Ein älterer Herr kommt in den Frische-Markt Rahn in der Siedlung. Am Eingang prangt ein Schild. „Was heißt denn Ausverkauf?“, fragt der Mann. „Wir hören auf“, erwidert Noch-Inhaberin Nicole Korsch. Gemeinsam mit ihrem Mann Timm hatte sie im Frühjahr 2018 den Laden übernommen. Zum 31. August ist Schluss, die beiden werden in Donaueschingen nicht mehr weitermachen. Bis dahin gibt es einen Schlussverkauf.
Schnell einen Nachfolger gefunden
Mit einher geht bei vielen älteren Kunden auch die Angst, einen wichtigen Versorgungspunkt zu verlieren. Nicht nur in Bezug auf Lebensmittel, sondern auch hinsichtlich der kleinen Poststelle im Eingangsbereich des Marktes. Welche Frage sie daher eigentlich immer stellen: „Geht es denn weiter?“ Ja, das tut es. „Es gibt einen Nachfolger, der den Markt weiter betreiben wird“, erklärt Eigentümer Peter Rahn. Er ist froh, dieses Mal relativ schnell jemanden gefunden zu haben: „Das ist ein junger motivierter Mann. Ich denke, das wird funktionieren.“ Er sei gelernter Metzger und habe in Konstanz bereits eine entsprechende Filiale geleitet, in der Familie sei auch eine Bäckerei. Das Wissen in Bezug auf den Verkauf von Lebensmitteln ist da. Der Kontakt sei über die Industrie- und Handelskammer (IHK) zustande gekommen.
Für Rahn auch eine Herzensangelegenheit, dass die Geschäft hier weitergehen. Zum einen ist der Frische-Markt ein wichtiger Nahversorger für die Siedlung, zum anderen ist es auch ein Stück Tradition, das mit einem Nachfolger erhalten bleibt. „54 Jahre habe ich das hier gemacht“, sagt Rahn, der die Geschäft damals von seinem Vater übernommen hat. Er werde derzeit von sehr vielen Leuten angesprochen, die sich erkundigen, was es mit dem Ausverkauf genau auf sich habe und was die Zuknuft bereithalte.
Erst wird renoviert
Der Laden werde am 31. August seine Pforten schließen und nach einer Pause vermutlich Mitte Herbst wieder öffnen, sagt Rahn. In dieser Zeit wird allerdings kräftig gearbeitet, das Geschäft soll bei seiner Wiedereröffnung mit einer neuen Aufmachung strahlen. „Ich werde noch mal etwas Geld investieren“, erklärt der Besitzer. Der Laden solle renoviert werden und es soll auch einige Umbauten in den Räumen geben: „Inklusive einer kleinen Café-Ecke.“ Dort sollen sich Besucher dann auch mal hinsetzen und gemütlich etwas trinken können.
Für Timm und Nicole Korsch, die aus Unterkirnach kommen, sei indes bereits Anfang des Jahres klar gewesen, dass es nicht so läuft, wie sie sich das vorgestellt haben.
Nicht selbstverständlich
Eine positive Antwort auf die Frage nach der Nachfolge geben zu können, das ist keine Selbstverständlichkeit. Das weiß Peter Rahn vermutlich besser als die meisten. Als er in den Ruhestand gehen wollte, ließ sich so leicht niemand finden, der die Geschäfte übernehmen wollte. Jahrelang war Rahn auf der Suche, meldete sich sogar bei einer Fernsehsendung an, die in einer Art Casting potenzielle Nachfolger suchte. Im Juni 2012 waren dann Mitarbeiter des SWR vier Tage lang in Donaueschingen, um für die Folge Filmaufnahmen zu machen. Zwei Kandidaten kristallisierten sich heraus, die für ein Nachfolge in Frage kämen. Ein Erfolg schien in Aussicht. Dann jedoch die Enttäuschung: Beide Kandidaten ziehen wieder zurück.
Ein Laden mit Tradition
Der Frische-Markt Rahn wurde 1959 von Peter Rahns Vater Georg gegründet. Waren kommen auch von der Unternehmensgruppe Okle aus Singen. Die beliefert im mittleren und südlichen Baden-Württemberg sowie im Allgäu 300 selbstständige Einzelhändler und ist mit einem eigenen Landmarkt-Konzept erfolgreich. Die Fleisch- und Wurstwaren der Okle stammen aus eigener Produktion und tragen die hauseigene Markenbezeichnung Frischland. Neben konventionell erzeugter Ware umfasst das Frischland-Angebot auch etwa 60 Fleisch- und Wurstartikel in Bio-Qualität, nach Demeter-Richtlinien.