Maria Kienzler

Gleich zu Beginn des Zunftabends in Schonach trat Martin Schmidt in seiner Eigenschaft als Vogt der Oberrheinischen Narrenzünfte (VON) in Aktion. „Ich freue mich, dass ich heute zwei Kollegen ehren darf, die ich schon viele Jahre kenne“, begann er seine Rede und überreichte er Matthias Schmidt den VON-Orden für elf Jahre Engagement als Narrenrat.

Wenn der Vater mit dem Sohne. Jonny und Paul Kienzler treten beim Zunftball erstmals gemeinsam auf. Die Besucher sind vom Talent des ...
Wenn der Vater mit dem Sohne. Jonny und Paul Kienzler treten beim Zunftball erstmals gemeinsam auf. Die Besucher sind vom Talent des närrischen Nachwuchses angetan. | Bild: Maria Kienzler

Markus Zoremba bekam für seine lange Karriere bei der Schonacher Narrenzunft den gleichen Orden. Er wurde schon 1980 Geißenmeckerer, fungierte später als Hästräger-Vertreter, danach war er jahrelang Zunfthexe und ist jetzt Mitglied im Narrenrat, wie Oberzunftmeister Jonny Kienzler auflistete.

Nach den Auszeichnungen für die beiden Narrenräte ging es Schlag auf Schlag weiter mit dem Programm. Dabei schlüpfte auch der Ozumei von einer närrischen Rolle in die nächste. Zum ersten Mal präsentierte er bei einem Zunftabend seinen 13-jährigen Sohn Paul, mit dem er einen Sketch aufführte. Der Papa hatte sich dabei mehrere Sorgenfalten ins Gesicht schminken lassen, um zu demonstrieren, wie viele Sorgen Kinder machen können.

In dem Spiel trat Paul Kienzler sehr selbstbewusst auf und gab ehrlich seine schlechten Noten zu, sodass sein Vater ein schlechtes Gewissen bekam und sich vornahm, endlich wieder einmal zum Elternabend zu gehen. „Papa, was ist flüssiger als Wasser“, fragte der Jugendliche keck und gab dann selbst die Antwort: „Das ist die Schule, denn sie ist überflüssig.“

In seiner Lieblingsrolle Hulda Laugeweckle konnte der Narrenboss zudem so manches Missgeschick im Dorf auf die Schippe nehmen und im Dialekt Fehlentwicklungen anprangern. Hart ging er mit den Politikern ins Gericht. „Sie haben nur den Wolf und den Feinstaub im Sinn und wollen alle 100 Meter einen Blitzer aufstellen“, kritisierte er. Zudem wollen sie ihrem Wählervolk klarmachen, dass alle Fremden nur freundliche Leute seien. Doch viele akzeptierten hiesige Regeln und Sitten nicht, obwohl ihnen Schutz gewährt werde. Auch über die übertriebene Bürokratie regte sich Hulda Laugeweckle auf. „Wer bei uns eine zehn Quadratmeter große Pommesbude eröffnen will, der muss eine 30 Quadratmeter große Sanitäranlage dazu bauen“, hieß es.

Das einzige Mädchen beim Babyboom wird von Manuel Hipp gespielt, während der kleine Afrikaner von Julian Dold verkörpert wird.
Das einzige Mädchen beim Babyboom wird von Manuel Hipp gespielt, während der kleine Afrikaner von Julian Dold verkörpert wird. | Bild: Maria Kienzler

Über den Babyboom im vergagenen Jahr freute sich der Ozumei zwar, weniger aber über den neuen Kindergarten in der missratenen Zahnarztpraxis. Jetzt werden die Kinder in die Kuttlematte gekarrt, damit sie den ganzen Tag die Langenwaldschanze sehen und später automatisch Skispringer werden. „Warum braucht heute eigentlich jedes Kind zur einwandfreien Entwicklung so viele Quadratmeter“, wollte Kienzler wissen. Früher hatten sie viel weniger Platz und es ging auch.

Auch den Kirchenchor erwähnte Hulda, der sich aus Mangel an Sängern nach 227 Jahren auflösen muss. Auch die Nachbarn ringsum bekamen gute Ratschläge, vor allem die Triberger, die Angst haben, dass die Stadtkirche geschlossen wird und alle nach Schonach in die Pfarrkirche fahren müssen. „Die Leute im Städtle könnten doch in ihrer Kirche Passionsspiele veranstalten, dann wird sie nicht geschlossen“, regte er an und erntete viel Beifall.