Immendingen – Pläne der Nachbarstadt Bad Dürrheim, im Bereich des Immendinger Ortsteils Ippingen eine neue Vorrangfläche für den Bau von Windkraftanlagen auszuweisen, haben heftige Kritik der Ippinger Gemeindeverwaltung, des Rats und der Bürger ausgelöst. Auf zwei Seiten des Dorfes existieren bereits zwei Windparks mit jeweils fünf Windkraftanlagen. Kämen nun auch noch in Richtung Bad Dürrheim weitere Windräder hinzu, so sei der Ort völlig umzingelt, wie es die Ippingerin Karin Berninger bei der Sitzung des Gemeinderats am Montag in der Bürgerfragestunde hervorhob.
„Wir sind schockiert in Ippingen. Das Entsetzen aller ist groß“, erklärte sie. „Es sind schon zehn Windkraftanlagen um uns herum, weitere würden eine enorme Belastung bedeuten.“ Den Appell der Bürgerin, gegen die Pläne vorzugehen, griffen Verwaltung und Gemeinderat dann auch bei der Beratung über die Fortschreibung des Regionalplans auf. Der Regionalverband Schwarzwald-Baar-Heuberg hatte hierbei einen neuen Standort-Auswahlprozess für Windkraft- und Photovoltaik-Anlagen (PV-Anlagen) eingeleitet, zu dem die Gemeinde Stellung nehmen sollte. Wie Verbandsdirektor Marcel Herzberg im Rat informierte, habe der Verband den gesetzlichen Auftrag, solche Flächen für die Gewinnung erneuerbarer Energien auszuweisen. Bund und Länder hatten hier in jüngerer Zeit die Gesetzeshürden abgebaut. So müssen nun mehr Areale für Windkraft festgelegt werden, und Freiflächen-PV-Anlagen können bevorzugt entlang von Autobahnen und zweigleisigen Schienensträngen entstehen.
Was den Regionalplan angeht, so sieht der Entwurf folgende Veränderungen im Immendinger Bereich vor: Die Konzentrationszone Windkraft auf dem Amtenhauser Berg bei Ippingen wird durch eine zweite Fläche in Richtung Zimmern auf 157,2 Hektar erweitert. Die Fläche der bestehenden Windkraftanlage Junge Donau im Bereich Ippingen, Immendingen, Tuttlingen wird mit 37,1 Hektar neu in die Planung aufgenommen. Zur Umsetzung der Landesflächenziele werden bei der Fortschreibung drei neue Bereiche für Flächen-Photovoltaik vorgesehen, einer bei der Bahnbrücke der Landesstraße 5928 am Hattinger Bahnhof sowie zwei entlang der Autobahn bei Mauenheim.
Auf Wunsch der Gemeinde soll außerdem die gemeindeeigene Waldfläche im Umfeld des Engener Windparks Langwieden im Regionalplan als Vorrangzone ausgewiesen werden. Damit will man sich die Möglichkeiten für ein interkommunales Windkraft-Projekt offen halten, sowie die Gelegenheit nutzen, „selbst aktiv zu werden und nicht immer nur Windkraftanlagen vor die Nase gesetzt zu bekommen“, so Bürgermeister Manuel Stärk. Der Rat stimmte dem Regionalplan-Entwurf zu. Gar nicht im Entwurf des Regionalverbands enthalten ist nach Auskunft von Verbandsdirektor Herzberg die Vorrangzone für Windkraft, die Bad Dürrheim nahe Ippingen schaffen will, was über eine eigene Bauleitplanung der Stadt eventuell auch möglich ist. Den Planern sei die Konsequenz klar gewesen, dass Ippingen damit „gleich in drei Himmelsrichtungen“ umstellt wäre, erklärte Herzberg. Bürgermeister Stärk erläuterte hierzu, bei der einstigen gemeinsamen Ausweisung von Konzentrationszonen mit dem Gemeindeverwaltungsverband habe Einigkeit bestanden, dass Bad Dürrheim als Kurstadt keine Windkraftanlagen wolle. Nun sei unter dem neuen Bürgermeister ein Sinneswandel eingetreten. „Die Kommunikation zwischen beiden Kommunen ist nun nur noch sehr spärlich“, so Stärk. Er, die Fraktionssprecher Clemens Knoblauch, Frank Henning und Björn Riedzek waren sich einig, dass Immendingen den Bad Dürrheimer Plänen „entschieden entgegentritt“ und einen Umschluss des Orts mit Windkraftanlagen verhindern will.