Ein Licht am Horizont – das war die Änderung der Gemeindeordnung durch den baden-württembergischen Landtag. Plötzlich war es möglich geworden, Zusatzbezeichnungen für die jeweilige Kommune zu beantragen, und auch konkret auf das Ortsschild schreiben zu lassen.
Die Zusatzbezeichnung
Eine Möglichkeit, ein für allemal den Disput über die wahre Quellstadt der Donau auch per amtlicher Entscheidung zu regeln. Die Bezeichnung „Donauquellstadt“ kann das Innenministerium ja auch nur jener Kommune geben, auf die das tatsächlich zutrifft – oder etwa nicht? Seit 1. Januar darf sich Donaueschingen diese Bezeichnung offiziell geben. Allerdings nicht allein.
Wer wird Donauquellstadt?
Frage schon zuvor gestellt
Warum das so ist, danach hat sich bereits der Landtagsabgeordnete Niko Reith erkundigt. Die Antwort, so sagt er damals, habe ihn an einen verführten Fasnetscherz erinnert. Auch Donaueschingens ehemaliger Bürgermeister Bernhard Kaiser und der frühere Hauptamtsleiter Ernst Zimmermann haben sich in einem Schreiben direkt an Innenminister Thomas Strobl gewandt.

Man habe sich sehr gewundert, heißt es darin, dass die Zusatzbezeichnung Donauquellstadt auch der Stadt Furtwangen erlaubt wurde: „Hier gehen wir von einem Missverständnis aus“, schreiben Kaiser und Zimmermann weiter. Sie zählen anschließend einige „einschlägige Fakten“ auf.
Was für Donaueschingen spricht
So sei die Geschichte Namensgeberin der Donau mit ihrer Quelle in Donaueschingen, der Breg mit ihrer Quelle in Furtwangen. Aus Sicht der Wissenschaft sei der Ursprung eines Flusses seine mündungsfernste Quelle. Die Wasserwirtschaft sehe den Anfang der Donau beim Zusammenfluss der beiden Quellflüsse Brigach und Breg. Hier sei die Besonderheit, dass die amtliche Kilometrierung der Donau am Leuchtturm in Sulina / Rumänien beginne und am Zusammenfluss von Brigach und Breg ende.
„Weil die historischen Fakten, also die Namen der Flüsse und Quellen nicht geändert werden dürfen, bleibt es trotz der erst in der Neuzeit entwickelten Ursprungstheorie bei den von der Geschichte geschriebenen Festlegungen“, so Kaiser und Zimmermann weiter. „Damit ist und bleibt die Quelle in Donaueschingen
die Donauquelle und die Quelle in Furtwangen die Bregquelle.“
Ist der Streit beendet?
Letztere könne für sich aber durchaus in Anspruch nehmen, in der wissenschaftlichen Betrachtung als eigentlicher Ursprung der Donau gesehen zu werden. Fakt bleibe aber, dass die Breg von ihrer Quelle bis zum Zusammentreffen mit der Brigach nicht die Donau sei. „Wenn diese Fakten sowohl von Donaueschingen als auch von Furtwangen akzeptiert und ehrlich kommuniziert werden, ist der Streit um die richtige Donauquelle beendet.“

Salomonische Lösung
Der Minister habe nun die Möglichkeit, ein Ende des Streits herbeizuführen. Und die beiden Schreiber haben auch eine Lösung parat: „Eine salomonische Lösung, bei der auch Sie Ihr Gesicht wahren können, könnte zum Beispiel sein, dass sich Furtwangen mit dem Zusatz Donauursprungsstadt schmücken darf.“
Tafel an der Bregquelle
Man bitte daher, das der Stadt Furtwangen verliehene Prädikat Donauquellstadt wieder zurückzunehmen und diese auch anzuweisen, „an der Bregquelle die falschen Informationen zu entfernen“. Auf der dortigen Bronzetafel heiße es nämlich: „An dieser Quelle beginne die geographische Längenmessung der Donau. Deutsche Donaulänge 647 km.“ Die Berichtigung müsse die Wasserwirtschaft veranlassen.
Antwort kommt bekannt vor
Die Antwort, die das Innenministerium gibt ist eine bekannte. Auch Niko Reith bekam sie bei seiner Anfrage zu hören: 'Der historische Wettstreit zwischen Donaueschingen und Furtwangen im Schwarzwald um die wahre Donauquelle ist im Übrigen ein schönes Beispiel dafür, wie vielfältig und interessant unser Land und wie lebhaft die kommunale Familie im Land ist. Mit der salomonischen Entscheidung des Innenministeriums, beiden Städten die kommunalrechtliche Bezeichnung ‚Donauquellstadt‘ zu genehmigen, kann dieser Wettstreit nun auch in den folgenden Generationen in angemessener Weise vor Ort weitergeführt werden.“ Antwortgeber war dieses Mal jedoch nicht Innenminister Thomas Strobl, sondern der frühere Regierungspräsident Julian Würtenberger.
Kritik an den Behörden
Damit sind Bernhard Kaiser und Ernst Zimmermann allerdings nicht einverstanden: „Wenn das Land wider besseren Wissens die nach Artikel fünf Absatz drei der Gemeindeordnung vorgeschriebene Genehmigung einer gleichlautenden Zusatzbezeichnung an zwei Gemeinden erteilt, wird es seinen Aufgaben ebenso wenig gerecht, wie das Landratsamt Schwarzwald-Baar-Kreis und das Regierungspräsidium Freiburg.“
Mut zur Entscheidung
Wie Kaiser sagt, wirke die Antwort so, als ob man sich im Innenministerium über die Situation lustig mache: „Schaut mal, wie vielfältig unsere Landschaft ist – aber um die Entscheidung streiten könnt ihr selbst.“ Der frühere Donaueschinger Bürgermeister sagt, das Ministerium müsse den Mut haben, sich zu entscheiden: „Wenn das nicht funktioniert, wird den Aufgaben nicht nachgekommen. Und der Gesetzgeber hat sicher nicht beabsichtigt, eine Zusatzbezeichnung wie die Donauquellstadt zweimal zu vergeben.“
Kaiser habe auch schon angeregt, sich auf kommunaler Ebene mit Furtwangen zu verständigen: „Es gibt eine Quelle und einen Ursprung“, sagt er.