Immer wieder müssen Stühle herangebracht werden. So groß ist das Interesse an einem historischen Vortrag, zu dem der Verein für Geschichte und Naturgeschichte der Baar eingeladen hatte.
In sechs Etappen führt der ehemalige Stadtbaumeister und Kultur- und Geschichtskenner Heinz Bunse durch die erstaunliche Entwicklungsgeschichte Donaueschingens.
Heute präsentiert sich Donaueschingen mit 22.496 Einwohnern als große Kreisstadt. Geht man allerdings in der Geschichte ins Jahr 1688 zurück – hier stellt Heinz Bunse eine gemalte Stadtansicht des Hüfinger Malers Menrd vor – so war Donaueschingen noch eines der Baardörfer mit gerade einmal 734 Einwohnern.
Erst 1723 zog das Fürstenhaus von Stühlingen nach Donaueschingen um hier mit dem Ausbau als Residenz, wie beispielsweise Schloss, Karlsplatz, Brauerei, zu beginnen. Im Jahr 1799 zählte Donaueschingen schon 2000 Einwohner.
Das Stadtbild ist im Zentrum bis heute vom Haus Fürstenberg geprägt durch Bauten wie Stadtkirche, Donauquelle, Park und vieles mehr.

Neben diesen Konstanten hat sich die Stadt enorm entwickelt. Heinz Bunse hatte dies in sechs interessanten spannenden Momenten verpackt – hat sich aber auch die Brandkatastrophe am 5. August 1908, die Inflation, die autogerechte Stadt oder auch das Stadtjubiläum vorgenommen.
Das Gestern und Heute hat Bunse in historischen Bildern und aktuellen Ansichten festgehalten, dabei zitierte er aus zahlreichen Publikationen, die über Donaueschingen veröffentlicht wurden.
1. Ein großes Freiluft-Wohnzimmer zum Jubiläum
Am 5. Juni 889 schenkte König Arnulf den königlichen Besitz „in villa esginga“ dem Kloster Reichenau. Die Schenkungsurkunde wird im badischen Generallandesarchiv aufbewahrt. 1989 feierte die Stadt Donaueschingen ein ganzes Jahr lang diese erste urkundliche Erwähnung.

Zur Vorbereitung der 1100-Jahrfeier wurde die Karlstraße von der Stadtkirche bis zum Rathaus neugestaltet. Es entstanden drei neue Plätze, der Rathausplatz, der Platz am Hanselbrunnen und der Max-Rieple -Platz. Im ersten Bauabschnitt wurde das Bürger- und Kulturzentrum rund um den Max-Rieple-Platz errichtet.

2. Erst wohnen hier Beamte, dann arbeiten Brauer
Am 31. Oktober 1723 zog Fürst Josef Wilhelm Ernst mit einem Festzug aus 46 Wagen, Glockengeläut und Kanonendonner in Donaueschingen ein. Der Fürst zog die zentrale Lage Donaueschingens dem eher am Rand gelegenen Stühlingen vor. Es folgte eine wichtige Epoche der Stadtentwicklung, der Ausbau zum Residenzort.

Der beträchtliche Zustrom von Beamten sorgte für einen Wohnungsbedarf, dem die vorhandenen Kapazitäten nicht genügten. In den Jahren 1748 bis 1751 entstand als Wohnkomplex für die fürstlichen Beamten der sogenannte „Neubau“, der heute der Brauerei als Verwaltungsgebäude dient.
Die historische Aufnahme von Otto Huber zeigt den „Neubau“ im Jahr 1950. Im Erdgeschoss befinden sich (von links) die Geschäfte Möbel Bopp, Buchhandel Faist und Sportgeschäft TEKA. Das zweite Bild zeigt den „Neubau“ im Winter 2021.

3. Der Kaiser schmilzt und ein Knoten wird gelöst
Die historische Postkarte aus dem von Willi Hönle herausgegebenen Bildband „Donaueschingen in alten Ansichtspostkarten“ zeigt den Blick in die Lehenstraße. Im Vordergrund zu sehen ist der mit der Büste Kaiser Wilhelms I. geschmückt Kaiserbrunnen.

Während des Nationalsozialismus wurde der Brunnen im Schnittpunkt dreier Reichsstraßen durch eine Verkehrsinsel mit Leuchtwegweiser ersetzt. Die Büste wurde eingeschmolzen.
Die zur Vorbereitung der 1100-Jahrfeier vorgenommen Neugestaltung der Karlstraße endete 1989 mit der Neugestaltung des Rathausplatzes.
Eine viele Jahre dauernde Diskussion um diesen stark befahrenen Verkehrsknotenpunkt fand ihren Abschluss.
Auf Vorschlag von Bürgermeister Bernhard Everke wurde auf dem Rathausplatz der Musikantenbrunnen von Bonifatius Stirnberg aufgestellt.

4. Von der Gastromeile zur Einkaufsstraße
Die historische Postkarte aus dem von Willi Hönle herausgegebenen Bildband „Donaueschingen in alten Ansichtspostkarten“ zeigt die Karlstraße unmittelbar nach dem Stadtbrand im Jahr 1911. Rechts zu sehen ist das Restaurant Schmiede, später auch unter dem Namen Badischer Hof und Café Fürstenberg bekannt.

Nach dem Stadtbrand war es gelungen, den westlichen Innenstadtbereich von Donaueschingen in eine noble Wohn- und Geschäftsstadt mit neu erbauten landwirtschaftlichen Anwesen zu entwickeln.
Mit staatlicher Unterstützung wirkten eine Ortsbaukommission und eine Künstlerkommission gemeinsam an der Gestaltung des neuen Donaueschingens.

Gab es 1905 noch 30 Gasthäuser allein in der Innenstadt, die Fürstenberg-Bier im Ausschank hatten, wurden in den Folgejahren immer mehr Gaststätten durch Geschäfte ersetzt. Entsprechend änderte sich auch das Erscheinungsbild der Fassaden im Erdgeschoss. Großflächige Schaufenster ersetzten kleinteilige Fensteröffnungen.