Leere Innenstädte, geschlossene Geschäfte: Ab Mittwoch befindet sich ganz Deutschland im harten Lockdown. Wegen beständig hoher Infektionszahlen sieht sich die Politik dazu gezwungen, zahlreiche Kleinbetriebe sowie Schulen und Kindertagesstätten bis 10. Januar dicht zu machen. Und sorgt damit für Bauchschmerzen bei Betroffenen.
Friseurmeisterin: „Die reinste Katastrophe“
„Kunden und genügend Arbeit sind da, aber jetzt dürfen wir nicht“, sagt Julia Jovanovic, Inhaberin des Friseursalons Hair Rock Café in Donaueschingen. Für sie ist der Lockdown „die reinste Katastrophe“. Die 29-Jährige blickt mit gemischten Gefühlen auf die Entscheidung. Als Privatperson stehe sie dahinter; es gehe um Vernunft und den Schutz der Menschen. Doch aus der Perspektive einer Selbstständigen mit Kleinbetrieb leide sie sehr – genauso wie andere, von denen sie wisse, dass sie nun um ihre Existenz fürchten.
„Wir halten uns an die Hygienevorschriften und haben zuletzt auch Geld investiert, damit unser Friseurbetrieb unter Corona-Bedingungen weiterlaufen kann“, sagt Jovanovic. „Das Weihnachtsgeschäft können wir jetzt nicht mehr mitnehmen.“ Und sie rechnet sogar fest damit, dass der Lockdown über den 10. Januar hinaus verlängert wird. „Den ersten Lockdown haben wir noch irgendwie weggesteckt. Es ging darum, Löcher zu stopfen. Jetzt wieder aus so einer Situation herauszukommen, das macht mir große Sorgen.“
Trugschluss bei Finanzhilfen?
Im Frühjahr hatte das Hair Rock Café bereits zwei Monate geschlossen. Zwar habe die Inhaberin damals Soforthilfen bekommen, doch diese müssten womöglich später einmal zurückgezahlt werden. Von den Novemberhilfen seien Friseursalons ausgenommen, da man dafür einen bestimmten Minderumsatz habe nachweisen müssen. „Nach der Schließung war bei uns natürlich zunächst viel los. Wir hatten einen zu hohen Umsatz, um dann etwas von den Hilfen abzubekommen“, sagt sie.
Verantwortung für Mitarbeiter
Julia Jovanovic macht sich nicht nur Gedanken um ihre eigene Person. Was sie umtreibt, ist die Sorge, wie es mit den beiden Auszubildenden und einer Gesellin, die alle bei ihr angestellt sind, weitergeht. „Im schlimmsten Fall stehe nicht nur ich ohne Arbeit da, sondern auch meine Mitarbeiter.“ Eine dritte Auszubildende habe die Friseurmeisterin kündigen müssen – es sei nicht anders gegangen. Immerhin habe Jovanovic ihr direkt einen anderen Ausbildungsplatz vermitteln können.

Schulleiter: „Alles andere wäre blauäugig gewesen“
„In der jetzigen Situation mit den vielen Corona-Fällen ist ein harter Lockdown sicherlich sinnvoll“, sagt Wolfram Möllen, Rektor an der Eichendorffschule in Donaueschingen. Etwas anderes sei der Regierung nicht wirklich übrig geblieben und „wäre blauäugig gewesen“. Gut findet er, dass es für Abschlussklassen weiterhin Fernunterricht geben wird. Dort könnten die Prüflinge entsprechend vorbereitet werden.
Für Schulen sei es laut Möllen nicht sonderlich schwierig, auf die nun anstehende Schließung zu reagieren. Warum? „Das steht ja schon länger im Raum; wir sind darauf vorbereitet.“ In den kommenden Tagen und Wochen muss man laut des Rektors abwarten, wie sich die Lage entwickelt. „Ich hoffe, dass die Maßnahmen greifen und die Menschen sich an die Regeln halten. Und zwar deshalb, weil sie vernünftig sind. Und nicht, weil sie es machen müssen.“ Es habe sich gezeigt, dass der sogenannte Lockdown light nicht funktioniere.
Vorbereitungen laufen
Eventuell auftretende Lernrückstände und soziale Negativauswirkungen möchte die Eichendorffschule bestmöglich versuchen aufzufangen. Ohne Zweifel mache die Corona-Situation aber mit jedem etwas, ist Wolfram Möllen sicher. „Wir kommen nicht mehr in das Normal zurück, wie wir es kennen. Trotzdem bin ich mir sicher, dass wir die Situation meistern.“ Bevor die Schule am Mittwoch geschlossen wird, laufen die Vorbereitungen für die Notbetreuung. Bei der Organisation sei Möllen im Gespräch mit Klassenlehrern und dem Sozialpädagogen; gefragt sei Fingerspitzengefühl. Denn neben den Kindern, deren Eltern in systemrelevanten Berufen arbeiten, sollen auch diejenigen, bei denen man Bedenken hat, betreut werden.
Kitaleiterin: „Wir sind gut gerüstet“
Mit Blick auf die hohen Infektionszahlen hält Heike Zerbe, Leiterin der Kita am Buchberg, den harten Lockdown für notwendig. „Es ist eine gute Entscheidung, auch dass diese noch vor Weihnachten getroffen wurde“, sagt sie. Bei ihr seien bereits vereinzelt Nachfragen eingegangen, was die Notbetreuung angehe. Allen könne Zerbe die Botschaft geben: „Wir sind personell gut gerüstet für die nächsten Tage.“ Außerdem habe man schon mit einer solchen Entscheidung gerechnet. Sie geht davon aus, dass etwa für die Hälfte der Kinder, welche die Kita am Buchberg besuchen, die Notbetreuung in Anspruch genommen wird.
Was den Arbeitsalltag in Corona-Zeiten erleichtert, sei die Tatsache, dass „wir unsere Gruppen strikt voneinander trennen“. Die Einrichtung könne „recht normal weiterarbeiten“. Darüber hinaus sei man über eine Kita-App im ständigen Austausch mit den Eltern. „Ich denke auch, dass einige Eltern mit einem Lockdown gerechnet und sich vorbereitet haben“, so Zerbe.