Die Betriebe haben neben Problemen bei den Rohstofflieferungen derzeit vor allem eine große Herausforderung: Wie sollen sie mit den ungeimpften Mitarbeitern im Betrieb umgehen? Vielen würde es schon helfen, wenn sie die Mitarbeiter zumindest fragen dürften, ob sie geimpft sind, wie das der Arbeitgeberverband Südwestmetall jetzt am 31. August öffentlich gefordert hat. Wie gehen die Betriebe auf der Baar damit um?
- In der Firma Bromberger Packungen in Donaueschingen seien fast alle der circa 90 Beschäftigten zwei Mal geimpft, sagt Geschäftsführer Christof Bromberger. Sie hätten von Anfang an schnell reagiert und schon im März 2020, noch mehrere Wochen bevor offizielle Vorschriften kamen, Masken und Handschuhpflicht sowie strenge Hygiene- und Abstandsregeln eingeführt. Und die Mitarbeiter hätten dies auch bis auf ganz wenige Ausnahmen mitgetragen, im Betrieb und privat. Dadurch, das betont Bromberger, hätten sie auch die Schließung von Abteilungen oder gar des gesamten Betriebs verhindern können.
„Seit März 2021 habe ich mich jede Woche über den Betriebsarzt informiert, ob wir endlich impfen können. Wir haben drei Monate gebraucht, bis wir an den Impfstoff kamen.“ Alle, die sich impfen lassen wollen, seien geimpft, zum größten Teil über den Betriebsarzt, andere haben das schon zuvor über den Hausarzt gemacht. Der 1904 gegründete Familienbetrieb, der jetzt in der vierten Generation geführt wird, honoriert dies auch, wie Christof Bromberger schildert: „Wir haben mit der Monatsabrechnung August jedem, der freiwillig dokumentiert hat, dass er geimpft ist, einen kleinen Bonus bezahlt.“
„Das frühe Handeln hat sich bezahlt gemacht“
Das frühe und konsequente Handeln bereits im März 2020 hat sich für den Betrieb rentiert. Das Geschäft sei so gut gelaufen, „dass wir den Umsatz gehalten haben und teilweise ausbauen konnten“, erklärt Bromberger. Seit einem halben Jahr hätten sie das Problem, dass sich Lieferzeiten verlängern von wenigen Wochen auf mehrere Monate. Doch: „Die Auswirkungen von Corona auf unser Unternehmen waren so, dass wir weiter arbeiten konnten, dass neue Kunden auf uns zukamen.“
Was sagt der Geschäftsführer zum Vorstoß von Südwestmetall? Die „Fürsorgepflicht des Arbeitsgebers“ sei schon im Gesetz verankert, betont Christof Bromberger. Im Fall einer hoch ansteckenden Krankheit, die durch Impfung gut und schnell zurückgedrängt werden könne, „sollte meiner Ansicht nach die Initiative gleichermaßen von den Arbeitsnehmern/Gewerkschaften und den Arbeitgebern kommen.“ Bromberger fügt hinzu: „Für mich geht hier die Gesundheit aller eindeutig vor übertriebenem Datenschutz.“

- Bei der Firma B+B Thermo Technik in Donaueschingen würde Personalleiterin Heike Langenbacher es begrüßen, wenn sie den Impfstatus abfragen zu könnten. Das wäre wichtig zu wissen, macht sie deutlich: „Wir könnten unsere Produktionslinie weder enger gestalten, so dass die Mitarbeiter wieder enger sitzen.“ Normalerweise sitzen die 120 Beschäftigten, die in der Messtechnik arbeiten, in U-Form. „Jetzt haben wir gerade Linien, da sitzen die Mitarbeiter weiter auseinander.“
Die Sorgen der Personalchefin
Da wäre es wichtig zu wissen, sind die Mitarbeiter geimpft oder nicht. Man weiß, man kann trotzdem den Virus übertragen, aber es geht um die Maskenpflicht. Wenn man wüsste, in der Buchhaltung seien alle geimpft, wäre es einfacher. „Wenn wir wüssten, wir hätten 80 und 90 Prozent Geimpfte an Bord, wäre es leichter“, schildert die Personalleiterin und weist in diesem Zusammenhang auf die Urlaubszeit hin: „Wenn wir Reiserückkehrer aus Hochrisiko-Gebieten haben, ist ein geimpfter Mitarbeiter anders zu behandeln als ein Nichtgeimpfter.“
„Uns ist es wichtig, die Fürsorgepflicht wahrzunehmen und Schaden abzuwenden vom Mitarbeiter und vom Unternehmen.“ Die Forderung des Arbeitgeberverbands Südwestmetall, der am Dienstag öffentlich forderte, Arbeitgebern die Möglichkeit zur Abfrage des Impfstatus zu geben, stößt bei ihr auf offene Ohren. „Ich wäre dafür, dass wir fragen dürfen und es den Mitarbeitern freigestellt wäre, Auskunft zu geben oder nicht.“ Bei ihnen gingen 90 oder 95 Prozent der Mitarbeiter offen mit dem Thema um. Und es gehe ja auch um Firmenfeiern und Mitarbeiterehrungen. „Uns wäre es tatsächlich geholfen, wenn wir den Impfstatus abfragen könnten.“

- Bei der Firma Sick Stegmann, die in Donaueschingen mit ihren rund 440 Mitarbeitern Sensor-Weltmarktführer ist, kann sich Senior Vize-Präsident Bernd Cordes den Forderungen von Südwestmetall nicht anschließen. „Wir befolgen die derzeitigen rechtlichen Vorgaben und fragen weder Impf- noch Genesenenstatus unserer Beschäftigten ab“, teilte Cordes auf Anfrage mit.
Stattdessen setze das Unternehmen auf unverändert hohe Schutzstandards an allen deutschen Sick-Standorten: Maskenpflicht, Sicherheitsabstand, freiwilliges Angebot von zwei Selbsttests pro Woche, umfassende Hygiene- und Belüftungsmaßahmen sowie Kontaktminimierung durch virtuelle Meetings und mobiles Arbeiten, wo dies umsetzbar und sinnvoll sei. Auf diese Weise würden Infektionen am Standort bestmöglich vermieden, und das auch bei einer symptomlosen Erkrankung einer vollständig geimpften Person.

„Der Schutz unserer Beschäftigten hat Priorität“
„Seit Anbeginn der Pandemie haben wir dem Schutz unserer Beschäftigten die höchste Priorität eingeräumt“, erklärt Vizepräsident Bernd Cordes. Das sorgsame Hygienekonzept sowie die Unterstützung und Solidarität der gesamten Belegschaft hätten Infektionsketten bei Sick in den vergangenen eineinhalb Jahren sehr gut verhindern können. „Für ein produzierendes Unternehmen wie Sick ist dies besonders wichtig, um auch in Pandemiezeiten stets lieferfähig zu bleiben.“
Daher setze man weiterhin auf die etablierten Schutzmaßnahmen. Zudem hätten sie von Juni bis August an allen deutschen Standorten Impfkampagnen für Beschäftigte und deren Angehörige durchgeführt und so einen Beitrag für den bundesweiten Impffortschritt geleistet. „Wir können daher von einer recht hohen Impfquote im Betrieb ausgehen und informieren die Beschäftigten auch weiterhin über die Vorteile der Corona-Immunisierung.“