Donaueschingen-Grüningen – Handbrot, Met, Handwerk der verschiedensten Arten und Gaucklerei. Grüningen verwandelte sich am Wochenende anlässlich des Jubiläums des Bauernkriegs in ein Mittelalter-Lager. Kanonen wurden geschossen, es gab Tanz, Gesang und Kriegsführung zu bewundern, alles, um die Geschichte lebendig werden zu lassen. Nur das Wetter spielte nicht ganz so mit. Die Aussteller Kerstin Ketterer und Mischa Oigster aus Villingen sind dennoch zufrieden. Das Ambiente passe. Beide schätzen die Atmosphäre von Mittelaltermärkten, die stets von freundlichen Begegnungen und einer Entschleunigung des Alltags geprägt sei. Ein weiterer Aspekt der Veranstaltung ist die Präsentation traditioneller Handwerkskünste. „Es ist auch toll, das Handwerk so zeigen zu können. Die Menschen sind fasziniert vom Handwerk und die Leute bekommen einen Sinn dafür“, betont Ketterer. Dies trage auch dazu bei, das Bewusstsein für die Bedeutung handwerklicher Berufe zu schärfen. Die Märkte seien nicht nur ein kultureller Gewinn für die Region. Auch werde das traditionelle Handwerk belebt und vor dem Aussterben bewahrt, sagen sie.

Esther Woyzella ist ein leidenschaftlicher Mittelalter-Fan und besucht regelmäßig solche Märkte. Auch in Grüningen fand sie es sehr angenehm und entspannend. „Die Leute haben Spaß. Es hat tolle Kostüme, tolle Aussteller mit ganz viel Liebe zum Detail. Und die Leute haben Freude an der Sache“, schwärmt sie. Trotz des Wetters sei die Stimmung wunderbar gewesen und es sei schön, dass man dieses Hobby so ausleben könne. „Der Markt hat auch ganz viel Charakter“, betont Woyzella, die in Villingen-Schwenningen wohnt. Solche Veranstaltungen würden eine Möglichkeit bieten, der Hektik des Alltags zu entfliehen und in eine andere Zeit einzutauchen.

Geschichte als Lebenseinstellung

Jonas Brammatz und Sebastian Ott aus Rottweil sind ebenfalls passionierte Mittelalter-Fans. „Vier- bis fünfmal im Jahr besuchen wir Mittelaltermärkte, um unserer Leidenschaft nachzugehen“, sagt Brammatz. Für sie ist Geschichte nicht nur ein Hobby, sondern eine Lebenseinstellung. Ott fügt hinzu: „Es ist schön, dass das Thema Mittelalter auf diesen Märkten so authentisch und lebendig dargestellt wird.“ Man treffe viele Gleichgesinnte und die Leute seien immer cool drauf, betont Brammarz. Marie Heizmann und Oskar Scheib aus Donaueschingen waren das erste Mal auf einem Mittelaltermarkt. „Uns gefällt es richtig gut“, lautet ihr Fazit. Trotz Regenwetter hatten sie viel Spaß und fanden die Veranstaltung interessant. „Bei schönerem Wetter wäre die Sache noch besser“, meint Marie Heizmann. „Es ist faszinierend zu sehen, wie Aussteller Handwerk, Kochen oder auch Schaukämpfe darstellen.“ Dem stimmt auch Oskar Scheib zu: „Die Authentizität und das Flair sind wirklich beeindruckend. Es ist, als ob man in eine andere Welt eintaucht und das Leben von damals hautnah miterlebt.“

Organisator Patrick Klemm sagt: „Das Gewand ist für mich Urlaub.“ Denn der Mittelaltermarkt und das Lagerleben führten zur Entschleunigung. Die Stimmung im Lager sei äußerst positiv, die Gemeinschaft hervorragend, und überall seien Freunde, mit denen man bis in die Nacht musiziere. „Das Wetter spielt auch mehr oder weniger mit“, stellt Klemm fest. In anderen Teilen des Landes würden Unwetter wüten und viele Märkte mussten abgesagt werden. Lediglich der Matsch könne beim Abbau noch zu einer Herausforderung werden. 45 Menschen fasst das Grüninger Lager. Es wird gesungen, musiziert, gekocht und geredet.

Erster Schritt zur Demokratie

Harald Brey ist der Vorsitzende des Seehaufens und zeigt sich begeistert vom Platz und der Vielfalt. „Die verschiedenen Gruppen, Händler und Ausstellungen sind sehr abwechslungsreich und bieten zahlreiche interessante Einblicke.“ Ein Höhepunkt sei die Kanone, die neben dem authentischen Lagerleben viel Aufmerksamkeit auf sich zieht. Besonders wichtig ist Harald Brey auch die authentische Darstellung des Lagerlebens. Die Lager seien mobil gehalten, um den logistischen Aufwand zu minimieren und die Ausrüstung leicht transportieren zu können. Er betont die Bedeutung der Bauernkriege, die vor 500 Jahren die Grundlage für unsere heutigen Grundrechte legten. Ein Beispiel dafür seien die „Zwölf Artikel“, die als ein erster Schritt zur Demokratie gesehen werden können. Jürgen Isele aus Grafenhausen findet es wichtig, den Bauernkrieg in Erinnerung zu halten, da er ein wichtiges historisches Ereignis darstellt, bei dem sich Bauern gegen die Obrigkeit auflehnten. Isele, der die bedeutende historische Figur Hans Müller verkörpert, sagt: „Es ist wichtig, dass wir uns an den Bauernkrieg erinnern, weil es ein Moment in der Geschichte war, in dem einfache Leute den Mut hatten, gegen Unterdrückung aufzustehen.“ Hans Müller war einer der Anführer der Aufständischen.