Wunschdenken und Realität klaffen oft ziemlich auseinander. Nach aller Anfangseuphorie sind nun die Mütter und Väter des Stadtbusses in der Realität angekommen. Voll Stolz waren sie die vergangenen 16 Monate. Schließlich ist das Kind Stadtbus recht gut geraten. Drei übersichtliche Linien, die im Halbstundentakt durch die Stadt kurven. Schöne Busse, die sogar mit Wlan ausgestattet sind. Ein Angebot, bei dem so manche größere Stadt doch neidisch nach Donaueschingen schauen sollte.
Doch die Realität sieht anders aus und das Kind gerät nicht ganz so, wie es sich die Eltern gewünscht haben: 16 Monate sind vergangen, viel Zeit, Kraft und Geld wurde für den Stadtbus eingesetzt. Doch was bleibt unter dem Strich? Die Einzelfahrkarten sind nach der Abschaffung des Ein-Euro-Tickets rapide gesunken. Die Tageskarten können den Verlust nicht kompensieren. Und auch die Abos haben sich nicht wirklich weiterentwickelt. Der einzige Lichtblick sind die Senioren, bei denen sich seit der Einführung des Stadtbusses die Abos verdoppelt haben – von 21 Stück auf 41 Stück.
2,30 Euro sind vielen einfach zu teuer
Wenn man die Anstrengungen, die für den Stadtbus gemacht wurden, betrachtet, ist das reichlich wenig. Doch nun geht es nicht darum, zurückzublicken und über die Vergangenheit zu diskutieren. Das Problem liegt auf der Hand: Wäre die Einzelfahrt billiger, dann würden letztendlich doch mehr Bürger den Stadtbus nutzen. Das haben die Zahlen gezeigt. 2,30 Euro für die Fahrt von der Siedlung in die Innenstadt sind ein stolzer Preis. So manch einer läuft da lieber oder holt das Auto aus der Garage, anstatt den Stadtbus zu nutzen. Doch genau für solche Leute braucht es ein Angebot, das sie den Stadtbus nutzen lässt. 2,30 Euro für eine Strecke schrecken nur ab.
Bedenklich daran ist, dass das Problem ja nicht nur die Donaueschinger haben.
Auch in Schwenningen, Villingen, St. Georgen und beim Ringzug gibt es Klagen, dass der Tarif nicht stimmt. Und das nicht erst seit gestern, sondern seit Jahren. Wer möchte, dass Menschen öffentliche Verkehrsmittel nutzen, der kann nicht erwarten, dass sie das zu jeder Bedingung machen. Er muss auch ihre Forderungen und den Bedarf kennen und darauf reagieren. Um so unverständlicher ist es, dass seit Jahren zwar ein Citytarif gefordert wird, aber noch lange keiner in Sicht ist.
Realität und Ehrlichkeit werden helfen
Das gilt aber nicht nur für den Verkehrsverbund Schwarzwald-Baar, der für die Tarife verantwortlich ist, sondern auch für die Donaueschinger Väter und Mütter des Stadtbusses: Es braucht eine ehrliche Debatte über die Probleme des Kindes. Denn nur wenn man diese kennt, kann man auch gezielt handeln. Das fordert viel Realitätsinn, das fordert viel Ehrlichkeit und das wird auch manchmal richtig weh tun. Aber nur nur so kann sich der Stadtbus richtig entwickeln und am Ende etwas Gutes herauskommen.