Mit der Erstrundenpartie im DFB-Pokal zwischen dem FC 08 Villingen und Schalke 04 ist der herausragende Fußballsommer 2021 im Schwarzwald-Baar-Kreis zu Ende gegangen. Genau wie vor fünf Jahren unterlagen die Nullachter den Profis aus Gelsenkirchen mit 1:4. Nun ist es also Zeit, um Bilanz zu ziehen.
Villingen-Schwenningen im Rampenlicht
Im Vorfeld des Pokalschlagers fand in der MS Technologie-Arena im Villinger Friedengrund Mitte Juli zunächst das Vorbereitungsspiel zwischen dem 1. FC Köln und dem Branchenprimus FC Bayern München statt.

Vor allem diese Partie habe dafür gesorgt, dass die Stadt Villingen-Schwenningen in ganz Deutschland im Munde gewesen sei, sagt Arash Yahyaijan, Vorstand Sport bei den Nullachtern. „Dass so lange kein Live-Fußball mehr verfolgt werden konnte, hat bestimmt auch zu dem hohen Interesse beigetragen“, vermutet er. Im Verein sei man mit beiden großen Spielen sehr zufrieden, das betreffe sowohl die Vorbereitung und Planung als dann auch die Veranstaltung selbst: „Alles hat einwandfrei geklappt.“

Von den Gästen des FC Schalke 04 haben die Villinger „viel Lob für unser Stadion“ bekommen. In Nordrhein-Westfalen gebe es solche Spielstätten bei Oberligisten nicht. In Sachen Vorbereitung griff der FC 08 laut Yahyaijan auf die Erfahrungen der Vergangenheit zurück, er verweist auf das DFB-Pokalspiel im Jahr 2019 gegen Fortuna Düsseldorf. Dieses wurde – anders als 2016 gegen Schalke – ebenfalls im heimischen Friedengrund-Stadion ausgetragen und habe somit als Gradmesser herangezogen werden können. „Andreas Flöß als Veranstaltungsleiter hatte alles in der Schublade, aber jedes Spiel ist natürlich anders. Und dieses Mal kamen die Corona-Auflagen neu hinzu“, verdeutlicht der Vorstand Sport.
Die Yahyaijans – ein Familienunternehmen?
Was den Medienvertretern beim Spiel gegen Schalke besonders zu imponieren schien, ist die Tatsache, dass mit Arash, dessen Sohn und Cheftrainer Marcel, und dem Stürmer Kamran – auch ein Sohn des Sportvorstandes – gleich drei Yahyaijans maßgeblich am Wirken des FC 08 Villingen beteiligt sind. „Wir sind kein Familienunternehmen, sondern nur drei von vielen. Ich bin ein Teamplayer“, möchte Arash Yahyaijan klarstellen. Das eine oder andere Medium habe die familiäre Situation zu stark in den Mittelpunkt der Berichterstattung gerückt, „das hat mir nicht gefallen“.

Angetan war der Sportvorstand dagegen von Schalke-Trainer Dimitrios Grammozis, wenn er sagt: „Er hat mir richtig gut gefallen, er ist sehr nett.“ Zu Friedhelm Funkel, damals auf der Trainerbank von Fortuna Düsseldorf, habe Yahyaijan beim DFB-Pokalspiel 2019 nicht so den Draht gehabt, verrät er.
Katalanischer Starauflauf im Öschberghof
Fast schon Routine sind die Auftritte vielumjubelter Fußballstars für die Verantwortlichen des Öschberghofs in Donaueschingen. Deshalb sei das dort abgehaltene Trainingslager des FC Barcelona „für uns nichts Außergewöhnliches“, sagt Geschäftsführer Alexander Aisenbrey. Schließlich sei der große FC Bayern drei Mal in dem Luxusresort zu Gast gewesen, dazu auch bereits Borussia Dortmund. „Das war im Ablauf jetzt nichts anderes: Zweimal am Tag ist Training, ein Tag ist frei, dann gibt es mal noch Mannschaftsveranstaltungen. Es ist zwar kein business as usual, aber wir sind da auch nicht ehrfürchtig oder so etwas“, erklärt Aisenbrey. Quasi der einzige Unterschied: Die Truppe des FC Barcelona sei mit 30 Personen mehr angereist als zuvor andere Teams. Und man habe sie stark abschotten müssen.

