Wer zwischen Donaueschingen und Wolterdingen durch den Wald fährt, passiert auf anderthalb Kilometer Länge eine künftige Baustelle. Acht Meter breit, ist der Kahlschlag am Waldrand. Die gefällten Bäume sind, entastet und entrindet, stammweise in Richtung Sägewerke abtransportiert, der Boden ist gesäubert. Nun geht es weiter. Ab 1. Juni wird auf der vorbereiteten Trasse eine Abwasserdruckleitung zwischen Wolterdingen und Donaueschingen verlegt werden. Vor den Sommerferien 2020 soll die auf 2,6 Millionen Euro bezifferte Gesamtmaßnahme abgeschlossen sein.
Die Zeit drängt. Denn die wasserrechtliche Erlaubnis der Kläranlage Wolterdingen, die auch die Abwässer aus Hubertshofen, Tannheim und Mistelbrunn reinigt, läuft 2020 ab. Deshalb legt die Stadt Donaueschingen die Kläranlage Wolterdingen still und fördert die Abwässer künftig mittels Druckleitung zur Verbandskläranlage in Donaueschingen.

Erfolgte die Rodung Ende Februar während eines Wochenendes unter Vollsperrung, kommt für die Autofahrer eine beruhigende Nachricht vorab. „Die Planung sieht vor, dass im Bereich der Straßenquerung in Wolterdingen ohne Sperrung gearbeitet wird“, sagte Stadtsprecherin Vera Moßbrucker. Gegebenenfalls könnte eine einseitige Sperrung mit einer Ampelanlage notwendig werden. Das hänge von einer technischen und wirtschaftlichen Prüfung ab. Die Leitung ist mit einer Länge von 5,22 Kilometer konzipiert. Nur ein Teil verläuft auf der im Wald gerodeten Fläche.
Im Bereich der Hagelrainstraße und der Güterstraße erfolgt der Zusammenschluss der neuen Leitung mit einem bestehenden Abschnitt einer Druckpunktleitung. Dieser entstand 2014/15 im Zuge der Sanierung der Bräunlinger Straße. Er liegt bereits an der Ecke Bräunlinger Straße/Wirtschaftsweg Sportplatz und führt entlang der Bräunlinger Straße bis auf Höhe Zebrastreifen kurz vor der Brücke Bahnhofstraße. Von dort aus wird auf einer Länge von etwa 70 Meter ein weiteres Teilstück der Druckleitung neu verlegt, das in der Hagelrainstraße an den Sammelkanal anschließt.
Im Zuge der Baumaßnahme verlegt der Zweckverband Breitbandversorgung Leerrohre mit. Diese Teilleistung wird mit dem Zweckverband abgerechnet. Etwa ab der Hausnummer 42 / Bräunlinger Straße werde man die Möglichkeit nutzen, die Leerrohre für die Glasfaser bis zur Kläranlage mitzuverlegen, sagte die Sprecherin des Breitbandzweckverbands, Katrin Merklinger.
2,6 Millionen Euro wird die Stadt diese Maßnahme kosten. 2,2 Millionen Euro standen bereits im Wirtschaftsplan 2019 des Eigenbetriebs Abwasserversorgung, weitere 400 000 Euro hat der Gemeinderat in jüngster Sitzung zufinanziert. Fördermittel winken. Die Verwaltung hat vom Landesumweltministerium bereits die Nachricht bekommen, die Maßnahme werde mit rund 760 000 Euro gefördert.
Steht die Druckleitung, dürfte die Stadt abwasserrechtlich erst einmal Ruhe haben. Nach der Abschaltung der Kläranlage Wolterdingen ist außer der Anlage des Gemeindeverwaltungsverbands keine weitere kommunale Kläranlage mehr in Betrieb. Was bleibe, sind turnusmäßige abwasserrechtliche Erlaubnisverfahren, so Moßbrucker. Weist eine Prüfung darauf hin, dass eine Anlage nicht mehr dem Stand der Technik entspricht, muss entsprechend nachgerüstet oder modernisiert werden. Auf der Verbandskläranlage sind in diesem Jahr keine größeren Maßnahme vorgesehen. Neben einer Betonsanierung erfolgen bedarfsmäßige Pumpen- und Rührwerkserneuerungen.
Abwassermengen
Die zusätzlich erwarteten Abwasserkapazitäten aus Wolterdingen stellen die Verbandskläranlage vor keine größeren Herausforderungen. Beim Gesamtabwasser habe die Anlage im Mittel der vergangenen Jahre etwa 8,5 Millionen Kubikmeter Abwasser verarbeitet. Aus Wolterdingen werden rund 650 000 Kubikmeter pro Jahr erwartet, was etwa 7,5 Prozent der Bestandsmenge entspricht. (wur)