Die Schloßstraße bot vor vier Jahrzehnten ein trostloses Bild. Alte, heruntergewirtschaftete und leerstehende Häuser, ein Straßenbelag, der allenfalls noch den Schwalben etwas Positives bot, nämlich Nistmaterial. Es gab Kritik an der Stadt wegen der Leerstände. Dann startete das erste Sanierungsprogramm Schloßstraße.

Baden Württemberg hatte ein Landessanierungsprogramm aufgelegt. Landwirtschaftsminister Gerhard Weiser (CDU) kam im Juni 1977 auf Visite nach Geisingen und machte sich ein Bild von der Schloßstraße. Geisingen wurde in das Sanierungsgebiet aufgenommen. Dann begann die Suche nach Investoren in einer dafür schwierigen Zeit.

Die fanden sich lange nicht. In Geisingen gab es die Handwerkergruppe Team 12, die sich ursprünglich aus 12 Handwerkern mit Architekt Eugen Bader zusammensetzte. Sie erwarb, auch angesichts von Fördermöglichkeiten, einen größeren Gebäudekomplex, riss ihn ab und baute ihn neu.

Die sogenannte Kastengasse von der Hauptstraße aus. Bald begann hier die Neuordnung mit Abbruch und Sanierung.
Die sogenannte Kastengasse von der Hauptstraße aus. Bald begann hier die Neuordnung mit Abbruch und Sanierung. | Bild: Paul Haug

Mit dem Sanierungsgebiet Schloßstrasse begann vor 40 Jahren eine grundlegende Veränderung vieler Areale. Häuser wurden abgerissen, andere saniert. So begann eine Stadtsanierung, die auch heute noch im fünften Sanierungsgebiet Fördermöglichkeiten bietet. Viele neue Wohnungen wurden geschaffen, Straßen und Plätze saniert und hergestellt.

Zwar noch eng im Einmündungsbereich zur Hauptstrasse, aber ein völlig anderes Bild zeigt die ehemalige Kastengasse heute.
Zwar noch eng im Einmündungsbereich zur Hauptstrasse, aber ein völlig anderes Bild zeigt die ehemalige Kastengasse heute. | Bild: Paul Haug

Im nördlichen Bereich der Schloßstraße stehen heute noch drei der ganz alten Gebäude. So etwa das Haus von Fritz und Rosmarie Weber. Es wurde in den letzten Kriegstagen zerbombt und neu aufgebaut.

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Und Fritz Weber wollte noch einige Zeit seine Landwirtschaft betreiben, während die landwirtschaftlichen Ökonomiegebäude der anderen Häuser längst wie auch die Wohnungen leerstanden.

Die Kastengasse von der Schloßstrasse her gesehen heute. Durch die Neuordnung entstand viel Freiraum.
Die Kastengasse von der Schloßstrasse her gesehen heute. Durch die Neuordnung entstand viel Freiraum. | Bild: Paul Haug

Die Webers erinnern sich noch an die Sanierungen und Abbrucharbeiten rund um ihr Haus, ab dem Pfarrhaus bis zum Kasten oder auch im südlichen Bereich der Schloßstraße. Erhalten blieben neben dem Weberschen Haus der sogenannte Fruchtkasten sowie das Gebäude westlich dieses historischen Bauwerkes.

Fritz und Rosmarie Weber vor ihrem 1945 wieder aufgebauten und im Zuge des Sanierungsprogramms sanierten Haus in der Schloßstraße.
Fritz und Rosmarie Weber vor ihrem 1945 wieder aufgebauten und im Zuge des Sanierungsprogramms sanierten Haus in der Schloßstraße. | Bild: Paul Haug

Mit den Abbrucharbeiten setzte auch Kritik ein. Der damalige Bürgermeister Hans Sorg wies sie in den Bürgerversammlungen 1982 und 1983 energisch zurück. Da wurde der Begriff Vetterleswirtschaft laut, was Sorg in Rage versetzte.

Auch dieses Ökonomiegebäude wurde abgebrochen, wenn auch erst 1992. Ganz links der sogenannte Kasten, der ebenfalls neu gebaut wurde. ...
Auch dieses Ökonomiegebäude wurde abgebrochen, wenn auch erst 1992. Ganz links der sogenannte Kasten, der ebenfalls neu gebaut wurde. Dahinter die Neubauten, die an die Stadtgrabenstrasse im Osten angrenzen. | Bild: Paul Haug

Die Handwerker des Teams 12 hafteten mit ihrem vollen Privatvermögen und gingen ein hohes Risiko ein. Ein Förderprogramm für Wohnungen milderte das Risiko dann, da Wohnungen dringend benötigt wurden. Und 40 Jahre später ist dies ja nicht anders.