Wer die Ladentür zum „Baaremer Landschöpfle“ öffnet, betritt eine Welt der Bauernhof-Nostalgie: hüfthohe Milchkannen, eine Werkbank mit Schraubstock, Holvertäfelungen an den Wänden, Laminat auf dem Boden. Neben einigen Heimatbildern hängt der Kopf eines ausgestopften Rehs an einer Wand. Auf einem Ziegeldach lauert vermeintlich ein ausgestopfter Dachs.

Das könnte Sie auch interessieren

Doch unterhalb des schwarz-weißen Raubtiers befindet sich das, worum es in dieser Räumlichkeit eigentlich geht: regional erzeugte Nahrungsmittel von den Bauernhöfen aus dem Städtedreieck. Denn sie werden in dem Geschäft in der Max-Egon-Straße seit dieser Woche in sechs hell erleuchteten Automaten zum Kauf angeboten.

Firma steigt mit Automatenladen in neues Geschäftsfeld ein

Insgesamt zwölf regionale Erzeuger bieten in dem Automatenladen in der Donaueschinger Innenstadt ihre Produkte an. Kunden können dort per Knopfdruck zugreifen und mit Bargeld oder EC-Karte einkaufen. Auf sie wartet ein Angebot von Speisekartoffeln über Leberwurst bis hin zu Balsamico-Essig. Die Landwirte, die hier ihre Ware anbieten, kommen aus Pfohren, Hüfingen oder Bruggen.

Heumilch, Eier, Kartoffeln oder Fleisch: Das Angebot umfasst viele Produkte von regionalen Erzeugern und könnte in der kommenden Zeit ...
Heumilch, Eier, Kartoffeln oder Fleisch: Das Angebot umfasst viele Produkte von regionalen Erzeugern und könnte in der kommenden Zeit sogar noch anwachsen. | Bild: Cian Hartung

Betrieben wird das Selbstbedienungsgeschäft aber nicht von den Landwirten selbst, sondern vom Maschinenring Schwarzwald-Baar. Neben Geschäftsfeldern wie beispielsweise Kompostierung, Recycling oder Biodiesel-Vertrieb steigt die Firma mit dem Automatenladen ins Geschäft für Direktvermarktung von regionalen Nahrungsmitteln ein.

Warum die Betreiber an die Idee glauben

Die Idee, landwirtschaftliche Produkte in Automaten zu verkaufen, ist nicht neu. Spätestens seit Beginn der Pandemie erfreuen sich die Angebote, die bereits auf einigen regionalen Höfen stehen, großer Beliebtheit. Ein Nachteil im Städtedreieck scheint aber, so sagen Rainer Hall und Gregor Lange vom Maschinenring Schwarzwald-Baar, dass Kunden für die Produkte oft viele Kilometer fahren müssten. Und genau dort wolle man mit dem „Baaremer Ladenschöpfle“ ansetzen, sagen sie.

Eine Kundin wählt am Touchscreen aus mehreren Dutzend Optionen aus.
Eine Kundin wählt am Touchscreen aus mehreren Dutzend Optionen aus. | Bild: Cian Hartung

„Wir wollten ein gebündeltes Produktangebot in der Donaueschinger Innenstadt schaffen“, sagt Hall. Die Rede ist dabei von einem „Marktplatz für die lokale Landwirtschaft“. Man wolle mit dem Angebot Kunden aus der Region ansprechen, die nachhaltige Lebensmittelproduktion unterstützen wollen.

Automaten wurden lange nicht geliefert

Die Idee dahinter habe man im ersten Jahr der Pandemie entwickelt, sagt Gregor Lange. Aufgrund der Leerstände in der Stadt sei es „nicht wahnsinnig schwierig“ gewesen, eine Ladenfläche zu finden. Man hätte eine große Auswahl gehabt und schließlich im Frühjahr den Mietvertrag für die Fläche in der Max-Egon-Straße unterzeichnet.

„Wegen der Chipkrise sind die Automaten deutlich später geliefert worden. Da sind wie schon ein wenig ins Schwitzen gekommen.“
Gregor Lange, Maschinenring Schwarzwald-Baar

Nachdem die Räumlichkeit feststand und sie Erzeuger überzeugt hatten, machten ihnen aber die internationalen Lieferketten den Betreibern aber Grund zur Sorge. „Wegen der Chipkrise sind die Automaten deutlich später geliefert worden“, erzählt Lange. „Da sind wie schon ein wenig ins Schwitzen gekommen.“ Letztlich kamen die Geräte aber rechtzeitig vor der Ladeneröffnung an.

Konkurrenz für Wochenmarkt? „Wollen Angebot erweitern“

Zwar betonen die Betreiber, dass sie mit dem Laden die lokale Landwirtschaft unterstützen wollen. Doch ganz umsonst haben die Betreiber diesen „lokalen Marktplatz“ nicht geschaffen. Wie Lange erklärt, gäbe es für die Betreiber eine Beteiligung an den verkauften Produkten. Wie hoch diese liegt, möchte er auf Nachfrage nicht sagen. Er verrät aber: „Sie liegt deutlich geringer als bei Supermärkten.“

Das könnte Sie auch interessieren

Außerdem betont er, dass das Geschäft keine Konkurrenz zum Wochenmarkt oder anderen Lebensmittelgeschäften in der Innenstadt sein soll. „Wir wollen das Angebot dagegen erweitern“, sagt er. Die Vorzüge des Automatenladens seien die Öffnungszeiten (täglich von 6 bis 23 Uhr) sowie die geöffneten Ladentüren an Sonntagen.

Verhindern die Automaten einen Arbeitsplatz?

Aber fallen durch ein Selbstbedienungsgeschäft Arbeitsplätze im Verkauf weg? „Nein, diese Frage stellt sich für uns nicht“, antwortet Lange auf diese Frage. „Vielmehr ermöglichen wir durch diese Verkaufsmöglichkeit Arbeitsplätze bei den Erzeugern in der Region.“

Das könnte Sie auch interessieren

Doch vorerst soll in dem Geschäft eine Mitarbeiterin Kunden zur Verfügung stehen. Sie soll ihnen in den ersten Tagen Sortiment und Funktionsweise der Automaten erklären. Lange sagt zudem: „Langfristig könnte sich das Produktportfolio erweitert werden und mehr Erzeuger dazukommen.“