Schon als Kind hat Oliver Ramme, der in Villingen geboren und in Donaueschingen aufgewachsen ist, die Scheune in Grüningen fasziniert. Dadurch, dass seine Eltern hier ein Schiff untergebracht hatten, hatten er und seine Frau Vera Dreßen auch bereits Kontakt zu den Besitzern.

Am Anfang war der Umbau eher eine Spinnerei

Auch Dreßen, die ursprünglich aus Köln stammt, gefiel die 250 Jahre alte Scheune gut: „Wenn wir seine Mutter hier am Wochenende besucht haben, sind wir bei Spaziergängen oft daran vorbeigelaufen. Irgendwann fiel uns auf, dass die Scheune die Größe eines Wohnhauses hat.“

Das Bauwerk beschreibt Ehemann Ramme als „schlicht, quadratisch, fast schon burgenhaft“. Und so reifte der Entschluss, die 15 Meter hohe, denkmalgeschützte Scheune kaufen und in ein Wohnhaus verwandeln zu wollen. „Am Anfang war es eher eine Spinnerei. Zumal die Besitzer eigentlich nicht verkaufen wollten“, berichtet Ramme.

Von außen versprüht das Wohnhaus noch immer den Charme der 250 Jahre alten Scheune.
Von außen versprüht das Wohnhaus noch immer den Charme der 250 Jahre alten Scheune. | Bild: Tobias Weißert

Die Scheune bleibt, im Inneren erwächst ein Haus

2021 wurden sich die Parteien dennoch einig und der Eschinger Architekt Alexander Schmid konnte mit den Planungen beginnen. „Bei der Recherche sind wir dann im Internet auf das Konzept vom ‚Haus im Haus‘ gestoßen“, sagt Ramme. Das Ehepaar fuhr also kurzerhand in die Schweiz, wo es ein solches bereits gab.

Die Beiden waren begeistert, sagt der Hausherr: „Die Scheune wurde dann innen digital ausgemessen.“ Das Ergebnis: Ein 120 Quadratmeter großes Holzhaus, das ein bis zwei Meter Abstand zu den Außenwänden vorweist. Innerhalb der alten Mauern kann man so fast komplett um das neue Haus im Inneren herumlaufen.

Das schwarze, kubusartige Gebäude aus Holz wurde in den Mauern der alten Scheune errichtet – mit Abstand zu den denkmalgeschützten ...
Das schwarze, kubusartige Gebäude aus Holz wurde in den Mauern der alten Scheune errichtet – mit Abstand zu den denkmalgeschützten Außenwänden. | Bild: Tobias Weißert
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Auch Denkmalschutz gibt grünes Licht

Obwohl die Scheune unter Denkmalschutz steht, durften die Häuslebauer einen Durchbruch vornehmen, um natürliches Licht ins Haus zu bekommen. Nachdem die neuen Besitzer das Gebäude ausgeräumt hatten, folgte im September 2021 der Start der gut einjährigen Bauzeit.

Vieles haben Dreßen und Ramme dabei selbst übernommen, wie der ehemalige Journalist erzählt: „Da die Preise während der Corona-Pandemie so stark stiegen und es Engpässe gab, haben wir auch viel selbst mit angepackt. Wir haben jede freie Stunde hier verbracht.“

Im Obergeschoss können sich die Hausbewohner zwischen Haus und Scheunenmauern entspannen.
Im Obergeschoss können sich die Hausbewohner zwischen Haus und Scheunenmauern entspannen. | Bild: Tobias Weißert

„Holz ist einfach ein toller Werkstoff“

Ramme, der bei der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit tätig ist, hat der Umbau Spaß gemacht: „Selbst nachts im Bett habe ich manchmal noch über die eine oder andere Sache nachgedacht“, lacht er. „Holz ist einfach ein toller Werkstoff.“ Denn: Das Haus wurde in Holzständerbauweise errichtet.

Am Dach wurde während der Bauarbeiten nichts verändert.
Am Dach wurde während der Bauarbeiten nichts verändert. | Bild: Tobias Weißert

Im September 2022 war ihr neues Zuhause schließlich einzugsfertig. „Zumindest zu 80 Prozent war es fertig. Am Anfang war innen schon noch einiges zu tun“, sagt Ramme. So hatte das Ehepaar etwa zwischenzeitlich keine Treppe zur Verfügung, sondern musste sich mit einem Gerüst behelfen.

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Der Hausbau ist ein nicht endender Prozess

„Wenn wir das so erzählen, denke ich mir nur ‚Wahnsinn, dass wir das alles gemacht haben‘“, zeigt sich Ramme nachdenklich. Dennoch findet er, dass der Einsatz ihrer Freizeit keine verschwendete Zeit war. „Es ist wie ein Hobby. Wir hatten Freude an der Innengestaltung“, bestätigt auch die Kunstpädagogin Dreßen.

Das schwarze Gebäude ist von außen nicht sichtbar, setzt sich aber beim Blick hinein von der Scheune aus Naturstein-Findlingen ab.
Das schwarze Gebäude ist von außen nicht sichtbar, setzt sich aber beim Blick hinein von der Scheune aus Naturstein-Findlingen ab. | Bild: Tobias Weißert

Auch jetzt sind Ramme und Dreßen noch am Werkeln, wie der Hausherr berichtet: „Ich würde sagen, wir sind zu 97 Prozent durch. Den Keller haben wir nun auch fertiggestellt. Jetzt geht es eher darum, wieder alles in Schuss zu halten.“ Denn das Mauerwerk bröckelt, sodass Risse gefüllt werden müssen. „Es ist ein stetiger Prozess.“

Auch eine selbst gebaute Terrasse gehört zum Anwesen.
Auch eine selbst gebaute Terrasse gehört zum Anwesen. | Bild: Tobias Weißert

Jeder Interessierte darf hineinschauen

Vera Dreßen, die als Lehrerin tätig ist, zeigt sich vor allem mit der Farbauswahl im Inneren zufrieden. „Es war sehr mutig, blau statt weiß zu nehmen. Aber wir finden es immer noch jeden Tag schön.“ Wichtig war den Häuslebauern, dass der Charakter des jahrhundertealten Bauwerks nicht verändert wird. Das sei ihnen gelungen.

Fensterelemente lassen nicht nur Licht in das Haus, sondern ermöglichen auch den Blick auf das Innere der Scheune.
Fensterelemente lassen nicht nur Licht in das Haus, sondern ermöglichen auch den Blick auf das Innere der Scheune. | Bild: Tobias Weißert

Die umgebaute Scheune zieht gestern wie heute viele Interessierte an. Begonnen bei der lokalen Politik. „Anfangs hat sich auch der Ortschaftsrat unser Haus zeigen lassen“, sagt Ramme. Auch zum Veranstaltungsort wurde das Haus im Haus schon. Selbst ein Weihnachtssingen mit 40 Teilnehmern hat das Ehepaar bei sich ausgerichtet.