Ob Restaurant-Besuch, Kaffeepause oder Feierabendbier in einer Kneipe: Gäste mussten monatelang Namen, Anschrift und Telefonnummer hinterlassen oder einen QR-Code einscannen. Das gilt künftig nicht mehr, der Vertrag zwischen Sozialministerium und den Betreibern der Luca-App wird nicht über Ende März hinaus verlängert werden. Doch wie beurteilen die Donaueschinger Gastronomen diese Entscheidung? Und wie sinnvoll war die Erhebung der Kontaktdaten überhaupt?
Kontakt-Formulare? „Nur unnötiger Papiermüll“
Andreas Hensch vom Ochsen begrüßt das Ende der Kontaktverfolgung: „Mein Eindruck ist, dass sie ohnehin nichts gebracht hat außer unnötigem Papiermüll. Das Amt war einmal da, um die Umsetzung zu kontrollieren. Kontaktdaten haben sie aber nie abgefragt.“

Bislang habe er ein Formular der Dehoga genutzt. Zwar wäre es mit der Luca-App weniger Aufwand gewesen, erklärt er, „aber wir hätten so schwieriger kontrollieren können, ob die Gäste sich tatsächlich alle eintragen.“
Christoph Kuttruff berichtet, die Kontaktdaten seien auch im Bräustüble nur ein einziges Mal vom Gesundheitsamt abgefragt worden. Der Nutzen des Aufwands sei daher „sehr schwierig“ zu beurteilen.
Ämter fragen Kontaktdaten nicht ab
Ähnliches sagt Thomas Fink, Inhaber des Double Six Diner: „Wir haben bisher keine einzige Anfrage von Ämtern wegen Kontakten bekommen. Mein Eindruck ist, dass die Daten gar nicht verwendet werden, weil die Ämter überfordert sind.“

Er sei froh, die Kontaktverfolgung einstellen zu können. „Es war viel Aufwand, aber hat wenig gebracht. Am Ende war es wohl viel Schaum um nichts“, so Fink.
Nicht alle Gastronomen sehen Kontakt-Verfolgung so negativ
Tevfik Ceylan, Mitinhaber der Black Pearl Bar, beurteilt die Luca-App hingegen positiver. „Die digitale Kontaktnachverfolgung ist eine einfache und schnelle Möglichkeit, Kontaktdaten zu erheben.“ Sie sei eine Entlastung für die Gesundheitsämter gewesen. „Insofern ist der Aufwand gegenüber dem Nutzen sicherlich gering“, sagt er.

Dennoch werde auch er die Kontaktnachverfolgung einstellen. „Wir in der Gastro reagieren schnell und setzen die Entscheidungen der Landesregierung um. Wenn die Kontaktnachverfolgung in der Gastro nicht mehr relevant für die Eindämmung der Pandemie ist, sehen wir auch keinen Grund, das weiterhin zu tun“, so Ceylan.
Centrale: Immer weniger Gäste wollten sich einchecken
Markus Wachter von der Centrale Bar fand die Einführung der Luca-App anfangs eine sinnvolle Idee. „Für uns Gastronomen bedeutete das weniger Bürokratie“, sagt er. Doch mit der Zeit habe der Aufwand zugenommen: „Ich habe die Gäste jeden Abend darauf hingewiesen, sich einzuchecken. Die Bereitschaft dazu war anfangs sehr groß, hat aber schnell nachgelassen.“

Ob es letztlich etwas gebracht hat, wisse er auch nicht. „Das sollte jeder selbst beurteilen“, so Wachter. Er sei sei jedoch nie gebeten worden, die Check-ins in der Centrale für einen fraglichen Infektions-Zeitpunkt an das Gesundheitsamt freizugeben.
Im Schützen werden Kontaktdaten weiter abgefragt
Emma Baader vom Schützen findet die Abschaffung zwar sinnvoll. „Gebracht hat die Nachverfolgung gar nichts. Bei uns wurden nie Kontakte abgefragt“, sagt sie. Doch ihren Gäste will sie weiterhin anbieten, die Telefonnummer zu hinterlassen – allerdings nicht aus Pandemie-Gründen. „So können wir uns bei Gästen melden, wenn sie etwas hier vergessen haben, zum Beispiel eine Mütze“, erklärt sie. Das Ganze sei aber natürlich freiwillig.
Flamingo-Geschäftsführer überrascht von der Entscheidung
Obwohl sich die Aufhebung der Erfassung der Kontaktdaten seit einigen Tagen angekündigt hatte, rechneten nicht alle Gastronomen damit. „Die Entscheidung kommt für mich etwas überraschend, nach den hohen Kosten und dem vielen Aufwand, der zur Kontaktnachverfolgung betrieben wurde“, sagt Mustafa Gürbüz, Geschäftsführer des Flamingo in Bräunlingen.

Personeller und finanzieller Aufwand für Gastronomen
Bedauern wird er sie dennoch nicht. Denn der Aufwand der Erfassung sei enorm gewesen. „Wir mussten zusätzlich Personal einsetzen und bezahlen, um die Kontakte nachzuverfolgen“, erklärt Gürbüz. So warte ein Mitarbeiter „wie ein Türsteher“ am Eingang, um das Einchecken zu kontrollieren. Am Wochenende müsse ein zweiter Mitarbeiter die Gäste zum reservierten Tisch führen.
Hinzu komme ein wirtschaftlicher Schaden, weil dadurch weniger Gäste gekommen seien. „Und das, obwohl wir ohnehin schon gebeutelt waren durch die Pandemie“, sagt Gürbüz.