Corona klaut mir, 17 Jahre alt, ein Stück Jugend. Im Mai habe ich am Fürstenberg-Gymnasium in Donaueschingen die Abiturprüfungen geschrieben. Die Zeit unmittelbar nach dem Schulabschluss soll wohl ein sorgloser Lebensabschnitt sein: freiheitsliebend, neugierig und optimistisch in die Zukunft blickend. Nicht zuletzt ist es die Blütezeit unseres Daseins. Denn es scheint so, als würden alle Türen offen stehen, als würde einem die Welt zu Füßen liegen.
Viele Schüler – genauso wie ich – träumen bereits seit Kindheitstagen von Plänen nach dem Abitur: einer Reise in ein fernes Land, oder dem ewigen Feiern bis tief in die frühen Morgenstunden. Schließlich möchte man die neu gewonnene Freiheit in vollen Zügen genießen – mit den besten Freunden an der Seite. Die Jugend hat eben ihren Freiheitsdrang. Die Jugend möchte mehr sehen und erleben. Schließlich „irrt der Mensch solang er strebt“, so Goethe. Das definiert nicht zuletzt die jungen Menschen, denn sie haben einen Durst nach Erfahrung, Wissen und Abenteuern – einen möglicherweise unstillbaren Durst nach mehr.
Doch dann kam die Pandemie und eben jener Durst kann nicht gestillt werden. Sorglose Träume lösten sich in Luft auf und wichen einer Corona-Welt: negative Nachrichten, sozialer Abstand, Lockdown. Nun muss die Jugend auf neue Erfahrungen verzichten, die möglicherweise ein Leben lang prägen.
Das Virus fesselt uns die Füße, obgleich die Tür der Welt offen steht. Nicht zuletzt sei die Freiheit ein Gut, dessen Dasein weniger Vergnügen bringe als seine Abwesenheit Schmerzen, sagte der Schriftsteller Jean Paul. Die Jugend lernt diese Weisheit gerade auf die harte Tour: Freiheit zu schätzen. Es wird bis auf Weiteres keine Welt ohne Corona geben. Aber wir müssen lernen, mit den Möglichkeiten, die wir besitzen, bestmöglich zu arbeiten. Wir werden zwar nicht an Abenteuern in fernen Ländern wachsen, dennoch sind die Herausforderungen des Virus prägend. Und die Hoffnung stirbt zuletzt: Neue Möglichkeiten sowie Erfahrungen können noch kommen. Doch gleichwohl ist Jugend vergänglich.