Ein Kino zu haben, das ist ein Stück Lebensqualität. In Donaueschingen gibt es das im alten Franzosen-Kino, dem Cinema in der Friedhofstraße. Der Guckloch-Verein zeigt dort Besuchern sein Programm, und über Leopold Winterhalder, den Betreiber der Kronen-Lichtspiele in Titisee-Neustadt, gibt es auch ein kleines kommerzielles Angebot. Wie aber geht es mit dem Kino weiter? Es entsteht doch ringsherum ein neuer Stadtteil, etliche der alten Gebäude werden abgerissen.

Gebäude abreißen

Jetzt stellt sich die Frage, ob die Stadt das Cinema-Gebäude erwirbt – oder ob es abgerissen werden soll. Dabei ist die favorisierte Version der Stadtverwaltung jene des Abrisses: „Dazu gibt es entsprechende Hintergründe“, erklärte Oberbürgermeister Erik Pauly den Gemeinderäten. Außerdem betonte er: „Die Sitzungsvorlage ist nicht gegen das kommunale Kino.“ Unabhängig des Gebäudes wolle man einen Weiterbetrieb ermöglichen.

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Nachzahlungen

Schon lange sei das Guckloch dort verortet und gemeinsam mit dem früheren Stadtbaumeister Heinz Bunse habe man einen kommerziellen Kinobetrieb nach Donaueschingen geholt: „Eine echte Bereicherung für die Stadt“, so Pauly. Bei früheren Verhandlungen mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Biema) habe man das Gebäude jedoch als Abbruchgebäude dargestellt: „In der Biema-Berechnung würden wir jetzt nicht gemäß des Vertrages handeln, würden wir das anders sehen und es stehen lassen. Dadurch würden Nachzahlungen entstehen“, erklärte Pauly.

Cinema wird nicht gekauft

Dadurch, und die im Falle eines Erwerbs entstehenden Unterhaltungs- und Reparaturkosten, wolle man das Cinema abreißen lassen und für das Guckloch-Kino ein anderes Gebäude zur Verfügung stellen. Entsprechend entschied sich der Rat auch dazu, das Cinema nicht zu erwerben.

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Stattdessen wurde die Verwaltung damit beauftragt, dem Guckloch einen dauerhaft nutzbaren Saal zur Verfügung zu stellen. „Eine Garantie, dass wir es schaffen kann ich nicht geben. Wir haben aber den Ehrgeiz, auch kommerzielles Kino in der Stadt zu haben“, so Pauly.

Gnadenfrist bis 2024

Noch bis zum Jahr 2024 sei das Guckloch Mieter im Cinema-Gebäude: „Und wenn sie nicht raus wollen, ist der Raum bis zum 30. Juni 2024 garantiert“, sagte der OB. Wenn man investiere, dann in ein Gebäude, das lange im Besitz der Stadt bleibe.

Pauly habe auch mit dem kommerziellen Betreiber Leopold Winterhalder gesprochen. „Er würde diesen Weg mitgehen. Für ihn sind die Räume problematisch. Im Cinema sieht er sich nicht langfristig“, so der OB.

Einen positiven Verlauf genommen

„Das ist ein Thema mit viel Herzblut“, sagte Grünen-Fraktionssprecher Michael Blaurock. In der Zukunftswerkstatt zur Konversion sei einer der dringendsten Wünsche gewesen, dort ein Kulturzentrum mit Kino und Theater zu bekommen. Blaurock sprach sich für das Guckloch aus: „Es hat einen positiven Verlauf genommen.“ Er forderte, den Betrieb erst dann zu beenden, wenn eine Garantie auf Ersatz gegeben werde. Zu prüfen sei, ob die Donauhallen entsprechend genutzt werden können, oder auch die neu entstehende Realschul-Sporthalle.

Henry Probst von Guckloch-Kino am Projektor. Der Verein wird in Zukunft neue Räume für seine Vorstellungen brauchen.
Henry Probst von Guckloch-Kino am Projektor. Der Verein wird in Zukunft neue Räume für seine Vorstellungen brauchen. | Bild: Jakober, Stephanie

FDP-Stadtrat Michael Klotzbücher warf der Verwaltung vor, den Versuch des Hochrechnens zu Gunsten der städtischen Prioritäten vorzunehmen: „Etwa bei den Nebenkosten des Gebäudes.“ Man brauche einen alternativen Standort für die dauerhafte Einrichtung eines Kinos.

Geld für die Zukunft

Es sei gut, dass die Verwaltung auf die Suche nach einem anderen Standort gehen wolle, so GUB-Sprecher Marcus Milbradt. Die Situation sei schade, aber eine Ertüchtigung sei zu kostenintensiv. Man entscheide sich für ein Kino und nicht für ein Gebäude, sagte SPD-Fraktionssprecher Jens Reinbolz: „Das Geld soll für die Zukunft eingesetzt werden. Dabei muss die Zusammenarbeit zwischen Guckloch und Stadt obligatorisch sein.“

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Die CDU gehe fest davon aus, dass der OB sich für das Kino stark machen werde: „Natürlich brauchen wir eine Überbrückung“, so CDU-Fraktionssprecher Marcus Greiner. Der gute Wille sei da, „und ich bin der Überzeugung, dass das auch gelingt“.

„Was gesagt wurde, stimmt mich zuversichtlich. Ich hoffe es gelingt, einen Ort zu finden, der den Guckloch-Bedürfnissen gerecht wird. Vom Team Guckloch sind wir weiter mit Herzblut dabei“, sagte Grünen-Stadträtin Annie Bronner, selbst aktiv im Kino-Verein.

Stadtviertel beleben

Es liege an den Stadträten, in der Konversions-Entwicklungs-Gesellschaft (KEG), die Wünsche vorzubringen, um das Stadtviertel zu beleben, „auch mit einem Kino“. Wenn man am Buchberg einen entsprechenden Ort finde, dann wäre das auch machbar. „Es ist nicht so, dass sich niemand bemüht“, so SPD-Stadträtin Martina Wiemer.

Kino ist wie Tante Emma

Mit dem Kino sei es emotional schade, aber das Angebot sei nur für wenig Leute, sagt FDP-Stadtrat Roland Erndle. „Der Betreiber tut mir leid. Das ist ein Draufleger-Geschäft.“ Mit der Stadt habe man große und kostenintensive Projekte vor der Brust: „Den Tante-Emma-Laden hat auch jeder gern gehabt. Sie sind trotzdem verschwunden.“ Ein Teil der FDP werde dem Verwaltungsvorschlag zustimmen.