Völlig unbeteiligt und schweigend sitzt der 39-Jährige fast fünf Stunden lang im Gerichtssaal. Man könnte nicht meinen, dass er im Mittelpunkt jener heftigen Geschehnisse steht, die beim Amtsgericht in Villingen überaus mühevoll aufgeklärt werden sollen.
Zunächst zu den Fakten: Am 10. August 2023, kurz vor Mitternacht, brannte es auf dem Hof im Hübschental. Zunächst ein Mercedes samt Carport, dann 300 Meter weiter eine Gartenhütte. Schnell war klar: Bei den beiden Bränden musste jemand nachgeholfen haben.
Liebesbeziehungen und Eifersucht
Doch wer und warum? Hier wird die Angelegenheit kompliziert. Denn es geht um Liebesbeziehungen und Eifersucht. Und hier geriet sehr schnell jener Mann in den Fokus, der sich nun auf der Anklagebank wiederfindet.
Der 39-Jährige ist der neue Freund der ehemaligen Partnerin eines Hof-Sohnes (45). Drei Wochen vor der Tat war vom Hof ausgezogen.
Drohungen vor dem Brand
Und genau dieser Sohn äußert noch in der Tatnacht den sehr konkreten Verdacht, der zu dem Angeklagten führte. Denn im Vorfeld des Brandes kam es zu Drohungen.
Beamte des Reviers Villingen fuhren daraufhin unverzüglich zu seiner Wohnadresse. Der Kriminaldauerdienst sicherte Spuren an Kleidung und Körper des Mannes, ohne jedoch mögliche Brandbeschleuniger festzustellen.
Chatverläufe gesichert
Die Kripo wertete zudem sein Mobiltelefon aus. Noch bevor Daten während des Auslesens ferngelöscht wurden, konnte die Polizei Chatverläufe sichern. Und auf diese stützt sich der Leitende Oberstaatsanwalt Johannes-Georg Roth beim Indizienprozess.
Denn der Angeklagte kündigte am Tattag an, dass er dem Hübschental einen Besuch abstatten und dabei auch beide Söhne der Familie „treffen“ möchte. Die Freundin hat laut Chats noch entgegnet: „Aber mach es nicht so schlimm.“
Kurz darauf brannte der Mercedes des einen Bruders sowie eine Hütte des anderen.
Dass ein Bruder am besagten Abend in der Nähe des Tatorts einen weißen Lieferwagen gesehen hatte, der dem Fahrzeug des Anklagten ähnelt, erhärtet den Verdacht.
Zudem hatten Funkzellenauswertungen ergeben, dass das Mobiltelefon des mutmaßlichen Brandstifters zur relevanten Zeit bei Furtwangen, einem möglichen Fluchtweg, eingeloggt war.
Schon Monate vor der Tat schrieb der Angeklagte: „Ich lösche für dich seine ganze Familie aus, und zwar persönlich.“
Hofsohn wollte Ex-Freundin zurückgewinnen
Dass der Hofsohn nach der Trennung versucht hatte, seine Ex-Freundin zurückzugewinnen und dabei ihren Kontakt suchte, könnte hinsichtlich des Motivs ebenfalls eine Rolle spielen.
Der Angeklagte soll über seine Freundin mehrfach gedroht haben, dem Sohn „auf‘s Maul zu hauen“. Sie selbst äußerte sich nicht und machte vom Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch.
Vor dem Amtsgericht sind zwei weitere Verhandlungstage angesetzt worden. Ein Urteil wird erst im August erwartet.