Mailand, London, New York, Rom, Paris – das sind die Städte der Modewelt. Doch bevor diese Metropolen für Azzurra Noailles in Reichweite kommen, muss sie zunächst alle ihre Prüfungen und den Bachelor abschließen.

Die Donaueschingerin macht eine Ausbildung zur Modedesignerin und Maßschneiderin in Sigmaringen und parallel dazu einen Management-Bachelor in Stuttgart. Danach gehe es auf Stellensuche, sagt die 21-Jährige.

Bessere Sichtweise im Ausland

„Ich möchte auf jeden Fall gerne ins Ausland, um noch eine andere Sichtweise zu bekommen“, sagt Noailles. Zudem wolle sie auch Erfahrung sammeln. Sie spricht von Destinationen wie Italien, Spanien und gerne auch Amsterdam. Denn dort gebe es ein gutes Netzwerk an nachhaltiger, aber auch extravaganter Mode, weiß sie.

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In Amsterdam lebten auch viele Liebhaber von Individualität in Sachen Mode. „Das wäre eine große Chance für mich“, ist sie überzeugt. Ob Design, Styling oder Produktentwicklung – das könne sie sich alles vorstellen. Schließlich habe sie ein umfassendes Interesse an Kleidung, Handarbeit und Details.

Auch diese Weste ist ein Teil ihrer Kollektion.
Auch diese Weste ist ein Teil ihrer Kollektion. | Bild: Hannah Schedler

In den vergangenen Monaten hat sie auch schon ein paar Stücke wie Hemden und Taschen verkauft. Aktuell sei das noch auf Nachfrage und teils sogar nach Maßschnitt. „Das läuft aktuell über Mund-zu-Mund-Propaganda.“

Sie kann sich aber auch vorstellen einen Online-Shop zu eröffnen, um genügend Menschen zu erreichen. Investoren suche sie noch. Und vielleicht einmal, wenn sie sich beruflich etabliert hat, wäre da auch eine kleine Boutique in Donaueschingen denkbar.

Die neueste Kollektion sei durch die Kultur der Beduinen inspiriert, erzählt die junge Designerin.
Die neueste Kollektion sei durch die Kultur der Beduinen inspiriert, erzählt die junge Designerin. | Bild: Hannah Schedler

Aktuell arbeitet sie an T-Shirts, die per Linolschnitt auf der Rückseite bedruckt werden. Das T-Shirt sei aus Baumwolle und werde mit einer Frauen-Skizze bedruckt. „Die Skizze fand ich einfach ästhetisch.“ Und mit T-Shirts könne man mehr Leute erreichen.

Bei Azzurra Noailles surrt die Nähmaschine Video: Hannah Schedler

Daneben arbeitet Azzura Noailles auch an Jacken und Taschen. Sie probiert Materialen und Designs aus. „Jeans und Leder sind da gerade für mich besonders spannend.“ So kreiert sie etwa aus Leder- oder Jeansresten neue Stücke. „Das ist dann einzigartig. Das hat nicht jeder, sondern nur eine Person.“

So wird der Modesommer

Und was wird nach ihrer Meinung Mode im Sommer? Lange Röcke, Cowboy-Stiefel, bunte Farben, weniger schwarz und dunkle Farben sowie Individualität, zählt die junge Designerin auf. „Ich glaube, dass man weniger Einheitsbrei sehen wird.“

Zudem hofft sie, dass Fast-Fashion an Beliebtheit verliert. „Fast Fashion macht die Mode kaputt, und schlimmer noch die Welt“, sagt sie. Durch Fast Fashion würde Mode ihre Kunst verlieren. „Jeder will alles haben, nur noch die Funktion zählt und die Ästhetik der Mode geht verloren.“

Die Chancen von Fast Fashion weg zu kommen, seien dabei gar nicht mal so schlecht. Denn immer mehr Marken würden auf Nachhaltigkeit setzen: „Das Angebot wird größer“, weiß sie. Das sei wichtig für den Klimaschutz.

Lieber weniger, aber hochwertige Kleidung

Dazu komme, was sie sich selbst vornimmt: „Lieber kaufe ich weniger und dafür Kleidung von guter Qualität.“ Deshalb werde auch Vintage – wiederverwendete oder nachgeahmte ältere Kleidung – immer beliebter werden. „Man muss den Fokus mehr auf sich selbst und die Achtsamkeit legen, anstatt immer nur zu kaufen“, stellt sie fest.

Taschen näht Azzurra Noailles besonders gern. Außergewöhnlich müssen sie sein.
Taschen näht Azzurra Noailles besonders gern. Außergewöhnlich müssen sie sein. | Bild: Hannah Schedler

Wichtig für die junge Donaueschingerin sind Linien und Silhouetten. „Da braucht es für mich eine Verbindung.“ Verschiedene Materialen seien auch Inspiration. „Mit der Zeit lernt man einen Blick für besondere Nähte oder Stoffe zu entwickeln“, sagt sie. Denn Mode gebe es im Alltag an jeder Stelle.

Hier tackert die Nähmaschine der angehenden Modemacherin Video: Hannah Schedler

Sich ausprobieren und etwas trauen

Und wie kommt man zu modischem Geschmack? Man müsse sich einfach ausprobieren und sich etwas trauen, um den eigenen Stil zu finden. Man könne auch Trends verfolgen, aber nie das „eigene Ding“, den eigenen Charakter in Sachen Mode verlieren. Sie möchte es schaffen extravagant und gleichzeitig schlicht zu sein. Blicke sei sie schon gewöhnt.

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Auf eine Messe in Donaueschingen hatte sie einen bunten, selbst-gestrickten und designten Pullover an. „Alle haben mich angeschaut, obwohl der Pullover gar nicht ausgefallen war“, erzählt sie. Aber damit könne sie leben. Das müsse sie auch, wenn sie als Designerin durchstarten möchte.

Erste Mode-Show bei „Bühne frei“

Ihre erste Mode-Show sei auch schon geplant. Im Rahmen der Reihe „Bühne frei“ zeigt sie ihre Stücke im November. Ob sie bei der ganzen Äußerlichkeit Angst hat, oberflächlich zu werden? „Nein. Schließlich ist Mode auch Individualität und man darf die Einzigartigkeit des Menschen nie aus den Augen verlieren“, sagt Azzurra Noailles.