Es soll der schönste Tag im Leben zweier Menschen werden, die sich lieben. Ein rauschendes Fest mit vielen Gästen in einer schönen Location ist der Höhepunkt jeder Hochzeit. Im vergangenen Jahr konnten aufgrund der Corona-Pandemie Hochzeitsfeste nicht oder nicht wie geplant stattfinden. Das ist nicht nur bedauerlich für diejenigen, die den Bund der Ehe eingehen wollen.
Harte Belastungsprobe
Auch Lokalitäten, die sich auf große Feiern spezialisiert haben, wurden auf eine harte Belastungsprobe gestellt. Ein Brautpaar und eine Event- und Hochzeitsplanerin berichten, wie es ihnen während der Pandemiezeit ergangen ist. Und wie eine Restaurantbetreiberin die Zeit nutzte, neue Impulse zu suchen und umzusetzen.
„Diese Mal klappt es ganz sicher“
Sophie und Lukas Wienenga schauen sich tief und verliebt in die Augen. „Dieses Mal klappt es ganz sicher“, sagen ihre Blicke. Gemeint ist, dass mit Blick auf die anhaltend niedrigen Inzidenzahlen ihrer Hochzeit, die Ende Juli stattfinden soll, nichts mehr im Wege stehen wird.
Virus macht Strich durch die Rechnung
Es ist der zweite Anlauf. Als das junge Paar aus Spaichingen den schönsten Tag ihres Lebens im Frühjahr 2020 15 Monate im Voraus, für Mai 2021 bis ins Detail plante, konnten sie nicht ahnen, dass ihnen das Virus einen gehörigen Strich durch die Rechnung machen würde. Die Feier, die in der „Säge“ im Niedereschacher Ortsteil Kappel hätte stattfinden sollen, musste auf unbestimmte Zeit verschoben werden.

Hochzeitsgesellschaft geschrumpft
„Wir ziehen das jetzt durch, weil wir jetzt noch ein frisch verheiratetes Paar sind“, sagen Sophie und Lukas Wienenga. Auch wenn die Hochzeitsgesellschaft von ursprünglich 135 auf aktuell 110 Gäste geschrumpft ist. „Manche der eingeladenen Gäste sind zu dem Zeitpunkt bereits im Urlaub, andere wollen aus Sorge vor einer Ansteckung nicht kommen“, so das Paar.
Beim Datum in den Ringen gehen sie auf Nummer sicher
Trotz aller Zuversicht haben sie sicherheitshalber in die Ringe, in die bereits das ursprüngliche Hochzeitsdatum vom Mai eingraviert war, das Datum der standesamtlichen Trauung eingravieren lassen.
Auf die „Säge“ in Kappel ist das Paar aufmerksam geworden, „weil es einerseits nicht einfach ist, eine Location für 135 Gäste zu finden. Außerdem wollten wir keine Halle mieten und alles selbst machen. Sondern uns verwöhnen lassen“, lacht Sophie Wienenga. Den mit der Verschiebung verbundenen Mehraufwand, um neue Einladungen zu versenden und dergleichen, nehmen sie mit der Gelassenheit von Frischvermählten.
Auf die Freude folgt der Schock
Auf die Ausrichtung stilvoller Feierlichkeiten mit vielen Gästen ist das Restaurant, das im vierten Jahr von Tajana Werner betrieben wird, spezialisiert. „Bei uns finden in einem normalen Jahr zwischen Mai und Oktober etwa 30 Hochzeiten statt. Tendenz steigend“, sagt Tajana Werner, die sich grade freute, dass sie mit der Eventlokalität richtig Fuß fasste. Dann der große Schock. Feiern waren nicht mehr möglich.
Jede Menge Arbeit für die Eventmanagerin
Das Aus der Festlichkeiten bedeutete wiederum für Eventmanagerin Monica Ribeiro jede Menge Arbeit. „Es ist einfacher, wenn Hochzeiten stattfinden, als wenn sie abgesagt oder verschoben werden müssen“, sagt die Eventmanagerin, die bis in den Herbst hinein „extrem viele Hochzeiten“ organisiert hätte. Immer wieder haben verunsicherte Brautpaare angerufen, sich erkundigt, ob und in welchem Umfang denn nun ihre Hochzeit stattfinden könne und ständig Personenzahlen und damit verbunden auch Tischpläne verändert, Essen und Deko angepasst.
„Der schlimmste Tag im Leben“
An einen Tag möchte sich Moni, wie sie von den Paaren gerufen wird, am liebsten gar nicht zurück erinnern. „Es war der 17. Oktober und wir hatten eine Hochzeit mit zunächst 90 Gästen.“ In den Tagen davor ging die Zahl der erlaubten Personen, mit denen gefeiert werden durfte, immer weiter zurück.
Am Ende feierte das Brautpaar mit zehn Gästen im Café, die Eltern der Braut und des Bräutigams saßen mit weiteren wenigen Gästen im Restaurant. Für die Braut sei dies „statt des schönsten einer der schlimmste Tage in ihrem Leben gewesen“, schildert Monica Ribeiro die Situation damals.
Neuorientierung nötig
Nachdem der harte Lockdown ab Ende des Jahres die Restauranttüren dauerhaft verriegelte, musste auch Tajana Werner überlegen, wie es mit der „Säge“ weitergehen soll. Sie entschied sich dafür, den bisherigen Cafébereich und den kleinen Laden aufzugeben und dafür neben dem „Löwensaal“ mit der „Werkstatt“ einen weiteren, kleineren Eventbereich für Tagungen und kleinere Veranstaltungen und Feierlichkeiten einzurichten.
„Der Gedanke war, dass wir ja Platz sowohl für die auf dieses Jahr verschobenen als auch die neuen Hochzeiten benötigen.“ Was sie nicht bedachte war, „dass einige der Brautpaare vom vergangenen Jahr ihre Feier aufgrund der Unsicherheiten und des damit verbundenen emotionalen Auf und Ab jetzt komplett abgesagt haben.“