Seit Jahresanfang ist der Mehrwertsteuersatz in der Gastronomie von sieben auf 19 Prozent auf das alte Niveau angehoben. Was wirkt sich das konkret aus bei Donaueschinger Gastronomen und Gästen?
Fakt ist: Wer gerne auswärts isst oder trinkt, muss definitiv mehr Geld einplanen.
Andreas Hensch, Restaurant Ochsen
Zum Beispiel hat das Restaurant Ochsen zum 1. Januar die Preise erhöht, um die Kosten zu decken. „Natürlich leidet der Gast darunter. Aber auch wir profitieren nicht von der Erhöhung, beziehungsweise verdienen mehr“, erklärt Andreas Hensch.
Doch wenn es dumm laufe, könnte es sein, dass man die Preise nochmals anpassen müsse. „Momentan werden die Einkaufspreise gut geprüft, um zu schauen, wie sie sich entwickeln“, fügt er an.

Nach einem Monat sei es noch schwer abzuschätzen, in welche Richtung die Gastronomie gehe oder wie die Gäste reagierten.
„Dennoch ist Tatsache, dass der Besuch mit einer Familie langsam aber sicher teurer wird, als gedacht“, sagt er.
Dadurch würden sich viele Gäste fragen, ob der Besuch eines Restaurants noch lohne, oder sich dieser dieses Jahr zum Luxusgut entwickele, umschreibt der Ochsenwirt die Situation.
Marco Garofalo, Schützen

Seit vergangenem Jahr ist Marco Garofalo Wirt des „Schützen“. Er reagiert auf die aktuelle Situation nicht im Preisbereich, sondern im Angebotsbereich.
Da er die Speisekarten oft wechsle, würde er zum Beispiel zum jetzigen Zeitpunkt nicht mehr unbedingt Gerichte mit Edelfleischstücken anbieten, deren Beschaffung noch teurer geworden sei. Denn auch aus anderen Fleischstücken könne man köstliche Gerichte zaubern, weiß der Küchenmeister.
Gefühlt sei beim Gast die Akzeptanz von teurem Essen nicht mehr da, die Menschen seien verunsichert, denn das Geld sitze nicht mehr so locker. Demzufolge habe es schon sehr ruhige Tage gegeben.
Veysi Sahin, Taparia im Quellhöfle

Auch Veysi Sahin, Wirt der „Taparia“ im Quellhöfle, sieht schwierigen Zeiten entgegen. Die Gastronomie habe sowieso zu kämpfen. Dann sei die Anhebung der Mehrwertsteuer noch „die Krönung“.
Der Mindestlohn sei allgemein viel zu niedrig. Die Gastronomie sei sehr personalaufwendig, und ein Koch arbeite locker an die zehn Stunden am Tag, das müsse auch bezahlt werden. „Ich weiß nicht, wo das hinführen soll“, meint Sahin.
Die Einkaufspreise schwankten sehr – meist nach oben. Kalkulieren könne man nicht mehr auf längere Sicht. Eigentlich müsste man die Gäste glücklich machen mit humanen Preisen. „Doch dann bist du unglücklich, weil nichts hängen bleibt“, so der Taparia-Wirt.
Güney Birdüzer, „Parkrestaurant“

Auch Güney Birdüzer, genannt Chicco, bei dem die Saison im „Parkrestaurant“ erst im März beginnt, könne seine bisherigen Preise nicht halten.
„Die Schwierigkeit ist nicht nur die zwölf Prozent mehr, sondern die Nebenkosten überschlagen sich. Zulieferer jeglicher Art legen zu. In meinen Augen ist manches ungerechtfertigt. Jeder will auf den Zug aufspringen, und wir müssen die Kosten dann umlegen“, beschreibt Chicco die Lage.
Nicht nur die Mehrwertsteuer, sondern auch die Personalkosten müssten erst mal erwirtschaftet werden, denn „für den Mindestlohn arbeitet in der Branche keiner mehr“.
Auch er hat schon festgestellt, dass die Gäste bei der Einkehr sparten. Wie es in der Zukunft werde? Der Gast entscheide, ob er die Preiserhöhung als gerechtfertigt ansieht, und gewillt ist, den Preisanstieg zu akzeptieren, oder auch nicht.

Und was sagen potenzielle Gäste? Elvira Ganzmann aus Donaueschingen geht mit ihrer Familie zwar nur zu bestimmten Anlässen Essen. Sie findet nicht gerecht, dass die Mehrwertsteuer wieder angehoben wurde.
Wie wäre es mit einer Reichensteuer?
„Die fleißigen Bürger, zu denen auch Gastronomiemitarbeiter gehören, und die auch an Wochenenden und Feiertagen arbeiten, sind hier die Leidtragenden. Man müsste so etwas wie eine Reichensteuer einführen. Nicht bei Firmen, denn diese sind Arbeitgeber, sondern bei Privatmenschen, die etwa hohe Aktiengewinne erwirtschaften, ohne etwas dafür zu arbeiten“, sinniert Ganzmann.
Melanie Süvern hat Verständnis für die schwierige Situation der Gastronomie, und bedauert, dass die Lebenshaltungskosten immer teurer werden. „Doch wir haben das Glück, dass wir uns das Essengehen noch leisten können“, sagt die Villingerin.

Für Margareta und Markus Koch sei es klar gewesen, dass die Mehrwertsteuer wieder angehoben werde. „Ich habe ein Haushaltsbudget, das so eingeteilt wird, dass wir uns Essengehen gönnen können, und somit auch die Gastronomie unterstützen“, erklärt die 56-jährige Krankenschwester aus Löffingen. Ein viel größeres Thema sei die Lage in der Landwirtschaft, fügte ihr Ehemann an.