Die Löffinger Fasnet ist legendär. Dabei weist das Baarstädtchen einige Narren-Kuriositäten auf, die es sonst nicht oder nicht in dieser Form gibt. So gibt es lediglich in Löffingen eine weibliche und eine männliche Narrenpolizei. Diese beiden langjährigen Fasnetfiguren gehen – ob Zuhause oder bei Narrentreffen – immer voraus, sind aber weit mehr als nur ein schönes Fotomotiv.
Die männliche Narrenpolizei
Die männliche Narrenpolizei gab es bereits vor dem Ersten Weltkrieg. „Schon von 1913 gibt es ein Foto“, sagt Fastnachtshistoriker Rudolf Gwinner. Anfangs hatte jeder Narrenpolizist seine eigene Uniform, schon bald änderte sich dies in eine einheitliche Fantasie-Uniform, die bis heute geblieben ist.
Mit zahlreichen Orden werden diese Uniformen geschmückt, hinzukommen Pickelhelm und Säbel. Dabei stehen die schwarzen, derben Stiefel im Kontrast zu den weißen Hosen und weißen Handschuhen. „Jeder kann mitmachen“, so der 29-jährige Zimmermeister Manuel Sibold, der als Chef die derzeit siebenköpfige Männergruppe anführt.

Seit 2014 gehört auch der heute 33-jährige Industriemechaniker Patrick Selb dazu. 2017 wurden der 29-jährige Metzgermeister Felix Butsch, der 27-jährige Gipser Marian Maier und der ebenfalls 27-jährige LKW-Mechaniker Markus Wolber aufgenommen. Ein Jahr später kam der 23-jährige Landschaftsgärtner Maximilian Isele dazu und seit 2023 ist der 23-jährige Polizist Alessio De Rosa mit dabei. „Eine Uniform wäre noch da“, so der Appell von Samuel Sibold.
Spott über die Dorfbüttel
Hinter diesen Fantasie-Uniformen steckt eine gewisse „Verspottung“ der preußischen Obrigkeit und des Militärs. Es könnte natürlich auch eine Persiflage auf die Dorfbüttel (Dorfpolizisten) gewesen sein. In den 1970er-Jahren kam die gesamte männliche Narrenpolizei vom DRK, was im Notfall von Vorteil war, wie Rudolf Gwinner sagt.
Auch die weibliche Narrenpolizei hat Tradition
Die weibliche Narrenpolizei wurde 1936 vom damaligen Narrenvater Heinrich Selb ins Leben gerufen. Allerdings findet man schon 1934 in einem Protokollbuch Erwähnung einer weiblichen Saalpolizei. „Dies war damals schon ein großer Sprung der Emanzipation, denn die Frauen waren kaum in die Fastnacht eingebunden, zumal auch die Kirche viele Jahrzehnte den Frauen die Fastnacht verbot“, so Rudolf Gwinner.
Während sich das Kostüm der männlichen Narrenpolizei im Laufe der Jahre nicht verändert hat, sieht das bei den Damen anders aus. Bei der Gründung trugen die Damen eine Uniform mit weißen Hosen. Diese Hosen wurden von den Turnern ausgeliehen, da es damals bei Frauen nicht üblich war, Hosen zu tragen.
Selbst 1955 waren die Damen noch in weißen Hosen, einem dunklen Militärfrack, Säbel und Hut unterwegs. Kommandantin Anita Heitz selbst war 1955 ganz in weiß gekleidet.
Es sind noch Stellen offen
20 Jahre später hatte sich das Outfit der weiblichen Narrenpolizei dem Zeitgeist angepasst, sie tragen nun weiße Röcke, rote Oberteile, rote Stiefel und einen roten Hut. Anstelle des Säbels tragen sie einen großen Holzlöffel als Wahrzeichen der Löffelstadt. Traditionell trägt die Kommandantin die Farben umgekehrt.
„Unser Häs hat Negele aus der Region Stuttgart damals für uns neu angefertigt, da uns die alten Röcke von damals zu kurz waren. Sie sind jetzt länger und haben einen verstellbaren Verschluss, was sehr praktisch ist, da man je nach Wetter dann auch mehr oder weniger Kleidung anziehen kann“, so die Chefin Melina Gromann.
Die Anzahl der Narrenpolizistinnen, deren Mitglieder mindestens 18 Jahre alt sein müssen, ist auf elf beschränkt. Aktuell gehören aber nur die 23-jährige Studentin Melina Gromann, die 22-jährige Pharmazeutisch-technische Assistentin Yvonne Moser, die 21-jährige Studentin Lea Hansen (alle seit 2018 aktiv) und neu die 20-jährige Auszubildende als Erzieherin Emma Kühn sowie die 24-jährige Polizistin Fabienne Riedlinger dazu.