Geisingen Wachstum ohne Grenzen – das zeichnet seit sechs Jahrzehnten die Geisinger Firma Pajunk Medizintechnik aus. Der Feinwerktechnik-Zulieferer, den Horst und Heinrich Pajunk 1965 in der elterlichen Garage gründeten, ist inzwischen ein Weltmarktführer im Bereich Anästhesie geworden. Zwei Tage lang wurde das 60-jährige Bestehen gefeiert. Mit Geschäftspartnern und den weltweit rund 700 Mitarbeitern.
Produziert wird größtenteils in Geisingen. In den USA ist eine eigene Produktionsfirma entstanden, welche die noch strengeren Anforderungen des amerikanischen Marktes erfüllt, aber auch wegen der Zollauflagen des Präsidenten. Diese Weitsicht der zweiten Geschäftsführer-Generation mit Martin Hauger und Simone Pajunk-Schelling hat sich bewährt.
Produktionssteigerungen von 20 bis 30 Prozent in verschiedenen Bereichen bringen viel Umsatz, der in diesem Jahr nochmals um 15 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr auf 125 Millionen steigen soll, aber damit stößt auch die Kapazität der Produktion an ihre Grenzen. So wird bei Pajunk nicht nur geforscht und entwickelt, sondern ständig geplant, um noch die letzten Quadratmeter der Raumkapazitäten auszunutzen und auch auf Automatisierung zu setzen. Das Schaffen neuer Flächen geht mit erheblichen Investitionen einher.
Nach Besichtigungen der Geschäftspartner, die weltweit im Vertrieb tätig sind, stand dann im Kraftwerk in Rottweil der große Festabend zusammen mit der Belegschaft an. Dort erläuterten die Geschäftsführer Simone Pajunk-Schelling und Martin Hauger die Entwicklung der Firma. Horst und Heinrich Pajunk legten den Grundstein und tüftelten an medizinischen Produkten. Ihnen galt der besondere Dank der derzeitigen Geschäftsleitung, der von Applaus der Anwesenden untermalt wurde. Denn nahezu alle Beschäftigten kennen Horst und Heinrich Pajunk und deren Familien persönlich.
Innovative Entwicklungen, die vor 60 Jahren in der Garage begannen, nehmen inzwischen einen Umfang an medizinischen Produkten an, die eine rasante Entwicklung der Firma ermöglichten. In den letzten vier Jahren, von 2022 bis 2024, stieg der Umsatz von 67 auf inzwischen 115 Millionen an, Ende 2025 wird trotz der weltweiten Probleme 125 Millionen anvisiert. Einhergehend stieg auch die Zahl der Mitarbeiter von 500 auf annähernd 700 in der gesamten Firmengruppe an.
Eine Entwicklung, die sich Horst und Heinrich Pajunk, wie sie den Mitarbeitern erzählten, nicht im Traum vorstellen konnten. Nebenberuflich begannen sie in einer Garage mit Feinwerktechnik. Heinrich Pajunk betonte, dass ihre Eltern, die Flüchtlinge waren und in Geisingen eine neue Existenz aufgebaut hatten, ihnen einzig die Garage zur Verfügung stellten.
Innovatives Produkt ist Grundstein
Das ging bis zu dem Tag im Jahr 1979, als der junge Arzt Günter Sprotte aus Würzburg eine atraumatische Kanüle entwickelte und den Weg zu den beiden Brüdern fand. Zuvor war Sprotte bei Großkonzernen abgeblitzt. Die Kanüle mit vielen technischen Verbesserungen und Weiterentwicklungen war dann der Grundstein für die Entwicklung der Firmengruppe Pajunk. Die Produkte werden bis heute hergestellt und weltweit vertrieben.
Pajunk hat sich inzwischen zu einem international agierenden Unternehmen entwickelt. Der Exportanteil liegt bei 75 Prozent. In Amerika hat Pajunk eine Niederlassung, um die Produkte für den dortigen Markt herzustellen. Simone Pajunk-Schelling und Martin Hauger übernahmen 2012 die Geschäftsführung. Um der gestiegenen Nachfrage nach den Produkten der Firma im Bereich Regionalanästhesie, Biopsie, minimalinvasiven Chirurgie, Schmerztherapie und Neurologie nachzukommen, musste investiert werden. Das Logistikzentrum D 20, das Ende 2023 in Betrieb genommen wurde, ist für die Zukunft ausgelegt.
Spätestens 2027 soll unterhalb des Gebäudes D 10, in dem Reinraum und früherer Logistikbereich untergebracht sind, ein neues Produktionsgebäude entstehen. Das wird die bislang größte Investition der Firma mit geschätzten 30 Millionen Euro. Langfristig will man den gesamten Produktions- und Vertriebsbereich vom Holzplatz ins Gewerbegebiet Danuvia 81 verlagern. Am alten Standort sind dann nur noch Forschung und Entwicklung.
Eine Überraschung bei der Feier war die Mitteilung, dass die dritte Generation der Pajunk-Familien in die Geschäftsleitung einsteigt. Das ist Elena Schelling, die schon im Betrieb tätig ist und auch in den Auslandsvertretungen in den USA und Großbritannien war. Ferner Benedikt Hauger, der zuletzt bei VW im Bereich IT arbeitete. Sie starten am 1. Oktober in der Geschäftsleitung.