Seit Beginn der temporären Innenstadtumleitungen und -sperrungen im Rahmen der Eventreihe Donauquellsommer schlagen die Wellen hoch in Donaueschingen: Händler klagen über Umsatzeinbußen, Ärzte über eine schlechte Erreichbarkeit, Lieferanten über eine komplizierte Verkehrsführung, während einige Anwohner den zunehmenden Verkehr in den Nebenstraßen kritisieren. Das unterstreichen auch zahlreiche Leserbriefe an die SÜDKURIER-Redaktion.

Protest-Plakate in den Schaufenstern

Wer aufmerksamen Auges durch die Innenstadt marschiert, wird auch schon die Plakate entdeckt haben, die in zahlreichen Schaufenstern hängen: „Verkehrsversuch Karlstraße sofort stoppen – Keine Experimente auf unsere Kosten“ steht darauf. Absender ist eine erst vor zwei Wochen gegründete Interessensgemeinschaft, die sich „Wir sind Donaueschingen“ nennt. Stand jetzt besteht die Interessensgemeinschaft aus 54 Personen.

Diese Plakate sind derzeit an vielen Schaufenstern der Innenstadt zu sehen. „Verkehrsversuch Karlstraße sofort stoppen – Versammlung pro ...
Diese Plakate sind derzeit an vielen Schaufenstern der Innenstadt zu sehen. „Verkehrsversuch Karlstraße sofort stoppen – Versammlung pro Innenstadt am 8. Juli um 19 Uhr – Donauhalle – Leine Experimente auf unsere Kosten.“ | Bild: Denise Kley

Einer davon ist Kai Georg. Er wohnt und arbeitet in der Wasserstraße. „Wir sind entsetzt, da sich seither unglaublich viel Verkehr, darunter auch Lastwägen, durch die enge Wasserstraße drückt“, sagt er.

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2400 Unterschriften gesammelt

Der Anwalt hat kurz nach Beginn der Maßnahmen in Eigeninitiative eine Unterschriftenaktion gegen die Verkehrsumleitungen in der Innenstadt initiiert und vertritt nunmehr die neu gegründete Interessensgemeinschaft als Sprecher. Vor ihm liegt ein Stapel an Unterschriftenlisten. „Die Resonanz war riesig, von Beginn an“, sagt er. 2400 Unterstützer haben, Stand 3. Juli, ihre Unterschrift für die Aufhebung der Maßnahmen gesetzt.

Die Interessensgemeinschaft hat sich bereits zweimal getroffen, zuletzt am 30. Juni im Gasthaus Grüner Baum in Allmendshofen.
Die Interessensgemeinschaft hat sich bereits zweimal getroffen, zuletzt am 30. Juni im Gasthaus Grüner Baum in Allmendshofen. | Bild: Denise Kley

Als unabhängiger Experte hat sich nun auch Philipp Hilsenbek, Geschäftsbereichsleiter Standortpolitik bei der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg eingeschaltet. Er hat im Laufe seiner Karriere schon mehrere Verkehrsversuche und die Umsetzung von Innenstadtkonzepten in der Region betreut oder mit Expertise unterstützt.

Auch ihm ist die Diskussion über die laufende Innenstadtentwicklung der Donauquellstadt zu Ohren gekommen und er bewertet im Gespräch mit dem SÜDKURIER die Thematik aus der Distanz.

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„Innenstadt geht nur gemeinsam“

Was aus seiner Sicht wichtig ist: „Innenstadt geht nur gemeinsam.“ Eine lebendige Innenstadt sei ein Zusammenspiel aus vielen unterschiedlichen Akteuren: also den ansässigen Gewerbetreibenden, Dienstleistern, Ärzte und öffentliche Einrichtungen und Verwaltungseinheiten. Eine Innenstadt habe viele Funktionen zu erfüllen – darunter beispielsweise die Nahversorgung, Freizeitgestaltung und die gesundheitliche Versorgung durch Ärzte. „Eine Innenstadt hat über die Jahre hinweg immer mehr Leistung zu erbringen, auch in puncto Freizeitgestaltung“, so Hilsenbek.

Philipp Hilsenbek, IHK-Innenstadtexperte sagt: „Innenstadtentwicklung funktioniert gemeinsam.“
Philipp Hilsenbek, IHK-Innenstadtexperte sagt: „Innenstadtentwicklung funktioniert gemeinsam.“ | Bild: Denise Kley

Jedoch dürfe man dabei den Aspekt Erreichbarkeit nicht vergessen. „Hier im ländlichen Raum ist man auf das Auto angewiesen, dementsprechend sollte auch die Innenstadt einer mittelgroßen Stadt wie Donaueschingen darauf ausgelegt sein.

Und im Falle eine Verkehrsberuhigung sollte ein funktionierendes Parkleitsystem im Vorfeld installiert werden.“ Was Hilsenbek betont: „Eine Innenstadtentwicklung ist ein Prozess, bei dem auch nachjustiert werden darf – und soll.“

Besonders in einer Testphase – wie sie auch derzeit in Donaueschingen laufe – sei es wichtig, Zwischenbilanz zu ziehen und mit allen Akteuren zusammenzuarbeiten. „Die Akteure müssen das Gefühl haben, auch gehört zu werden.“

In Donaueschingen sei der Gesprächsbedarf derzeit gegeben – nun gelte es, diesen zu kanalisieren und einzufangen und gemeinsam an einem Innenstadtkonzept zu arbeiten, das für alle Akteure tragfähig sei – so seine Einschätzung.

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Versammlung am 8. Juli

Mit Spannung erwartet die Interessensgemeinschaft nun die Gemeinderatssitzung am Dienstag, 8. Juli. Mitglieder der Interessensgemeinschaft werden sich um 19 Uhr vor den Donauhallen treffen, eine Versammlung wurde dahingehend angemeldet.

Auf der Tagesordnung der Gemeinderatssitzung ist die Thematik der temporären Innenstadtsperrungen zwar nicht vorgesehen – doch die Interessensgemeinschaft hofft, dass sich die Verwaltung und Gemeinderäte auf die Diskussion bezüglich der Forderung eines vorzeitigen Endes der Verkehrsführung im Rahmen des Donauquellsommers einlassen, wie Georg ausführt.