Am 8. Mai 1945 war der Zweite Weltkrieg in Europa beendet. Das Nazi-Regime kapitulierte bedienungslos vor den Alliierten. Doch bis es endlich soweit war, herrschte die Gewalt in Deutschland – bis zum letzten Tag. Auch Schonach blieb von Gräueltaten nicht verschont. So ereignete sich am 25. April 1945 eine grausige Tat.

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Wandert man den Höhenweg Pforzheim – Basel, entdeckt man zwischen Absetze und Gasthaus „Karlstein“ einen Gedenkstein am Wegesrand. Dieser erinnert an Karl Schwab, der dort am 25. April auf dem Weg nach Hause von einem SS-Mann als Fahnenflüchtiger und Vaterlandsverräter erschossen worden war, nur wenige Tage vor Kriegsende und vor allem in einer Lage, in der der Krieg für das Deutsche Reich schon lange als verloren gegolten hatte.

Aus Erzählungen

Der Schonacher Bruno Bender erinnert in seinem Buch „Geschichten aus dem alten Uhrmacherdorf“ an die Ereignisse. Er selbst hatte von diesem Apriltag 1945 von Theresia Kaltenbach erzählt bekommen.

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So wurde am 24. April 1945 die Ortskommandantur der Wehrmacht geschlossen, die im Hotel „Lamm“ eingerichtet gewesen war. Das vorhandene Aktenmaterial wurde vor dem Hotel verbrannt. Offiziere und Soldaten flüchteten danach Richtung Schweizer Grenze. Das nun führerlose letzte Aufgebot aus Volkssturm und Hitlerjugend löste sich auf, jeder versuchte auf eigene Faust wieder in die Heimat zu kommen, der Krieg war in dieser Region beendet.

Zurück zu Frau und Kind

Auch Karl Schwab gehörte zum letzten Aufgebot. Der 45-Jährige stammte aus Oberkirch und wollte zurück zu Frau und Kindern. Am 25. April, um die Mittagszeit, kam er auf der Absetze bei Theresia Kaltenbach, im Volksmund Absetze-Theres genannt, an. Diese bot ihm, wie schon vielen Soldaten in den letzten Tagen ein Quartier zum Übernachten auf dem Heuboden an, was der Oberkircher gerne annahm und sich durch Holzspalten dankbar zeigte.

SS-Mann rastet aus

Gegen 16 Uhr tauchte plötzlich ein SS-Mann auf und bat ihn zwecks Personalüberprüfung in die Wohnstube. Dort wurde der Volkssturm-Mann als Fahnenflüchtiger und Vaterlandsverräter ausgeschimpft und getreten. Therese Kaltenbach wollte ihrem Übernachtungsgast beistehen, bat den SS-Mann darum, ihn doch gehen zu lassen.

Erschossen und verscharrt

Doch der meinte seine Pflicht tun zu müssen und Schwab an die Ortskommandantur in Schonach zu überstellen – die sich im Übrigen mittlerweile ja aufgelöst hatte. Mit der Pistole im Anschlag führte der SS-Mann den Verhafteten ab.

Theresia Kaltenbach schaute den beiden nach und hörte wenige Minuten später zwei Schüsse. Der SS-Mann hatte Karl Schwab ohne Anklage erschossen und verscharrte ihn unter Tannenreisig. Die Leiche fand man erst am 15. September desselben Jahres. Edmund Kaltenbach vom Schneckenloch machte den grausigen Fund.

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Die Gemeinden Schonach und Oberkirch leiteten die Überführung des letzten Kriegsopfers auf Schonacher Boden ein. Schwab wurde auf dem Friedhof seiner Heimatgemeinde beigesetzt. Den SS-Mann, der das Verbrechen beging, fand man indes nie.

Dieser Beitrag wurde erstmals 2020 veröffentlicht.