
Es ist ein ruhiger Tag bei der Zentralgenossenschaft (ZG) Raiffeisen in Donaueschingen. Und das, obwohl gerade Erntezeit ist. In der Filiale in der Güterbahnhofstraße befinden sich nicht nur der Verkauf von Landmaschinen und Gartenbedarf, hier ist auch das große Silolager. Hier laden die Landwirte der Region ihr Getreide ab. Ob Weizen, Gerste, Raps oder Dinkel. Wenn es trocken ist, dann stehen die Anhänger hier Schlange.

Mit Traktor und Anhänger kommt Andreas Fesenmaier angefahren. Der Landwirt ist mit einer Fuhre Weizen zur ZG gekommen. Bevor er sein Getreide abladen kann, wird das allerdings geprüft. Ein langes Rohr schiebt sich in den Weizen und saugt rund ein Kilogramm hinauf und befördert es zur Messstation.

„Hier wird ein Muster gezogen. Es handelt sich hierbei ja um ein Lebensmittel, entsprechend haben wir auch gewisse Qualitätsanforderungen, die eingehalten werden müssen. Etwa das im Getreide keine Pilze vorhanden sind, das die Feuchtigkeit passt oder das noch nichts zu keimen begonnen hat“, erklärt Markus Kaiser, Niederlassungsleiter in Donaueschingen.
Die Probe landet schließlich in einem kleinen Büro mit allerhand Geräten. Hier ist die Schaltzentrale der Silos, die im Schichtbetrieb besetzt ist. Wenn geerntet wird, jeden Tag. „Wenn Ernte ist, dann müssen wir einfach da sein, egal ob Samstag oder Sonntag ist“, erklärt Kaiser.
Reinigung und Prüfung
Die Muster-Probe wird jetzt in einen Reinigungsapparat gegeben. Der kleine Kasten rattert und wackelt. Er sortiert Dreck, Erde, Staubanteile, kaputte Körner und überflüssiges Material aus.

Jetzt gehen die Getreide-Muster durch die Prüfgeräte. Innerhalb kurzer Zeit zeigt das Gerät auf seiner Digital-Anzeige die Werte der Probe. Hier können die ZG-Mitarbeiter sofort feststellen, ob die Qualitätsbedingungen erfüllt sind, oder nicht. Angezeigt wird auch der Proteingehalt oder Eigenschaften des Korns, die es etwa zum Backen besonders geeignet sein lassen.

Fesenmaiers Weizen scheint in Ordnung zu sein. Die Probe wird luftdicht abgepackt und mit einem Zettel versehen: „Hier steht dann drauf woher das Getreide kommt, wann es kam, in welches Silo es gepackt wird. Außerdem unterschreiben der Landwirt und der Silomeister. Das ist wichtig, falls es zu Reklamationen kommen sollte. Wir können dann die Probe nochmals hervorholen und schauen, woran es gelegen hat. Deshalb wird das Muster bei uns zwei Jahre lang aufbewahrt“, erklärt Kaiser.

Das Material wird abgekippt
Fesenmaier fährt mit Traktor und Anhänger eine Runde um das Gebäude und kommt im Abladebereich zu stehen. Der Boden ist dort mit Stahlgittern überzogen, darunter befindet sich die sogenannte Gosse. So wird der Bereich bezeichnet, von wo aus das Getreide über Förderbänder in die Silos gebracht wird. Der Landwirt öffnet seinen Anhänger an der Seitenklappe, der Weizen strömt hinab durch die Gitter.
Eine Staubwolke steigt in die Luft. „Wenn es beim Abladen staubt, dann ist es gut trocken“, sagt Fesenmaier. In wenigen Minuten ist der Anhänger leer.

Bis jetzt wurden die Förderbänder in der Gosse allerdings noch nicht in Betrieb genommen. Ein Teil der Ladung ragt also noch bis durch die Gitter hinauf in den Abladebereich.

Insgesamt besitzt die ZG in Donaueschingen eine Lagerkapazität von bis zu 20 000 Tonnen. Das meiste davon in den großen Silos. Bei denen wird nach Getreidesorte unterschieden, und nach Qualität. „Braugerste hat etwa eine wesentlich höhere Qualität als Futtergerste“, sagt Kaiser. Die Silos sind ein Mikrokosmos für sich. 25 davon gibt es hier. Etliche Parameter müssen stimmen. Wenn Temperatur oder Feuchtigkeit nicht passen, kann das schnell zu Problemen führen. „Wir können nicht einfach alles reinschütten und fertig. Dafür benötigt es viel Wissen. Wie sieht die Temperatur des Getreides aus, wenn es angeliefert wird? Wie feucht ist es? Wie viel Luft muss dazu?“, erklärt Kaiser. Klimageräte sorgen für die notwendige Kühlung. Etwa zehn bis zwölf Grad sind optimal. Kontrolliert wird das alles in dem kleinen Büro.

In welches Silo genau?
Wohin welches Getreide fließt, wird manuell in dem Büro entschieden. Dass es dann auch so passiert, dafür sorgt schließlich ein großes Drehkreuz im Obergeschoss des Gebäudes.

Mit dem Getreide wird über die Genossenschaft der ganze badische Bereich im Bundesland: „Das Getreide geht dann etwa an Mühlen, Mälzereien oder das Mischfutterwerk in Kehl„, sagt Kaiser. Wie oft die Silos geleert werden, das richte sich nach den Abnehmern.