Es gibt ihn kaum noch. Und die sehr seltenen Exemplare, die es tatsächlich noch gibt, stehen irgendwo in einem Museum. Die Rede ist von dem sogenannten Vorausgerätewagen (VGW) Range Rover. Die Geisinger Feuerwehr hat ein solches Exemplar im Gerätehaus stehen. Vor Staub geschützt mit einer entsprechenden passenden Abdeckung. Nimmt man diese ab, so strahlt der Ranger, wie ihn die Feuerwehrkameraden nennen, wie neu.
904 Arbeitsstunden
33 Jahre lang war das Fahrzeug im Einsatz bei der Geisinger Feuerwehr. In 904 Arbeitsstunden wurde das Fahrzeug zerlegt, viele Teile erneuert, und dann wieder zusammengebaut. Für Einsätze benötigt man das Fahrzeug nicht mehr, es wäre aber schade wenn man ihn, wie viele alte Feuerwehrfahrzeuge die man nicht mehr benötigt, weil ein entsprechender Ersatz angeschafft wurde, ausgemustert hätte.
Ungewöhnliche Aktion
Das veranlasste die Geisinger Wehr mit Erich Bertsche an der Spitze 2016 zu einer ungewöhnlichen Aktion: Sie wollten ihren „Ranger“ nicht ausmustern, sondern wollen ihn erhalten, ohne städtische Mittel. Der Ranger wurde in den vergangenen Jahren immer wieder durch die Wehrmänner hergerichtet, doch auch an diesem Fahrzeug nagte der Zahn der Zeit – ganz konkret in Form von Rost. Überholt sind übrigens auch die technische Ausstattung mit Schere und Spreizer. Diese Geräte wurden im Originalzustand erhalten und sind im Fahrzeug.
Freundeskreis hilft
Zur Finanzierung wurde ein Freundeskreis VGW ins Leben gerufen, der Jahresbeitrag beträgt 50 Euro und eine Mitgliedschaft in diesem Freundeskreis ist jederzeit wieder kündbar, wie Bertsche ergänzend hinweist. Derzeit hat der Freundeskreis 30 Mitglieder. Immer wieder machte der VGW Ärger, nach einigen Werkstattbesuchen war dies dann wieder ausgeräumt.
Von Grund auf restaurieren
2014 hat Gerätewart Bernhard Waldvogel den Ranger näher ins Visier genommen und man entschloss sich dazu, das Fahrzeug von Grund auf zu restaurieren. Mit einer geringen Kilometerleistung, derzeit ist der Tachostand bei sage und schreibe 42.422 Kilometer, war fast die ganze Karosserie total verrostet.

Teile gibt es nahezu keine mehr, lediglich die Heckklappe und einige kleinere Ersatzteile konnten aus England bezogen werden. Der Rest wurde von Bernhard sowie seinem Bruder Josef Waldvogel Stück für Stück hergestellt und eingepasst. Auch die Firma Gerstmeier formte und sponserte das eine oder andere Blechteil.
Alles muss zusammenpassen
Für eine solche Nobelmarke aus England ist der Rost eigentlich kein rühmliches Zeichen, denn an der Wartung habe es nicht gefehlt. Bernhard Waldvogel hat damals gesagt, dass die Restaurierung in seiner Freizeit abläuft und es auch einige Zeit dauern kann: „Bei jedem Teil das wir selbst hergestellt und eingepasst haben, musste natürlich immer darauf geachtet werden, dass alles zusammenpasst. Schließen dann die Türen richtig wenn der Holm oder Schweller neu ist“, so Bernhard Waldvogel.

Feinarbeiten
Nachdem alle Blechteile erneuert und das Fahrzeug wieder zusammengebaut war, ging es an die Feinarbeit am Lack. In der Werkstatt der Firma Dörflinger wurde wieder von Wehrmännern unterstützt, geschliffen und gespachtelt, danach lackiert. „Auch der Motor musste eingestellt werden, es gibt nicht mehr viele Mechaniker die den Doppelvergaser richtig einstellen können, aber wir haben einen gefunden“, sagt Bernhard Waldvogel.
Auseinander genommen
Auch der Motor wurde zerlegt und abgedichtet. Damit der Ranger nach der Rundumerneuerung auch wieder gefahren werden kann, bedurfte es einer Vollabnahme beim TÜV. Bei der Begrüßung der Drehleiter war der Ranger in der Aufstellung der Geisinger Fahrzeuge vorne mit dabei, der Veteran begrüßte mit Sondersignal im Einklang mit den anderen die neue Errungenschaft der Wehr.

20 Ranger vom Land
Der Ranger wurde außer Betrieb gestellt, als das neue HLF 20/16 angeschafft wurde. Der Range-Rover wurde im Herbst 1976 in Betrieb genommen und war mit einem Rettungssatz ausgestattet. In dieser Zeit haben einige Wehren in Baden-Württemberg dieses Fahrzeug als VRW (Vorausrüstwagen) oder VGW gekauft und vorwiegend bei Verkehrsunfällen und technischer Hilfeleistung eingesetzt. Damals, so erinnert sich Ehrenkommandant Erich Bertsche, hat das Land 20 Ranger beschafft und an die Feuerwehren entlang von Autobahnen oder stark befahrenen Bundesstraßen ausgeliefert
Schnelle Hilfe
Die Übergabe fand schließlich in der Feuerwehrschule in Bruchsal statt. Da man die technischen Geräte wie Spreizer und Schere nicht kannte, waren drei Geisinger Wehrmänner für drei Tage zur Einweisung in Bruchsal. Die Feuerwehrfahrzeuge zur damaligen Zeit hatten keinen Rettungssatz dabei, außerdem waren sie untermotorisiert. Schnelle Hilfe bei Personenschäden brachte der neue VGW, wie sich Erich Bertsche erinnert

Über 33 Jahre im Dienst
Bei der Herbstprobe 1976 wurde das Fahrzeug offiziell eingeweiht. Inzwischen haben die meisten Wehren ihre „Ranger“ außer Dienst gestellt und auch wieder verkauft, einige dieser Fahrzeuge wurden schon nach über einem Jahrzehnt wieder ausgemustert. Der Geisinger Rover war mit über 33 Jahren im Dienst einer der Ältesten und wurde immer wieder technisch aufgerüstet. Und inzwischen ist er eine Rarität geworden.