina Birringer) mit Witz und kindgerechtem Ernst die allgegenwärtige Problematik von Tablet- und Smartphonenutzung auf den Punkt zu bringen wussten. Immer wieder die Kinder mit in die Handlung einbeziehend, war schnell klar, dass über 90 Prozent der anwesenden Grundschüler sowohl mit dem Tablet als auch mit Smartphone oder gar mit dem Laptop umgehen können.

Leo und ihre Handpuppe Babs verstehen sich bestens, bis das pinkfarbige Tablet Leo voll in seinen Bann zieht. So sehr hatte sich Leo ein Tablet gewünscht, doch ihre Eltern versagten ihr die Erfüllung dieses Wunsches. Eine Situation, die auch den meisten Kindern bekannt ist. Paul und Leo sind Schulfreunde und wussten bislang ihre Freizeit mit Hüttenbauen im nahen Wald interessant und abwechslungsreich zu gestalten. Mit der Ankunft des Tablets – nun liebevoll Ed genannt – in Leos Leben ändert sich doch deren Lebenswirklichkeit folgenschwer.

Ob das erste Herunterladen eines Spiels oder das schrittweise Kennenlernen des neuen Gerätes an sich, Halbwissen von Unwissen begleitet, aber auch Versuch und Irrtum lenken zielsicher zur fesselnden Faszination des elektronischen Spielzeugs. „Nur noch dieses eine Level. Ich mache ganz schnell“ , so Leo, ist eine oft gehörte Floskel im neuen Alltag. Und dieser Alltag birgt immer mehr Stresssituationen, die an der Seele des Mädchens nagen. Ist es einmal die Mutter, welche früh zur Arbeit gehen muss und sich nicht um Leo kümmern kann, wird Paul des mittags zum enttäuschten Spielpartner. Auch die Hausaufgaben bleiben auf der Strecke, die Schulleistungen sinken rapide, die Vereinsamung nimmt ihren Lauf.

Brigachtals Schulsozialarbeiterin Anna Mimietz hat von dem Präventionsprogramm der AOK-Schwarzwald-Baar-Heuberg sowie des Landratsamtes Schwarzwald-Baar-Kreis Kenntnis erlangt und sofort einen Termin der Theatergruppe „Mach was!“ ergattert. Wurde das Stück bereits an 80 Prozent der Schulen im Kreis Tuttlingen aufgeführt, findet am 18. März die offizielle Auftaktaufführung im Schwarzwald-Baar-Kreis statt.

Ed und sein Eigenleben

Mitreißend für die Zuschauerschar wird das Eigenleben, das Ed entwickelt. Immer neue Level, das schlechte Gewissen bei Nichterfüllung, die Drohungen, die Ed fast zur Verzweiflung drängen, sind der Boden, auf dem das digitale Unheil wachsen kann. Letztendlich möchte Ed bares, echtes Geld zum Kauf von Spielanteilen sehen. Omas Konto muss zum Kauf herhalten. Als schließlich Babs mit Verachtung auf den Boden geknallt wird, dürfte der Schülerschar klar werden: „Das ist gefährlich“ – und tatsächlich erkennen die Dritt- und Viertklässler in den Nachgesprächen im Klassenverband, dass so ein Tablet ganz schnell zu schrecklichen Situationen führen kann.

Die Schauspielerinnen Cleo Lewe und Nina Birringer verstehen mit einer klaren Ansprache die Gefahren des Internetspielens zu artikulieren. Unzählige Fragen und zum Teil erstaunliches Wissen seitens der Kinder führen zu einem medienpädagogischen Erkenntnisgewinn, bei dem auch der unbedingt notwendige erhobene Zeigefinger seinen Platz hat. „Ihr dürft unter keinen Umständen persönliche Daten, euren Standort, Details eurer Familie oder gar ein Foto von Euch im Netz preisgeben“, so die unmissverständliche Botschaft von Cleo Lewe bei den Viertklässlern. Aber auch der Sinn von Altersbeschränkungen bei den beliebten Internetspielen Brawl-Stars, Fortnite, Minecraft und Call of Duty konnte die Schauspielerin eindrucksvoll und für die Schüler einsichtig erklären.