Firmen und Verbände haben während der Corona-Zeit Rezepte entwickelt und Erfahrungen gesammelt. Wie etwa B+B Thermo-Technik an der Heinrich-Hertz-Straße in Donaueschingen. Hier gibt es bei der Einbindung neuer Mitarbeiter keinen Unterschied zu der Zeit vor der Pandemie. Klar müsse man an bestimmten Stellen improvisieren, doch allgemein sei ja auch im Bereich der Verwaltung immer jemand vor Ort, sagt Personalleiterin Heike Langenbacher. Reibungslose Abläufe garantiere ein Leitfaden Onboarding, der schon seit geraumer Zeit in Gebrauch ist. „Da waren wir selbst kreativ“, erinnert sich die Personalchefin, aber auch an den Hintergrund zu diesem Eigenprodukt.

In der Vergangenheit habe die Integration neuer Kolleginnen und Kollegen öfters nicht funktioniert. Deshalb habe man sich überlegt, wie sich das Ziel, neue Leute möglichst schnell zu integrieren, besser gestalten ließe. „Inzwischen haben wir schon gute Erfahrungen gemacht, der Leitfaden wird gelebt und angewendet“, so Langenbacher. In diesem Sinne habe man aus Fehlern der Vergangenheit gelernt. In Donaueschingen beschäftigt B+B Thermotechnik gegenwärtig 120 Mitarbeiter, 2020 wurde der Mitarbeiterstamm um etwa zehn Kräfte erhöht, für 2021 gibt es noch keine Aussagen.
Bei Straub Verpackungen in Bräunlingen wurden unter den aktuellen Pandemiebedingungen die Einarbeitungspläne geändert. „Früher haben neue Mitarbeiter vier bis sechs Wochen lang die verschiedenen Abteilungen kennengelernt“, sagt Personalleiterin Gaby Schrenk. Jetzt, unter Abstands- und Hygieneregeln, bleiben die Neuen an ihrem Arbeitsplatz. „Sie sind mit ihrem aktuellen Thema betraut und können sich über MS-Teams jeweils externen Rat holen“, sagt Schrenk. Da dieser betriebsinterne Online-Chat mit Kameras funktioniert, sei so auch das Kennenlernen weiterer Kollegen möglich.
Die Kamera bleibt an
„Unsere Kultur heißt dabei, dass die Kamera an ist“, betont die Personalchefin. Für die Neuen sei diese Konstellation durchaus angenehm. Ihnen sei es wichtig, schnell anzukommen, einen Bereich zu entwickeln, in dem sie sich auskennen und an einem Projekt zu arbeiten. Weil aber Assistenz per Videotelefonat nicht alle Bereiche abdeckt, in denen Hilfe erbeten wird, wird jedem Neuen in der täglichen Arbeit ein Teampartner zur Seite gestellt. Beide arbeiten, durch Plexiglas getrennte eng nebeneinander.
Natürlich könne auch der Einsatz technischer Hilfsmittel die reale Gemeinschaft in der Firma nicht abbilden. Straubianer-Veranstaltungen fallen derzeit ebenso aus wie Afterwork-Party, aber immerhin werde man versuchen, demnächst wieder Außenplätze zu kreieren. Durch die neuen Einarbeitungspläne wurden schon etliche neue Mitarbeiter geschleust. „Im vergangenen Jahr haben wir 40 Mitarbeiter eingestellt, dieses Jahr planen wie ebenso viele“, so Schrenk. Allein am 3. Mai, so ergänzt sie, werden bei Straub Verpackungen elf neue Kräfte begrüßt.

