Seine bis dato letzten Wettkampferfahrungen hat Amateursportler Christian Schuh 2019 beim Ironman in Frankfurt gesammelt, danach brach die Corona-Pandemie aus. Doch wie es das Schicksal so wollte, kehrte der Donaueschinger Mitte August in die Mainmetropole zurück, um genau dort seine Qualifikation für die Ironman-Weltmeisterschaft auf Hawaii perfekt zu machen.

Christian Schuh
Christian Schuh | Bild: Singler, Julian

Motivation hochhalten – trotz Corona

„Eigentlich wollte ich schon 2020 an der Europameisterschaft in Frankfurt teilnehmen, aber dann ist sie ausgefallen und wurde auf dieses Jahr verschoben“, erklärt Schuh. Also galt es, das Trainingslevel möglichst hochzuhalten und nicht in ein Loch zu fallen – trotz Corona-bedingt fehlender Perspektive, ob Wettkämpfe überhaupt möglich sind.

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Einen solchen Durchhänger hat der Sportler laut eigener Aussage nicht gehabt. „Ich hatte keine Motivationsprobleme, weil ich wusste, ich will“, erzählt Schuh. „Ich hatte dieses große Ziel vor Augen, mich irgendwann für die Weltmeisterschaft auf Hawaii zu qualifizieren. Weil mir das Training unheimlich viel Spaß macht, bezeichne ich mich selbst als Trainingsweltmeister“, ergänzt er. Jede einzelne Disziplin – ob Schwimmen, Radfahren oder Laufen – trainiere er gern – mal mehr, mal weniger.

„Weil mir das Training unheimlich viel Spaß macht, bezeichne ich mich selbst als Trainingsweltmeister.“
Christian Schuh, Amateursportler

Und auch, wenn Wettkämpfe ausfallen, – so wie in Corona-Zeiten die Regel – blicke er stets gen Zukunft. Dabei folge er dem Motto: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Natürlich mache er sich Gedanken, ob die Ironman-WM, die bereits auf Februar 2022 verschoben wurde, auch tatsächlich über die Bühne gehen kann. Christian Schuh sagt, er sehe die Chance dafür aktuell bei 50 zu 50, er halte auch eine Verschiebung auf das Jahr 2023 oder später für sinnvoll.

Christian Schuh (links) Mitte August während der „Ironman European Championship“ in Frankfurt. Bei diesem Wettbewerb hat er ...
Christian Schuh (links) Mitte August während der „Ironman European Championship“ in Frankfurt. Bei diesem Wettbewerb hat er sich für die WM auf Hawaii qualifiziert, die im Februar 2022 stattfinden soll. | Bild: Christian Schuh/privat

Für schwierig erachtet er die Planung in Bezug auf Hotelbuchungen. „Ich habe mir sagen lassen, dass im Februar die Haupturlaubszeit auf Hawaii sein soll, alle Hotelkontingente sind im Prinzip schon vergriffen“, führt er aus. Nichtsdestotrotz müsse er davon ausgehen, „dass es stattfindet, und dann werde ich auch alles tun, um an der Startlinie stehen zu können“. Zugute komme ihm, dass er als Kriminalpolizist im Bereich der Wirtschaftskriminalität recht flexibel sei.

In Sachen Vorbereitung auf die Ironman-WM wolle der Amateursportler auf seinem derzeitigen Fitnesszustand sukzessive aufbauen. Unterstützt wird er dabei von einem Trainer aus Frankfurt, berichtet Schuh. Dieser habe selbst schon neunmal an der WM teilgenommen. „In der Regel sieht das so aus, dass man im Frühjahr auch mal in ein Trainingslager geht, bei mir fällt die Wahl auf Lanzarote, was zuletzt allerdings wegen Corona ausfallen musste“, erzählt der 48-Jährige. Normalerweise zwischen 15 bis 18 Stunden wöchentlich investiert, summiere es sich im Trainingslager oder konkreter auf den Wettkampf zugehend auf bis zu 30 Stunden pro Woche für Trainingseinheiten. Genauso wichtig sei es jedoch, auf ausreichend Ruhephasen zu achten.

Alles ist durchgetaktet

Ein halbes bis Dreivierteljahr vor Wettkämpfen sieht sein Trainingsalltag wie folgt aus: Drei- bis viermal pro Woche steht Schuh morgens um halb fünf auf, geht in seinen kleinen Fitnessraum zuhause, wo er eine halbe Stunde Kräftigungs- und Dehnübungen ausführt. Dann geht er seinem Job als Kriminalpolizist nach. Manchmal schaffe er es, seine Mittagspause dafür zu nutzen, um im Schwimmbad ein paar Bahnen zu absolvieren oder die Laufschuhe anzuziehen. Nachmittags geht es nach Dienstschluss nach Hause. „Da wird dann der restliche Tag mit der Familie besprochen und dann verschwinde ich noch mal für zwei bis vier Stunden und mache das, was auf dem Trainingsplan steht“, sagt der Donaueschinger.

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Auf dem Rad: Christian Schuh aus Donaueschingen. Vor Wettkämpfen gehe er einzelne Abläufe und Wechsel zwischen den Disziplinen im Kopf durch: „Ich höre auf meine eigene Stimme, wie ich mir das Rennen einteilen muss.“ | Bild: Christian Schuh/privat

Neben seinem Trainer erfährt Christian Schuh weitere Unterstützung von einer Ernährungsberaterin. „Ich ernähre mich eigentlich ganz normal, esse nur einmal in der Woche Fleisch – kein Schweinefleisch, sondern bevorzugt Rindfleisch“, schildert er. Der Ernährungsexpertin schicke er regelmäßig seine Blutwerte. Sie wiederum werte Schuhs Blutbilder aus und versorge ihn mit Mikronährstoffen, um die Defizite auszugleichen. Seine Familie esse durchschnittlich viel Fisch, in der Vorwoche von Wettkämpfen achte er außerdem darauf, den eigenen Kohlenhydratspeicher aufzufüllen.

Zuspruch erfährt der Triathlet nicht zuletzt von seinen Liebsten, für die er ohnehin schon der Größte ist: „Meine Frau und meine zwei erwachsenen Töchter stehen hinter mir, unterstützen mich auch mental, indem sie mir Selbstvertrauen geben.“

Geplagt von Wadenkrämpfen erreicht Christian Schuh am 15. August das Ziel bei der „Ironman European Championship“ in Frankfurt.
Geplagt von Wadenkrämpfen erreicht Christian Schuh am 15. August das Ziel bei der „Ironman European Championship“ in Frankfurt. | Bild: Christian Schuh/privat

Woran Christian Schuh bis zur WM noch arbeiten möchte? „Ein bisschen Potenzial habe ich sicher noch beim Radfahren und beim Laufen, da kann ich mich noch verbessern.“ Mit seiner Schwimmleistung sei er zufrieden. Als Vorbereitungswettkampf möchte er am 3. Oktober – sofern alles hinhaut – beim Ironman in Barcelona starten. Und spätestens dann rückt der große Höhepunkt, die WM auf Hawaii, in immer greifbarere Nähe.