Vera Gaigl kam der Liebe wegen nach Hüfingen. Das war 2019 und davor lagen einige Umwege.
Geboren ist sie in München und aufgewachsen in Erding. Nach der Schule hatte sie eine Ausbildung zur Biologisch-Technischen Assistentin (BTA) gemacht und dann in der Schweiz gearbeitet.
Das Labor ist nicht ihr Fall
Zwar habe ihr der Bereich Biologie sehr gut gefallen, doch die Arbeit im Labor sagte ihr nicht besonders zu, berichtet sie. Ihr sei die Arbeit zu wenig gewesen, denn in einem Zimmereibetrieb wo ihr Vater arbeitete, könne man sehr viel mehr handwerklich machen.
Der Wunsch nach beruflicher Veränderung entstand. „Ich habe hin und her überlegt, was ich machen soll und so kam ich auf das Brauereihandwerk“, sagte die 23-Jährige.
„Über Verbindungen kam ich zur Löwenbrauerei in Bräunlingen und habe dort mit einem Kurzpraktikum angefangen.“ Eigentlich wollte sie nur eine Woche bleiben. „Doch dann wurden drei Monate draus“, erzählt Gaigl.
So verläuft ihre Ausbildung
„Im September 2021 begann meine Ausbildung zur Brauerin, die aufgrund meiner vorherigen BTA-Ausbildung, gekürzt wurde.“ Ihr Ausbilder war in Bräunlingen Braumeister Andre Luis Pinto, von dem sie sehr viel gelernt habe.

Die Ausbildung endete im Dezember 2023. Die Prüfungen für den Brauerin- und Mälzerinnenberuf habe sie mit einem sehr guten Abschluss zur Gesellin absolviert. „Die Handwerkskammer Konstanz hat mich danach informiert, dass ich Kammersiegerin geworden bin“, sagt Gaigl.
Darum geht es in der Prüfung
Bei der Prüfung wurde viel in Theorie und im Praktischen gefordert. Das sei ihr hervorragend gelungen.
Bei der Zwischenprüfung, die mit zum Gesamtergebnis zählt, ging es vor allem um das Vermälzen und auch um das richtige Wasser, was beim Brauen sehr wichtig sei. Auch über die Rohstoffe habe sie vieles wissen müssen, über das Brauen, die Maische oder die Qualitätsanalyse.
Biertest und Limonade gehören dazu
“Dabei mussten wir unter anderem Fragen wie ‚Wann und wie ist alles gut vergoren?‘ beantworten und auch der Biertest selbst, nämlich was für eine Biersorte mit verschiedenen Parametern in der Flasche war, gehörte dazu“, listet die 23-Jährige auf.
Limonadenherstellung gehörte mit zur Ausbildung. Biermarketing und Werbung wurden eher weniger behandelt. „Wir waren mit 50 Leuten in zwei Klassen, ein großer Ausbildungsjahrgang, darunter auch zehn Frauen.“
Ausbildungsbetrieb hat die richtige Größe
Eines der wichtigen Merkmale bei ihrer Ausbildung: Je größer der Betrieb, je mehr laufe automatisiert ab, und je kleiner die Firma, desto mehr Handwerk sei gefragt. Da habe sie mit der Löwenbrauerei offenbar richtig gelegen.
“Mir hat es bei der Bräunlinger Ausbildung sehr gut gefallen und es hat mich sehr gefreut, dass ich in allen Bereichen der Brauerei mit dabei sein konnte, viel mitarbeiten durfte und ständig Abwechslung hatte“, blickt die Kammersiegerin zurück.
Erst in Kanada, dann auf Madeira
„Bis Februar 2024 habe ich in Bräunlingen als Gesellin gearbeitet und danach habe ich mir meinen großen Traum erfüllt und flog für ein halbes Jahr nach Kanada“, berichtet sie. Dort habe sie in einer Brauerei gearbeitet und sei durch das weite Land getourt. Danach ging es für einige Wochen nach Madeira. „Auch dort konnte ich in einer Brauerei mitarbeiten“, sagt die 23-Jährige.
In Zukunft möchte sie noch ein paar Gesellenjahre arbeiten und noch etwas anderes zu sehen bekommen. Dann ist das nächste Ziel von Vera Gaigl: Braumeisterin werden.