Bei Freilacke in Döggingen werden neue Mitarbeiter nicht auf eine besondere Weise aufgenommen. „Trotz Homeoffice läuft es hier ganz normal“, sagt Markektingleiter Oliver Zanner. Zusammenkünfte mehrerer Personen werden teils in Besprechungsräumen mit großem Abstand oder als Videokonferenzen abgehalten. Den Abteilungen ist es dabei selbst überlassen, wie sie sich so aufstellen, dass sie funktionsfähig arbeiten. Das regelten die jeweiligen Abteilungsleiter. Im Marketing etwa regle ein Monatsplan die Präsenzzeiten.
Die aktuelle Situation mit ihren Einschränkungen fördere unter Umständen sogar das Zusammengehörigkeitsgefühl, mutmaßt Zanner. Das komme auch den Neuen zugute. Gleichzeitig fehlten dem aktuell 586 Köpfe starken Freilacke-Team die gemeinsamen Events. „Das wird nachgeholt“, kündigt der Marketingleiter an. Fast ein Jahr ist Freilacke aus der Kurzarbeit, der März lief zuletzt sehr gut. Inzwischen muss die Firma aktuell mit einer Rohstoffknappheit umgehen.

36 Neueinstellungen allein im vergangenen Jahr: Beim DRK-Kreisverband Donaueschingen bedeutet das fast mehr als ein Fünftel des aktuellen Personalbestands von 170 Beschäftigten. Wenn Tobias Rosenstiel, stellvertretender Geschäftsführer, unter diesen Neueinstellungen zwölf FSJler, 14 Rettungsdienstler und sechs Mitarbeiter des Fahrdienstes aufzählt, sind das häufig Teilzeitbeschäftigte oder Personen, die gar kein längeres Engagement beim DRK beabsichtigen, weil sie etwa auf ihr Studium warten. Sorgfältig eingelernt werden müssen sie dennoch. Die Einweisung an Geräten und Fahrzeugen sei zum Wohle des Patienten nicht über Distanz zu erledigen.
Anderes in der Verwaltung. Hier wechseln sich zwei Mitarbeiterinnen vormittags und nachmittags in den Präsenzzeiten ab und arbeiten ansonsten im Homeoffice. Die Einarbeitung neuer Mitarbeiter, im vergangenen Jahr zweimal der Fall, sei nur vor Ort möglich. Aktuell erlebt das Rosenstiel mit Florian Kratt. Der angehende Kaufmann für Büromanagement macht gerade sechs Wochen lange ein Praktikum beim Kreisverband.
Ein Experiment, das nach vier Wochen mit einem erheblichen Aha-Effekt endete, absolvierten die Leitungskräfte aus Geschäftsführung und Rettungswesen. Die Leitung aus dem Homeoffice zeigte zwar das Funktionieren auf der sachlichen Ebene, doch die Mitarbeiterführung litt. „Die Abstimmung in Kleinigkeiten halt. So dieses ‚Hast du diese Mail gesehen‘ oder ‚Können wir kurz reden‘“, sagt Rosenstiel. Seither arbeiten die DRK-Spitzen wieder an der Dürrheimer Straße.
Rollierendes System bei AP & S
Mehr als 20 neue Mitarbeiter hat das Donaueschinger Maschinenbauunternehmen AP & S im vergangenen halben Jahr eingestellt. Für die Neuen, das räumt Personalleiterin Cäcilia Wegner ein, sei es nahezu unmöglich, die Abläufe in der Firma kennenzulernen: „Die laufen ja gegenwärtig auch nicht.“ Das Kennenlernen bleibe notgedrungen distanzierter, es brauche länger.

Ein rollierendes System in den Abteilungen, die Homeoffice möglich machen, verschaffe den Neuzugängen die Möglichkeit, nach und nach ihre Kolleginnen und Kollegen kennenzulernen. „Wir haben eingeführt, dass jeder einmal in der Woche im Büro sein muss“, sagt Wegner. Der Informationsaustausch in der 170-Mitarbeiter-Firma erfolge inzwischen ganz wesentlich über Video-Meetings und –Konferenzen. Das funktioniere gut und werde durch Zweier- und Dreiermeetings in der Firma unter Einhaltung der Abstandsregeln ergänzt.