Tobias Rosenstiel ist stellvertretender Geschäftsführer des Kreisverbands Donaueschingen des Roten Kreuzes. Er ist unter anderem auch für das Testzentrum des Roten Kreuzes in der Schulstraße 5 in Donaueschingen zuständig.

Tobias Rosenstiel, stellvertretender Geschäftsführer
Tobias Rosenstiel, stellvertretender Geschäftsführer | Bild: DRK Kreisverband Donaueschingen

Rosenstiel sieht einen deutlichen Einbruch bei der Nachfrage. „Als die Schnelltests noch nicht zahlungspflichtig waren, waren es im Schnitt 150 pro Tag. Mit dem Tag als die Leute dafür zahlen mussten, ist der Schnitt auf 40 pro Tag heruntergegangen“, sagt der stellvertretende Geschäftsführer. Brauchen die Leute wirklich weniger Tests, sobald es etwas kostet?

Tropfen der Probenlösung werden auf den Schnellteststreifen aufgebracht.
Tropfen der Probenlösung werden auf den Schnellteststreifen aufgebracht. | Bild: Roland Sigwart

Rosenstiel kennt einige der Gründe aus Gesprächen. „Ein Kunde hat mir erzählt, er möchte gerne zum Friseur gehen. Das Haare schneiden kostet ihn 22 Euro. Wenn er jetzt den Test für 15 Euro draufrechne, wisse er nicht, ob noch er sich das noch leisten könne.“ Und Rosenstiel und legt gleich noch ein Beispiel nach: „Jemand hat gesagt, er gehe mit seiner Frau gerne in ein Lokal zum Abendessen. Kommen jetzt 15 Euro pro Person für den Test hinzu, sei das ein teures Abendessen.“

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Der Rot-Kreuz-Geschäftsführer verweist in diesem Zusammenhang auf das Thema Altersarmut. Für viele Menschen sei es ein Problem, wenn sie in einem Monat mehrere Schnelltests bezahlen müssen. „Anderseits“, sagt Tobias Rosenstiel unmissverständlich, „sie hätten sich ja auch impfen lassen können.“ Jedoch findet er es auch furchtbar, wenn allein finanzieller Druck statt die Sorge um die eigenen Gesundheit zum Piks gegen Corona führt.

Das Rote Kreuz habe beim Thema mobiles Impfen viel unternommen und auch vom Staat sei den Bürgern ein großes Angebot gemacht worden. „Das war ein Rundum-Sorglos-Paket und alles ist bezahlt worden“, sagt er. „Und wenn sich jetzt jemand aufgrund von bestimmten Denkweisen nicht impfen lässt, dann weiß ich nicht, warum das von unseren Steuern bezahlt werden soll.“

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Bei jeder Impfung gibt‘s Gemaule

Für die teilweise bestehenden Zweifel an der Corona-Impfung hat Tobias Rosenstiel kein Verständnis. Er verweist auf die erfolgreiche Bekämpfung von Krankheiten wie Tuberkulose und Wundstarrkrampf. „Seit den ersten Impfungen um das Jahr 1800 gibt es Theater und die Bevölkerung hat nichts dazugelernt“, findet er. „Bei jeder neuen Impfung gibt es das gleiche Gemaule.“

Corona-Impfstart in der Donaueschinger Mediclin-Seniorenresidenz „Am Baar-Zentrum“: Eine Impfspritze wird aufgezogen.
Corona-Impfstart in der Donaueschinger Mediclin-Seniorenresidenz „Am Baar-Zentrum“: Eine Impfspritze wird aufgezogen. | Bild: Roland Sigwart

Die Zahlen des Kreisverbands zeigen nach seinen Worten eindeutig, wie die Notfallquote im Zuge der steigenden Impfquote gesunken ist. Zur Corona-Hochzeit hatte das DRK ein eigenes Auto für die Infektionsfahrten abgestellt. Von denen gebe es aber inzwischen deutlich weniger.

„Patienten mit Nebenwirkungen von der Corona-Impfung hatten wir übrigens bislang keine“, gibt es von Rosenstiel einen kleinen Seitenhieb gegen Impfgegner.

Notfallversorgung war in Gefahr

„Vor einem Jahr sind wir in Vollschutzkleidung gefahren“, sagt er. Es seien dennoch ständig Mitarbeiter in Quarantäne gewesen. Die Notfallversorgung aufrecht zu erhalten sei zwar immer gelungen, aber: „Es war dünnes Eis.“ Mittlerweile seien so gut wie alle Mitarbeiter geimpft. Im vergangenen halben Jahr habe sich lediglich ein Mitarbeiter mit Corona angesteckt. Und selbst wenn sich Geimpfte mit Corona anstecken, gebe es einen wichtigen Unterschied. „Da sitze ich halt entspannt daheim und bin nach zwei Wochen wieder fit“, sagt Rosenstiel.

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„Und es ist eben nicht ‚meine Sache‘, ob ich mich impfen lasse oder nicht“, kritisiert der stellvertretende Rot-Kreuz-Geschäftsführer. „Wenn Operationen verschoben werden müssen, weil die Intensivstation voll mit Corona-Patienten ist, ist das nicht mehr das Problem des Einzelnen.“ Für Tobias Rosenstiel ist aus medizinischer Sicht klar: „Impfen bringt‘s und schadet nicht.“