Fußgänger im Residenzviertel rund um die Stadtkirche sind zunehmend gefährdet. Bei dieser Aussage sind sich die Fraktionen im Donaueschinger Gemeinderat einig. Besonders gefährdet scheinen dabei Besucher der Donauquelle, die stadteinwärts auf der Fürstenbergstraße Richtung Karlstraße laufen.
Pflasterung mitunter irreführend
Denn sie müssen zunächst, um die Engstelle an der Stadtkirche zu passieren, auf der Straße laufen. Anschließend müssen sie die Straße „An der Stadtkirche“ überqueren, was aufgrund der häufig starken Verkehrsbelastung an sich schon schwierig ist. Aufgrund der Pflasterung erkennen sie mitunter auch gar nicht, dass hier eine Straße und kein Fußgängerbereich vorliegt.
Verdeckte Verkehrzählungen im Januar
Jetzt beriet der Mobilitätsausschuss über dieses Thema. Als Diskussionsgrundlage diente eine akribisch ausgearbeitete Sitzungsvorlage von Amtsleiter Andreas Dereck, für die er vom 12. bis zum 25. Januar verdeckte Messungen der Verkehrsbelastung im Bereich der Fürstenbergstraße Höhe Stadtkirche beauftragt hatte.
Hierbei wurde neben der Geschwindigkeit die Länge der Fahrzeuge gemessen, denn verschiedene Gewichtsklassen lassen sich mit dieser Methode nicht unterscheiden. Im Ergebnis passierten durchschnittlich 4750 Fahrzeuge pro Tag die Engstelle. Die Belastung von Fahrzeugen mit einer Länge von mehr als 13,3 Meter betrug im Messzeitraum stadteinwärts 40 pro Tag und stadtauswärts 47 pro Tag.
Die Gefahr für Passanten könnte eine Tonnagen-Begrenzung reduzieren. Für eine Beschilderung gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder mit dem Verbot von Kraftfahrzeugen mit einer zulässigen Gesamtmasse von 3,5 Tonnen, einschließlich Anhänger sowie Zugmaschine. Autos und Busse wären ausgeschlossen. Mit einem Zusatzzeichen könnte die Tonnage geändert oder der Lieferverkehr freigegeben werden.
Lieferverkehr könnte sich verlagern
Eine alternative Beschilderung würde die tatsächliche Masse, beispielsweise 3,5 Tonnen, einschränken. Man müsse sich aber im Klaren sein, dass eine solche Sperrung wegen Lieferverkehrs eine Verlagerung des Verkehrs in die Wohnstraßen bedeute, wies Dereck hin.
Dereck schlug deshalb bauliche Maßnahmen zum Schutz der Fußgänger vor, beispielsweise einen Gehweg mit Pollern auf der Kirchenseite. Dadurch ergebe sich eine Engstelle, an der man dem aus der Stadt heraus fahrenden Verkehr Vorrang geben müsse.
Keine Einigkeit in der Stadtverwaltung
In der Stadtplanung, so die Sitzungsvorlage, werde diese Lösung aus stadtgestalterischen Gesichtspunkten kritisch gesehen. Die Straßenverkehrsbehörde sehe dringenden Handlungsbedarf und eine reine Tonnagen-Begrenzung als unzureichend an.
„Wir müssen entscheiden, in welcher Richtung wir weitermachen“, so Oberbürgermeister Pauly. Und warnte in Bezug auf die Donauquelle: „Unsere Hauptattraktion geht im Dauerverkehr unter.“
CDU schlägt Ampel vor
Eine Pollerlösung lasse eine zweistreifige Lösung nicht mehr zu, sagte Martin Lienhard von der CDU. Im Vorfeld habe die CDU eine einstreifige Verkehrsführung um die Stadtkirche für Autos und Busse mit parallel laufendem Radweg und Fußgängerstreifen und einer Ampelregelung vorgeschlagen, die den Verkehr in beide Richtungen zulässt. Lienhard machte ferner darauf aufmerksam, dass bei einer Lösung die Anbieter von Navigations-Software zeitnah mit einzubeziehen seien.
Michael Blaurock von den Grünen bezweifelte den Anteil von nur zwei Prozent Schwerlastverkehr, weil für das Gutachten die Länge der Fahrzeuge gemessen wurde. Er schätzte den Anteil auf 17 Prozent. Für Blaurock habe der Fußgängerverkehr klar Vorrang.
Grüne wollen an den Autoverkehr gehen
Grundgedanke früherer Planungen sei es immer gewesen, eine Verbindung von der Stadt zum Park und zur Quelle zu schaffen. Damals habe man einen hohen Betrag dafür ausgegeben, diesen Traum zu verwirklichen. „Wir müssen uns um den Autoverkehr kümmern und nicht den Fußgängerverkehr weiter reduzieren. Das ist unser Pfund, den Tourismus weiterzuentwickeln“, so Blaurock.

SPD spricht sich für Poller aus
Martina Wiemer (SPD) bevorzugt die Poller an der Engstelle. In Bezug auf frühere Planungen sei man damals von weniger Besuchern an der Donauquelle ausgegangen. „Wir haben einen neuen Magneten, bekommen Gäste. Da geht richtig was. Jetzt müssen wir nachbessern“, so die SPD-Rätin.
Karin Stocker-Werb (CDU) schlug ein Verbot für Fußgänger an der Engstelle und einen Fußgängerüberweg vor. Andreas Derek entgegnete, Fußgängerüberwege seien in einer 20er-Zone nicht üblich, ein Verbotsschild müsse in diesem Fall an der Stadtkirche montiert werden.
FDP verweist auf bestehende Entwürfe
Markus Kutruff (FDP/FW) erinnerte daran, dass das Thema Verkehr und Engstelle bereits im Jahr 2009 diskutiert wurde. Von damals gebe es sauber ausgearbeitete Entwürfe von Planern, auch über Pollerlösungen habe man gesprochen. Er regte an, diese Entwürfe herauszusuchen und zum Thema „Engstelle“ eine separate Sitzung einzuberufen.
Martina Wiemer widersprach diesem Vorschlag: „Die Unterlagen von damals und die Gestaltung und die Ideen dazu haben völlig andere Voraussetzungen gehabt als die, die wir jetzt haben.“ Jetzt liege eine gut ausgearbeitete aktuelle Vorlage mit der Idee von baulichen Maßnahmen vor. Hier gelte es, einen Konsens zu finden.
Verwaltung soll Vorschläge erstellen
OB Pauly sah am Ende eine Tendenz in Richtung bauliche Maßnahmen. Die Verwaltung solle für die künftigen Sitzungen Vorschläge für die bauliche Umsetzung einer Beruhigung des Verkehrs an der Donauquelle einbringen.