Im Stall auf dem Leimgrabenhof in Pfohren sind die Lichter aus – trotzdem müssen die Rinder ihr Futter nicht im Dunkeln kauen. Tageslicht fällt durch das Dach und die großen Fenster. Das gehört zum Konzept des sogenannten Tierwohlstalls auf dem Hof. Was sonst noch getan wird, damit es den Rindern besser geht.
Direkte Nähe zum Kunden
Die Genehmigung für den Bau des Tierwohlstalls hatte Jörg Fehrenbacher 2021 vom Ortschaftsrat in Pfohren erhalten. Der Landwirt und ausgebildete Agrartechniker ist auf dem Leimgrabenhof aufgewachsen und inzwischen Miteigentümer. Zudem kümmert er sich gemeinsam mit Metzgermeister Ingo Fricker um die Direktvermarktung der Hofprodukte.

Die regionale Direktvermarktung mit der Nähe zu den Kunden sei ein wichtiger Bestandteil des Hofkonzepts. Es gibt mehrere Standbeine: einen Hofladen in Tuningen, Verkaufsautomaten, die Belieferung von Gastronomiebetrieben und regionalen Lebensmittelhändlern. Hinzu kommt die Erzeugung von Strom.
Verantwortung gegenüber den Tieren
Jedes der Standbeine sei wichtig für die finanzielle Stabilität des Hofes. „Die Direktvermarktung ist unser Weg“, erklärt Jörg Fehrenbacher. Zum Konzept des Hofes gehören neben der Regionalität auch Nachhaltigkeit und Tierwohl. Den Kunden soll transparent vermittelt werden, was die Produkte qualitativ von anderen unterscheidet und warum sich der Preis lohne.
Ein Beispiel für mehr Nachhaltigkeit ist die Stromerzeugung auf dem Hof. Sie erfolgt über eine Solaranlage und eine Biogasanlage. Bei letzterer werden keine Lebensmittel verwendet, sondern Mist, Gülle und Futterreste der Tiere in den Energiekreislauf eingebunden.
Beim Thema Tierwohl spricht Fehrenbacher von einer Wende in der Tierhaltung. „Man trägt Verantwortung für das Leben der Tiere“, betont er. Ebenso sei es wichtig, den Verbrauchern zu erklären, warum Tierwohl seinen Preis hat.
Das Besondere am Tierwohlstall
Wichtiger Schritt in diese Richtung: Nach zweijähriger Bauzeit konnte der für 450 Rinder konzipierte Tierwohlstall Anfang 2023 in Betrieb genommen werden. Inwiefern bietet dieser einen Mehrwert für die Tiere?
„Unsere Tiere haben mehr Platz als gesetzlich vorgeschrieben“, erklärt Fehrenbacher. „Und sie sind auf Stroh gebettet. Nicht auf Beton oder Spaltenböden“, fügt er hinzu. Auch für ausreichend Tageslicht und frische Luft sei gesorgt: In der Mitte des Stalldachs befindet sich ein lichtdurchlässiger Bereich und die Außenwände lassen sich bei gutem Wetter rundum öffnen.
Das Grundfutter für die Rinder bauen die Landwirte selbst auf den umliegenden Feldern ohne Gentechnik an. Außerdem habe der regionale Verkauf den Vorteil, dass die Tiere für die Schlachtung höchstens 15 Kilometer zurücklegen müssen. „Bis zum Tod der Tiere ist alles in unserer Hand“, sagt Fehrenbacher.
Zertifizierung schafft Transparenz
Seine Tierhaltung lässt sich der Leimgrabenhof extern zertifizieren. „Wir machen freiwillig bei der Initiative Tierwohl mit und sind mit dem QS-Prüfzeichen ausgezeichnet“, sagt der Landwirt. Zudem habe ihr Fleisch das Siegel der Haltungsstufe 3 (Außenklima).
„Tierschutz und Tierhaltung sind für Verbraucher, die tierische Lebensmittel konsumieren, sehr wichtig“, erklärt Heike Silber von der Abteilung Lebensmittel und Ernährung der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Die Haltungsform-Kennzeichnung des Handels sei ein guter Ansatz für mehr Transparenz im Fleischangebot. Sie garantiere aber nicht, dass es den Tieren wirklich gut geht.
Laut der Verbraucherzentrale stellen innerhalb der Haltungsform-Kennzeichnung einzig die Haltungsformen 3, 4 sowie die neue Haltungsform 5 eine deutlich verbesserte Tierhaltung dar.

Fehrenbacher hat die nächste Stufe im Blick
Im Stall haben die Rinder mehr Platz als in der Haltungsstufe 3 vorgeschrieben, wie Fehrenbacher erklärt. Ziel sei es zudem, auf Stufe 4 aufzusteigen. Die Voraussetzungen dafür seien mit der Stallarchitektur gegeben, ein Auslauf könnte noch angebaut werden. „Dafür müssen wir die richtigen Vermarktungswege abwarten“, sagt Fehrenbacher.

Es komme zunächst darauf an, wie gut der neue Onlineshop anläuft. Der ist vor wenigen Wochen gestartet und ein neues Standbein in der Direktvermarktung. Insgesamt laufe der Hof gut: „Das Konzept scheint bei den Kunden gut anzukommen“, sagt der Landwirt.