Die Frage aller Fragen, die sich nach dem Besuch der Katalanen viele Fußballfans stellen: Kommt der FC Barcelona denn wieder? „Das kann ich so nicht sagen, ich weiß ja auch nicht, ob es nächstes Jahr einen Lockdown gibt oder ob am Dienstag die Sonne scheint“, antwortet der Öschberghof-Geschäftsführer mit einem Schmunzeln. Sowohl bei Köln als auch bei Barça habe es nirgendwo gehakt, das sei schon mal eine gute Grundlage für ein Wiedersehen. „Wir haben hervorragende Rückmeldung bekommen und es wurde von beiden Klubs zumindest in Aussicht gestellt, nächstes Jahr wiederzukommen“, wird Aisenbrey dann doch noch etwas konkreter. Barcelona habe selten so ein gutes Trainingslager gehabt wie in Donaueschingen, habe es geheißen.
Letzten Endes nehme er es aber ohnehin stets so, wie es komme. Und deswegen antwortet Aisenbrey auf die Frage, ob er oder seine Mitarbeiter von nun an Fans des FC Barcelona sind, ganz diplomatisch: „Wir sind immer Fan von dem Verein, der bei uns sein Trainingslager abhält. Wenn nächstes Jahr Real Madrid kommt, dann sind wir Fans von Real Madrid.“

Ein Lob möchte der Geschäftsführer dem Landratsamt aussprechen, das in Bezug auf die Corona-Verordnung super reagiert und somit das gesicherte Kommen des FC Barcelona erst möglich gemacht habe. Und der Bauhof der Stadt Donaueschingen stellte Aisenbrey zufolge 50 Gitter kostenlos bereit. „Was immer ein Thema ist: Wie viele Fans kommen? Aber auch das hielt sich in Grenzen“, sagt er. Die meisten Fans seien damals – weit vor Corona – aufgeschlagen, als der FC Bayern sein Trainingscamp abgehalten habe: „Da hatten wir täglich 1000 bis 1500 Menschen hier.“
Doch nicht alles rosig?
Nicht begeistert zeigt sich Alexander Aisenbrey jedoch darüber, dass man sich an einigen Stellen mit den Rosen anderer schmücken würde. „Alle freuen sich, dass Teams wie Barcelona oder Köln kommen, aber das ist nur wegen dem Öschberghof so“, sagt er selbstbewusst. Dies werde allerdings von der einen oder anderen Seite nicht entsprechend gewürdigt, die Wertschätzung bliebe auf der Strecke. Wenn – wie laut Aisenbrey geschehen – Absprachen nicht eingehalten würden, müsse sich der Geschäftsführer nächstes Mal Gedanken darüber machen, wie andere Lösungen aussehen könnten. Wen er damit konkret meint, möchte er nicht öffentlich kundtun.
Vonseiten des SV Aasen heißt es, während des Trainingslagers herrsche ein permanenter Austausch mit dem Öschberghof. Dabei geht es laut des Vorsitzenden, Rainer Hall, im Wesentlichen um Kleinigkeiten, etwa wann die Mannschaft vom Hotel in Richtung Platz fährt. Beim Barça-Camp habe das Luxusresort die Platzpflege übernommen, beim 1. FC Köln der SV Aasen.
„Für uns als Verein war das Trainingslager des FC Barcelona nicht so aufwendig, weil die Öffentlichkeit ausgeschlossen war“, berichtet Hall. Dafür habe man mehr mit der Vorbereitung zu tun gehabt, beispielsweise mit der Umzäunung. „Bei den Kölnern haben wir bewirtet und die Öffentlichkeit war zugelassen“, schildert der Vorsitzende des SV Aasen den zentralen Unterschied. Er könne verstehen, dass es bei den Katalanen noch einmal schärfer zugehe, was die Regeln anginge. „Und hätte man das überhaupt verantworten können in Zeiten von Corona, dass jedes Training öffentlich ist und viele Menschen anlockt?“, fragt sich Rainer Hall.
Bis auf einen Tag sei das Wetter während des Aufenthalts der Katalanen gut gewesen, doch selbst starke Regenfälle könnten die Plätze gut verkraften. „Die Spieler fanden es bestimmt auch angenehm, wenn nicht immer 35 oder 40 Grad herrschen. Das ist vielleicht auch ein Grund, wieso das Team nicht in Barcelona bleibt für ein Trainingslager“, so Hall weiter. Gut gefallen habe dem Besuch zudem, dass der kurze Weg vom Hotel zum Sportplatz per Golf-Caddy zurückgelegt werden konnte. „Wünschenswert wäre dagegen gewesen, wenn man im Vorhinein etwas mehr darüber erfährt, was man darf und was nicht. Uns als Verein wurde einiges zurückgehalten, aber das ist womöglich Teil des Sicherheitskonzeptes.“
Ob es bei Rainer Hall Momente gibt, die in Erinnerung bleiben? „Mein größter Wunsch war, dass unsere Jugendabteilung mal bei einem Training zuschauen darf. Das ging dann in einem etwas abgespeckten Rahmen, mit höchstens 60 Personen“, sagt er. „Wir waren dann mit Aasener Kindern vor Ort, sie durften ein komplettes Training verfolgen. Ich denke, das bleibt den Kindern und Jugendlichen für immer in Erinnerung.“
Und hier noch einige Instagram-Posts des FC Barcelona, die einen Eindruck geben, wie spaßig ein Trainingslager sein kann: