Damit, dass es mit der Michael-Balint-Klinik so schnell und unvermittelt zu Ende gehen würde, hatten wohl die wenigsten Bürger von Königsfeld gerechnet. Die Geschichte rund um die ursprüngliche Insolvenz war zwar lange bekannt und kein Geheimnis.
Für die Mitarbeiter ist das Aus ein schwerer Schlag
Letztlich wird nun jedoch eine Klinik geschlossen, die zuletzt profitabel arbeitete, für ihre Expertise gelobt wird und für die die meisten Beteiligten, allen voran die regionale Politik, eigentlich positive Zukunftsprognosen ausgestellt hatten. Auch für die Mitarbeiter, die sich mit viel Engagement für ihre Patienten einsetzen, ist das plötzliche Aus der Balint-Klinik ein schwerer Schlag.
Der Geschäftswelt geht wohl Umsatz verloren
Aber auch für Königsfeld ist die Klinikschließung ein harter Einschnitt. Die Einrichtung hatte bislang einen Anteil von etwa 20 Prozent bei den Übernachtungen im Kurort. Der Geschäftswelt in Königsfeld werden diese Menschen merklich fehlen, beim Frisör, in den Cafés, in der Buchhandlung, am Tabakkiosk oder im Geschenkeladen. Nicht nur wegen der verlorenen Umsätze ist die Kampfansage von Bürgermeister Link goldrichtig, diese Entscheidung, bei der vor allem von Stuttgart ausgehend noch viele Fragezeichen anhängig sind, nicht einfach klaglos hinzunehmen. Nachdem einige Gemeinderäte bereits am Mittwoch nichtöffentlich beraten hatten, ist Link am Freitag in die Landeshauptstadt geeilt, um sich Gehör zu verschaffen.
Traumatisierten Menschen helfen ist ein nationales Interesse
Ein weiterer Punkt, der sowohl Fritz Link als auch Martina Braun umtreibt, ist die Frage der weiterhin anhaltenden Migration von Menschen aus den Kriegsgebieten des Nahen Ostens. Allein bis August 2019 wurden in Deutschland 114 165 Asylanträge gestellt. Niemand weiß, wie sich die Situation in Syrien und im Irak weiterentwickeln wird. Viele Menschen haben furchtbare Szenen miterlebt, sind traumatisiert und müssen entsprechend behandelt werden, wenn wir sie erfolgreich in unsere Gesellschaft aufnehmen und integrieren wollen. Das ist nicht nur ein Gebot der Menschlichkeit, sondern dient dem öffentlichen Interesse.
Politisch verantwortlich ist letztlich die Landesregierung
Dass nun ausgerechnet eine Klinik mit muttersprachlichem Personal und landesweit anerkannter Expertise auf diesem Feld schließt, ist ein gewaltiger Rückschritt. Politisch verantwortlich ist letztlich auch die Landesregierung, die sich mit Rettungsaktionen für Jesidinnen positiv in Szene setzt, nur um dann trotz zahlreicher Bemühungen von Amts- und Mandatsträgern abzutauchen.

Vielleicht liegt nach dem ersten Schrecken aber auch eine Chance in dem Aus der Balint-Klinik. Direkt nebenan entsteht zwischen Hermann-Voland-Straße und Doniswald ein ganz neues Quartier mit Hotel und Wohngebäuden. Zwar steht der Altbau der Klinik unter Denkmalschutz. Sollte es aber dazu kommen, dass das Gebäude leerstehen sollte, könnten sich für die Gemeinde ganz neue Entwicklungsmöglichkeiten in einer der Top-Lagen im Kurort ergeben.