Michael Scholz deutet in der Schwimmhalle an die Decke. Hier liegt der Schwerpunkt der diesjährigen Revision im Hallenbad Aquari. Oder besser, hier hängt er. Es seien die Träger, die in den nächsten Tagen intensiv untersucht werden, kündigt der Betriebsleiter an. Die orangefarbenen Balken bestehen aus geleimtem Holz. Über die Jahre haben sich im Leimbinder Risse gebildet, die außen mit schwarzen Strichen gekennzeichnet sind. Doch weiß niemand, wie tief die Risse sind und wie sie sich entwickeln. Im abgelassenen Schwimmerbecken wird deshalb ein Hubwagen aufgestellt, mit dem die Spezialisten Zugang zu den Trägern bekommen.

"Wir binden bei diesen Untersuchungen einen Holzspezialisten und einen Statiker ein", ergänzt Scholz. Vom Ergebnis der Untersuchungen hängen die nächsten Schritte ab. "Gibt es Handlungsbedarf, versenken wir Schrauben, damit das Holz nicht mehr arbeitet", so Scholz. Stabilisierungsschrauben kamen schon bei der Revision im vergangenen Jahr zum Einsatz. Die Holzsäulen, die das Hallenbaddach tragen, wurden im Sockelbereich mit zusätzlichen Hölzern verstärkt. Untersucht werden auch die Stahlaufhängungen, mit denen die abgehängte Decke in der Schwimmhalle befestigt ist.
Mit grundsätzlichen Problemen in der Statik rechnet Scholz nicht. Auch die erstmalige Verlängerung der Revision von zwei auf drei Wochen erlaube keine Rückschlüsse auf die anstehenden Aufgaben. "Die Verlängerung habe ich veranlasst, damit wir bei der Abfolge der Handwerkerarbeiten auf der sicheren Seite sind", erläuterte Scholz. Die Erfahrungen aus dem vergangenen Jahr spielen da mit. 2017 hatte das Sauna-Außenbecken Wasser verloren. Das Becken wurde ausgegraben und das kleine Leck im Bereich der Unterwasserbeleuchtung entdeckt. Weil zudem die Holzveranda durch den neuen Fliesenboden ersetzt wurde, geriet die Frist für die Bauarbeiten eher knapp. "Zumal die letzte Woche der Revision den Reinigungsarbeiten vorbehalten ist", so Scholz.
Seit Anfang der Woche arbeiten im Aquari verschiedene Gewerke parallel. Maler weißeln in den Duschen und Umkleiden oder ziehen die Metallfarbe auf den Türrahmen nach, Fliesenleger kümmern sich um kaputte Fliesen und auch Schreiner, Elektriker und Heizungsbauer nutzen die besucherfreie Zeit. Sanitärhandwerker kämen später und ein Wassertechniker werde am Ende die aus eigener Kraft wieder optimierte Anlage abnehmen, zählt Scholz die restlichen Gewerke auf. Mit Karl-Josef Hirt und Randolf Möller, beide Fachangestellte für Bäderbetriebe, habe man kompetentes eigenes Personal, um die wassertechnische Seite aus eigener Kraft abzudecken.
Auch im Außenbereich stehen Tätigkeiten an. Der Sauna-Außenbereich wird einheitlich gestaltet. Eine bisher den Rauchern vorbehaltene Grünfläche wird dem bestehenden Kiesbelag zugeschlagen. Das Aquari bleibt bis Sonntag, 23. September, für den Besucherbetrieb geschlossen. Die Kosten einer normalen Revision werden aus den normalen Unterhaltungskosten bestritten.
Als das Hüfinger Hallenbad 1972 in Betrieb genommen wurde, hatte es umgerechnet 940 000 Euro gekostet. 1999 bis 2001 wurde die Generalsanierung mit 3,2 Millionen Euro abgerechnet. Der nächste große Sanierungsabschnitt erfolgte 2012/13. Damals wurden das Außenbecken und die Rutsche angefügt sowie der Saunabereich erweitert.
Wie geht es weiter beim Hüfinger Hallenbad: Fragen und Antworten
- Wann steht die Großsanierung an? Kleinere Maßnahmen geben der notwendigen Generalsanierung fünf bis sechs Jahren Zeit: wobei Planungen früher beginnen müssen. Aufschlüsse zu den notwendigen Sanierungen, die sich ohne Fördermöglichkeiten im Millionenbereich bewegen wird, geben die Untersuchungen eines Büros. „Die Ergebnisse sollen im Herbst dem Gemeinderat vorliegen“, sagte Hauptamtsleiter Horst Vetter.
- Welche Erfahrungen liegen nach den Sparmaßnahmen vor? Zum 1. November 2017 wurde das Tarifsystem im Aquari umgestellt. Die Bade- und Saunazeiten wurden auf zwei Stunden angepasst, der Eintritt ensprechend erhöht. Justiert wurde ider Nachzahltarif für Erwachsene. Er betrug früher einen Euro je 30 Minuten. Zum aktuellen Tarif, beträgt er wieder einen Euro, jedoch pro angefangene Stunde. In der Sauna betrug der Preisanstieg ein Euro auf 13,50 Euro für zwei Stunden. Die Stadt hatte in diesem Zusammenhang mit einer Vereinfachung der Tarifstruktur geworben. An den Besucherzahlen lasse sich diese Änderung nicht ablesen, meinte Vetter. Bei einem sonnigen Sommer wie 2018 werde das Bad erfahrungsgemäß eben weniger genutzt. Erst die Jahresstatistik werde Aufschlüsse erlauben.
- Gibt es weiter Beschwerden wegen der Wassertemperaturen? Im vergangenen Herbst hat die Stadt die Warmwasserzeiten reduziert. Das Schwimmerbecken wird lediglich am Donnerstag für die Übungsabende des Behindertensportvereins von 28 auf 30 Grad aufgeheizt. Bis ins Wochenende wird die Temperatur nicht mehr gehalten. Deutlich gestiegen ist der Preis, den der BSV für die Übungsabende zu zahlen hat: Statt 67 sind es 117 Euro. Auf lange Sicht könne man das Angebot wohl nicht mehr aufrechterhalten, so ein Stimmungsbild aus dem Verein.
- Was sagen weitere Vereine? Grundsätzlich zufrieden ist der Schwimmverein Hüfingen. Der Verein musste einen geänderten Nutzungsvertrag unterschreiben. Dieser war auch notwendig, um für Rechtssicherheit zu sorgen. Trotz einer deutlichen Mieterhöhung habe man noch das beste herausgeholt für den Verein, sagte der Vorsitzende Bernhard Holtkamp auf Anfrage. Ärgerlich sei, dass der Schwimmverein mit seiner wichtigen Jugendarbeit wie ein kommerzieller Anbieter behandelt werde. Unverständlich die Geheimniskrämerei. „Mit anderen Vereinen durfte man nicht über Vertragsinhalte sprechen. „Wir hätten gerne einen eigenen Raum, in denen wir unsere Utensilien wie Leinen sicher lagern können“, so Holtkamp weiter. Diesen Raum könnte man sich mit der DLRG teilen. Die DLRG Baar hat die erhöhe Badmiete direkt an die Schwimmkurs-Kosten weitergereicht. Konkret seien die Kursgebühren gleich geblieben, aber die Eintrittskosten erhöht worden, so der Vorsitzende Thomas Moch. Er habe sich gewundert, dass sich die Eltern nicht beschwert hätten. Einen gemeinsamen Raum mit dem Schwimmverein würde er begrüßen. Allerdings wäre aber vorher ein Umbau im Erdgeschoss des Aquari nötig. (wur)