Mit sinkender Inzidenz beginnt sich das kulturelle Leben wieder zu regen. Nicht das es sich in der Zwischenzeit nicht geregt hat, nur gab es im Lockdown kaum eine Möglichkeit, das auch zu zeigen – von einigen Online-Formaten einmal abgesehen. Wenn jetzt so langsam wieder kleine Feste steigen, die Bäder öffnen und Leute sich treffen können – bis bewegte Bilder im Kinosaal wieder über die Leinwand flimmern, wird es noch etwas dauern.

Cinebaar-Kino

Bewegte Bilder sind dabei in Donaueschingen eng mit dem ehemaligen Kino der Franzosen in der Friedhofstraße verbunden. Dort hat das Cinebaar seinen Sitz. Von Kinobetreiber Leopold Winterhalder aus Titisee-Neustadt wird hier ein Programm geboten, ebenso vom Verein Guckloch Kino, der ehrenamtliche Arbeit investiert, um Freunden des Films ein zusätzliches Angebot in der Stadt bieten zu können. Während des Lockdowns war das natürlich nicht möglich. Abstandsregelungen und hohe Inzidenzzahlen erlaubten keine Kinovorstellungen.

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Aber wann soll es wieder soweit sein?

„Unser Plan ist es, im September wieder anzufangen“, sagt Kinobetreiber Leopold Winterhalder, der in Neustadt das Krone-Theater betreibt. Das habe verschiedene Gründe. So sei etwa der August in der Kinobranche ein Monat, der generell „sehr schwach“ sei. Hinzu komme aber noch ein anderes Problem. Durch die lange Schließzeit im Lockdown fehle schlicht auch notwendiges Personal: „Wir müssen uns erst wieder einen Stamm an Mitarbeitern aufbauen“, sagt Winterhalder. Die Schüler, die das früher gemacht haben, haben sich logischerweise eine andere Beschäftigung gesucht, um ein wenig Geld zu verdienen. „Ich schaffe es nicht, so schnell qualifiziertes Personal aufzubauen“, sagt Winterhalder.

Welche Regelungen gelten?

Der Kinobetreiber wolle sich jetzt darum kümmern, wie genau die Regelungen fürs Kino überhaupt aussehen. Kino in Pandemiezeiten, das habe schon zuvor funktioniert: „Mit 1,50 Meter Abstand und nur jede zweite Reihe wurde besetzt.“ Damit seien allerdings schon eine Menge der Plätze im Saal weg. „Ich habe in Sachsen ein anderes Modell gesehen, das wie ein Schachbrett angeordnet ist. Vielleicht ist das eher was.“

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Es braucht seine Zeit

Regelmäßig gebe es treffen der Kino-Verbände, um der Politik klarzumachen, dass im Flugzeug die Leute eng an eng sitzen, es im Kino aber ganz anders aussieht: „Man darf das nicht falsch verstehen: Wir wollen sicher sein. Wir Kleineren bekommen Geld vom Staat und wollen auch dann aufmachen, wenn es sich noch nicht rentiert. Da wären mir klare Abstandsregeln lieber“, so Winterhalder. Im vergangenen Jahr seien die Leute diesbezüglich allerdings vernünftig gewesen. Und was denkt Winterhalder, sind die Leute heiß auf Kino? „Ich denke ja. Das habe ich zumindest von vielen gehört.“ Allerdings gebe es im Sommer dann auch viel Konkurrenz durch andere Veranstaltungen. „Ich hoffe das es so ähnlich wie 2020 wird, und die Leute im September und Oktober kommen, wenn sie sich etwas sicherer fühlen.“ Damals seien sie besonders am letzten Öffnungswochenende vor dem Lockdown noch einmal geströmt. „Was eben fehlt, das sind die großen Filme. Da müssen sich auch die Verleiher noch mal sortieren. Aber gute Filme, die haben wir schon jetzt.“ Bis alles wie gewohnt laufe, das brauche eben auch seine Zeit. „Wenn immer mehr geimpft sind, dann wird das schon gut, denke ich.“

Start im September

Auch im kommunalen Kino Guckloch hat man einen Start für September anvisiert. „Eigentlich wollten wir schon früher loslegen, es ist aber ungewiss, ob das hinhauen würde“, sagt Henry Probst vom Guckloch. Auch hier spielt die Personalfrage dabei eine wichtige Rolle. Kino werde es in der Stadt jedoch trotzdem vorher schon geben – und zwar unter freiem Himmel: „Zum Kulturwochenende am Freitag, 25. Juni, gibt es Openair-Kino auf dem Max-Rieple-Platz“, sagt Probst. Über den Film, der dort gezeigt werden soll, habe das Kino erst vor einigen Tagen entschieden: „Wir werden ‚972 Breakdowns‘ zeigen.“ Dabei wagt sich eine Gruppe junger Künstler mit alten russischen Beiwagen-Motorrädern in Richtung USA. Allerdings in östlicher Richtung. Russland soll durchquert werden und über die Beringstraße soll es nach Alaska und schließlich New York gehen. Vielleicht ein passender Film für eine Zeit, in der das Fernweh nicht wirklich ausgelebt werden kann: „Und Roadmovies sind sowieso gut“, sagt Probst.

Henry Probst vom kommunalen Kino Guckloch am Filmprojektor. Der musste im Lockdown immer mal wieder laufen gelassen werden, um keinen ...
Henry Probst vom kommunalen Kino Guckloch am Filmprojektor. Der musste im Lockdown immer mal wieder laufen gelassen werden, um keinen Schaden zu nehmen. | Bild: Jakober, Stephanie
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Außerdem stehe bereits ein weiterer Openair-Termin, dieses Mal am 9. Juli im Donaueschinger Parkschwimmbad. Darum kümmere sich allerdings das Cinebaar. „Wir teilen uns das. Und wenn das gut läuft, können wir uns auch noch mal was vorstellen.“

Hoffnung auf stabile Zahlen

2020 habe man auch in Pandemiezeiten Kinobetrieb gehabt, „das hat ganz gut funktioniert.“ Jede zweite Reihe und nur jeder dritte Stuhl war besetzt. „Wir gehen davon aus, dass es im September auch wieder gut laufen wird.“ Probst denkt, dass sich zumindest ein Teil der Leute darüber freut, wieder ins Kino gehen zu können: „Man einer wird sich sicher an Netflix und Co vor dem heimischen Fernseher gewöhnt haben. Ich bin gespannt, ob wir das dann merken.“ Man hoffe, mit dem treuen Publikum wieder durchstarten zu können. „Wir waren wirklich in einem Winterschlaf. Eine traurige Zeit“, erklärt Probst. Immer mal wieder sei jemand ins Kino, um den Projektor laufen zu lassen, dass er keine Schände bekommt. „Wir hoffen, dass die Zahlen diesen Herbst stabil bleiben. Bei uns hängt keine Existenz davon ab, das ist befreiend. Uns geht es jedoch um das Kino-Angebot in der Stadt.“